Da hat man sich im Urlaub in genau diesen Kaffee verliebt und Alfredo, Alexis oder Ansgar so lange damit genervt bis der Barista aus Napoli, der Kneipenbesitzer auf Rhodos oder der hippe Barista in Stockholm uns endlich die Marke verraten hat und jetzt – wieder daheim angekommen – schmeckt das Dreckszeug nicht einmal annähernd so gut. Hat man uns, dem gutgläubigen Touristen, etwa minderwertige Ware angedreht?

Nein! Wir sind nur Opfer unserer Wahrnehmung geworden. Denn als ein Ergebnis aus der Wahrnehmungspsychologie steht fest: die Atmosphäre ist weit wichtiger, als das Aroma. Das geht so weit, dass Probanden Kaffee sogar anders beurteilt haben, wenn eine andere Musik im Hintergrund gespielt wird. In Experimenten konnten Forscher der Universität Oxford nachweisen, dass die Tonhöhe der dargebotenen Musik die Wahrnehmung des Geschmacks verändern kann: hohe Töne entsprechen süßem Geschmack, tiefe Töne bitterem Geschmack. Dieser Effekt lässt sich auch mit Kaffee nachstellen – selbst einzelne Töne können den Geschmack beeinflussen.

Was wir daraus lernen können? Zuerst einmal sollten Betreiber von Cafés auf die passende Musikauswahl achten. Eine gefällige, entspannte Hintergrundmusik kann das positive Geschmackserlebnis positiv verstärken, Heavy Metal, Vicky Leandros oder Zwölfton-Musik könnten es eher trüben. Doch zurück zu unserem Kaffee-aus-dem-Urlaub-Dilemma: das kann doch nur funktionieren, wenn wir statt mit hoher Erwartung mit geballter Kreativität an die Sache rangehen. Erstmal auf Youtube einen Sampler mit landestypischer Popmusik raussuchen, oder halt dem, was bei unserer Kaffee-Epiphanie gerade so gespielt wurde. Sassen wir in einem Straßencafé? Raus auf die Terrasse! Auch ein Hauch von Skandinavien lässt sich mit etwas Hygge, einer Kerze und Unmengen Kissen simulieren! Jetzt die Augen schließen und in Erinnerungen schwelgen. Selbst, wenn sich das Erlebnis nicht vollständig nachbauen lässt, etwas Urlaunsfeeling können wir so erzeugen. Und schon schmeckt uns der Urlaubs-Kaffee besser…
Die Atmosphäre ist ein ganz wichtiger Faktor, gar keine Frage.
Was auch eine Rolle spielt: Die wenigsten von uns haben die Geräte zuhause, die so perfekt auf den jeweiligen Kaffee eingerichtet sind, wie es ein Cafe hat.
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Es geht schon mit den Grundlagen los: anderes Wasser, anderen Zucker, andere Milch.
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Genauso erging es mir mit Kinnie, dem alkoholfreien „Nationalgetränk“ Maltas, einer Limonade bestehend aus Auszügen von Chinotto (Bitterorangen) und Wermutkräutern. Auf Malta bin ich fast süchtig nach dieser Brause gewesen, also habe ich mir ein paar Flaschen nach Hause mitgenommen. Und verstand schon bald nicht mehr, warum ich von diesem Getränk zwei Wochen lang dermaßen angetan gewesen bin. 😉
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Ich kenne diese Limo aus Italien. Lecker!
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Oder einfach nur die Erinnerung mit ins Gepäck nehmen. 😉
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Oder so.
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Das Wasser spielt ja auch oft eine Rolle, oder die Gerüche der Umgebung. Aber die Idee mit der Musik könnte ich mir schon auch als wirksam vorstellen.
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Ich mache meinen griechischen Kaffee gerne aus griechischem Flaschenwasser. Und den Zucker habe ich mir natürlich mitgebracht.
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Interessant! Auch mitgebrachten Wein schmeckt oft nicht so gut wie im Urlaub. Der Effekt zeigt, dass es auch beim Kaffee nicht nur am Wasser liegen kann.
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Wein ist übrigens sehr empfindlich und beschwert sich schon über den Transport. Andere Temperatur, anderer Luftdruck und natürlich das fehlende Urlaubsambiente tuen dann ihr Übriges. Bekannte von uns fanden in jedem Urlaub ihren neuen Lieblingswein, kauften ihn kistenweise und brachten ihn nach Deutschland, nur um dann Zuhause enttäuscht zu sein.
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Astrological noir
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Nämlich gilt übrigens nicht nur für Kaffee. Bei Wein habe ich das auch mehrfach erlebt, dass der auf der Terrasse im Urlaub getrunken Wein daheim, ebenfalls auf der Terrasse getrunken, so gar nicht schmeckt.
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Das liegt vielleicht auch an den Erwartungen. Ich versuche mir mit mitgebrachten Lebensmitteln immer die Urlaubserinnerungen wach zu halten. Das gelingt mit der passenden Musik ganz gut.
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💙💚💛
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Wenn man das Wasser , die Maschine und den Luftdruck importiert….
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