Gerade verteuert sich der Kaffee in Deutschland. Seit Corona und der Ukraine-Krise hat sich der Preis zum Beispiel für einen Coffee to go zumindest gefühlt mindestens verdoppelt. Doch wie sieht der deutsche Kaffeepreis im Vergleich zum Ausland aus? Numbeo, die weltweit größten Datenbank für Lebenshaltungskosten, ermittelte aktuell für verschiedene ausgewählte Länder bezogen auf die jeweiligen Hauptstädte und vergleichbare Großstädte die Preise für einen normalen großen Cappuccino in einem Café, Restaurant oder einer anderen Verkaufsstelle für Kaffee. Hier eine Auswahl.

Den billigsten Preis für eine normale Tasse Cappuccino ermittelte Numbeo in der libyschen Hauptstadt Tripolis, wo eine Tasse nur 55 Cent kostet. Der Durchschnittspreis aller Städte liegt bei 3,24 US-Dollar pro Cappuccino oder umgerechnet rund 3,10 Euro. In Äthiopien zum Beispiel, dem viertgrößten Kaffeeanbauland der Welt, koste ein Cappuccino in Addis Abeba im Durchschnitt nur 1,12 Euro. Vor allem Kleinbauern haben dort mit dem neuen europäischen Lieferkettengesetz größte Probleme. So darf Kaffee nur dann in die EU importiert werden können, wenn sie keine Entwaldung und Waldschädigung verursacht haben. Die Schwierigkeit dabei ist, dass dieser Nachweis für Kleinbauern kaum zu erbringen ist. Das und gestiegene Transportkosten sorgen in Äthiopien für einen relativ hohen Cappuccino-Preis. Und somit für die meisten Bürger unerschwinglich.

Im drittgrößten Erzeugerland Kolumbien hingegen profitiert man vom gestiegenen Kaffeepreis auf dem Weltmarkt. Über eine halbe Millionen Familien sind im Land an der Nordspitze Südamerikas direkt oder indirekt vom Kaffeeanbau abhängig. Vergleichsweise günstig ein Cappuccino in einem Café in Bogotá, der in der Regel mit nur 1,44 Euro zu Buche schlägt.

Vergleichsweise günstig ist der Cappuccino auch in dem Land, in dem das Getränk erfunden wurde: Italien. Selbst im sonst teuren Rom kommt ein Cappuccino im Durchschnitt auf nur 1,49 Euro. Hinter dem billigen Kaffee in Italien stecken mehrere Gründe. So übernehmen Röster beispielsweise die Einrichtungskosten für Bars, solange die Betreiber deren Bohnen abnehmen. Außerdem wird in Italien so viel Kaffee getrunken, dass das Geschäft trotzdem rentabel ist. Und schließlich würden die italienischen Konsumenten einen höheren Preis ablehnen. Venedig dürfte hier die Ausnahme sein, die die Regel bestätigt.

Brasilien ist mit knapp 40% Anteil am Welthandel der größte Kaffeeproduzent der Welt. Auch wenn das Land extrem unter den Folgen des Klimawandels leidet, kann sich der Cappuccino-Preis in São Paulo bei umgerechnet 1,68 Euro halten. Anders in Vietnam, im Ranking der Kaffeeanbauländer auf Platz zwei. Hier beschweren sich die Menschen über inzwischen stetig steigende Preise, obwohl der Cappuccino in Ho-Chi-Minh-Stadt noch moderate 1,76 Euro kostet.

Im fünftgrößten Erzeugerland Indonesien ist Milchkaffee mit Palmzucker das erklärte Lieblingsgetränk der Nation. In Jakarta kostet ein Cappuccino nur 2,19 Euro. Offenbar drückt der ruinöse Wettbewerb durch fliegende Kaffeehändler, die das Getränk zu Billigpreisen anbieten, den Preis auch in den Cafés nach unten. In Russland hat der Ukraine-Krieg die Kaffeelandschaft nachhaltig verändert. Westliche Ketten und Unternehmen haben sich vom Markt zurückgezogen und wurden durch russische ersetzt. Die können mit der Qualität aber bei weitem nicht mithalten, bei gleichzeitig steigendem Preis. Der liegt für einen Cappuccino in Moskau bereits bei 2,38 Euro, wird aber in den nächsten Monaten voraussichtlich um 30 Prozent anziehen.

Mexiko ist der zehntgrößte Kaffeeproduzent der Welt. Dennoch müssen große Mengen an Bohnen importiert werden, um die Binnennachfrage zu decken, was die Preise in die Höhe treibt. In Mexiko-Stadt kostet ein Cappuccino fast so viel wie in Deutschland, nämlich drei Euro. In Berlin zum Beispiel kommt eine Tasse Cappuccino im Durchschnitt auf 3,65 Euro. Berliner können sich damit trösten, dass der Cappuccino in München aktuell bereits 3,80 Euro kostet. Aber damit liegt die Hauptstadt Bayerns immer noch unter dem Nachbarland Österreich: in der Kaffeehaus-Hochburg Wien kostet ein Cappuccino genau wie in Paris 4,06 Euro.

Ganz weit vorne beim Kaffeekonsum sind die skandinavischen Länder. In Norwegen werden pro Kopf und Tag etwa zweieinhalb Tassen Kaffee – Babys und Kleinkinder mitgerechnet. Ein nicht ganz billiges Vergnügen: in Oslo muss man für einen Standard-Cappuccino im Schnitt 4,13 Euro hinblättern. Kleiner Trost: Alkohol ist dort deutlich teurer! Hochpreisig geht es auch in London zu. In der Hauptstadt Großbritanniens muss man derzeit für eine Tasse Cappuccino umgerechnet 4,53 Euro investieren. Noch, denn Analysten erwarten einen Preisanstieg innerhalb der nächste drei Jahre auf etwa sechs Euro.

Heute schon so teuer ist ein Cappuccino in den USA. Hier wird der Preis von den großen Kaffeeketten wie Starbucks diktiert. Und der liegt aktuell in New York bei umgerechnet 5,64 Euro. Auch im schweizerischen Zürich liegt er mit 5,82 Euro pro Tasse noch knapp unterhalb der Sechs-Euro-Marke. Die hat man im dänischen Aarhus bereits erreicht. Einerseits werden in Dänemark hohe Löhne gezahlt, andererseits müssen die auch in der Gastro gezahlt werden. Die und ebenso gestiegene Rohstoff- und Energiekosten treiben den Kaffeepreis nach oben. Das könnte uns hierzulande auch noch blühen.
Quelle: Numbeo, Love Money; Bildrechte: Titelbild von Pexels auf Pixabay, Bild von John Iglar auf Pixabay, Bild von Leonel Barreto auf Pixabay, Bild von Sharon Ang auf Pixabay, Bild von MrBinZ auf Pixabay, Bild von Ngo Minh Tuan auf Pixabay, Bild von congerdesign auf Pixabay, Bild von Pexels auf Pixabay, Bild von Engin Akyurt auf Pixabay.
Sehr interessant, danke! Habe mal gehört, dass der Kaffee in der Gastronomie in Italien staatlich subventioniert wird wie ein Grundnahrungsmittel 😉.
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Höhere Preise würde der Römer gar nicht akzeptieren…
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Pretty images
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Thanks.
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You are welcome
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…und wieder ein Grund mehr nicht über den großen Teich zu fliegen, der Kaffeepreis. *lach*
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Unbedingt!
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Naja, grundsätzlich hemmt mich vor allem die Flugzeit, das lange Rumsitzen und dann noch die eventuellen Platzverhältnisse am Sitzplatz. Mit immer noch gut über 1,8 Meter in der Höhe sowie der einen oder anderen körperlichen Baustelle sind das nicht gerade einladende Umstände.
Reizen würde mich aber tatsächlich New York. Ist aber auch nicht so heftig das ich sagen würde muß ich hin.
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New York fände ich auch sehr interessant. Trotzdem zieht es mich momentan mehr nach Hellas. Vielleicht sagt mir auch die derzeitige Regierung in Übersee nicht zu.
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Ja wenn ich die Wahl hätte, dann wäre auch eher was mit Griechenland auf dem Plan. Und politisch ist ja zur Zeit einiges fragwürdig bis sehr fragwürdig.
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💛
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