Milchkaffee international XXL – Asien

Gestern haben wir uns verschiedene Milchkaffee-Variationen in Europa angesehen. Heute machen wir mit Asien weiter. Auch hier gibt es viele tolle Ideen – zum Staunen oder Nachmachen.

Indien – Beaten Coffee

Nette Überraschung zu Weihnachten: eine Dose mit indischem Instant Coffee von Golden Bean! Selbiger ist sehr fein und ebenso kräftig. Aber das wäre nur die halbe Geschichte: indischer Instant Coffee wird auch anders zubereitet!

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Zuerst das Originalrezept für die indische Kaffee-Variante „Beaten Coffee“: Pro Tasse etwa ein Kaffeelöffel Instantkaffee-Pulver pro Tasse und ein großzügiger Löffel Zucker in eine Tasse geben mit ein paar Löffeln heißem Wasser. Lange und ausdauernd mit dem Löffel schlagen, bis die Masse schaumig wird und hell wird. Das kann bis zu 20 Minuten (!) dauern. Mit einer dreiviertel Tasse heißer Milch aufgießen. Zwischen zwei Tassen oder anderen Gefäßen mehrfach hin und her schütten, bis das Kaffee-Milch-Gemisch leicht cremig wird und das Volumen auf eine Tasse angewachsen ist. Nimmt man richtig heiße Milch – Vorsicht! – dann ist die während des Umschüttens auf trinkbare Temperatur abgekühlt. Fertig ist der बीटन कॉफी – phenti hui – der geschlagene Kaffee.

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So habe ich das natürlich nicht gemacht. Es gibt für technisch ausgestattete Westler eine weit einfachere Möglichkeit: Also: ein Kaffeelöffel Instantkaffee und Zucker in eine Tasse und etwas heißem Wasser verrühren. Jetzt mit dem kleinen Mixer etwa zwei Minuten aufschäumen, bis die Masse schön hell und schaumig ist. Nun eine dreiviertel Tasse heiße Milch dazugeben und mit der Masse verrühren. Statt des Hin- und Herschüttens mit dem Mixer soweit aufschäumen, dass die Tasse voll ist. Jetzt genießen. Wer will, der kann oben auf den Schaum etwas Kakaopulver oder Kaffeepulver geben.

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Die in Indien am häufigsten verkaufte Marke ist Bru. Dieser Instant-Kaffee ist aber mit Zichorie gestreckt – Zichorie kennen wir vom Caro-Kaffee. Der Instant-Kaffee von Golden Bean besteht zu 100% aus Kaffee. Indische Hausfrauen schlagen übrigens immer mehrere Portionen der Kaffee-Zucker-Masse auf einmal auf. Sie ist gut verschlossen im Kühlschrank bis zu einer Woche haltbar. Egal, für welche Art der Zubereitung man sich entscheidet, in beiden Fällen bekommt man einen authentischen Indian Instant Coffee. Und eine schöne, exotische Milchkaffee-Variante!

Vietnam – Phin-Kaffee

Vor über 100 Jahren brachten die Franzosen Kaffee nach Vietnam und die Vietnamesen haben daraus etwas ganz Eigenes gemacht: Cà Phê Sữa Dà. Dieser starke Kaffee wird mit süßer Kondensmilch und Eiswürfeln zubereitet. Durch einen speziellen Metallfilter, dem Phin, tropft heißes Wasser langsam über die gesüßte Kondensmilch und sammelt sich in einem Glas zu einem kräftigen, espressoähnlichen Kaffee. Der vietnamesische Phin ist ein meist aus Edelstahl gefertigter Kaffeefilter. Der Phin ist ein Tassenaufsatz, der direkt auf das entsprechende Trinkgefäß aufgesetzt werden kann. Der traditionelle, mit dem Phin zubereitete Kaffee heißt in der Landessprache Cà Phê Nâu Dà, was übersetzt einfach‚ brauner Kaffee‘ bedeutet. In Verbindung mit der gesüßten Kondensmilch wird daraus der hier beschriebene Cà Phê Sữa Dà.

Für einen echten Vietnam-Kaffee – den Kaffee aus dem Phin – muss man nicht bis nach Asien reisen! Man bekommt ihn auch in München, zum Beispiel im Café Hanoi am Sendlinger Partnachplatz. Für Freunde von cremigem, süßem Kaffee ein Genuss! Der bittere Kaffee mit leichten Schokoladennoten mischt sich perfekt mit der gesüßten Kondensmilch. Wunderbar!

Australien – Flat White

Ein Trend erobert unsere Kaffeebars: der Flat White. Genau genommen handelt es sich um eine Variation des Cappuccinos, der oft mit Latte Art verschönert wird. Er wird zumeist in einer Cappuccino-Tasse serviert und besteht aus einem Espresso oder einem doppelten Espresso Ristretto – einer konzentrierten Espresso-Variante – mit feinporig aufgeschäumter Milch. Durch die Verringerung der Wassermenge und der Espresso-Durchlaufzeit wird der Ristretto stärker. Während beim Milchschaum für einen Cappuccino viel Luft in die Milch schäumt, versucht man für einen Flat White nur wenig Luft in die Milch einzuarbeiten. Dadurch bleibt die Milch flüssiger. Auch wird dem Flat White kein Milchhaube aufgesetzt. Die etwa einen halben Zentimeter dicke Milchschicht soll flach mit dem Rand der Kaffeetasse abschließen. Ideale Voraussetzungen für die Verzierung mit Latte Art.

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Der Name für das Trendgetränk kam in den 1980er Jahren in Australien und Neuseeland auf. Zu seiner Verbreitung in Europa trug die Aufnahme des Flat Whites in das Angebot der Kaffeeketten Starbucks und Costa Coffee bei. Der Reiz an der Cappuccino-Variation liegt nicht nur in dem intensiven Espresso-Geschmack, sondern auch daran, dass der Barista seine Latte-Art-Fähigkeiten unter Beweis stellen kann. Mit diesem Blick in die moderne Barista-Praxis endet unsere Reise durch die Welt des Milchkaffees. Der Teufel steckt – wie so oft – im Detail. Auch, wenn sich die Zubereitungs-Arten oft nur durch Nuancen unterscheiden, die Unterschiede gibt es. Wer will, der kann sich jetzt auf die Suche nach seinem Lieblings-Milchkaffee machen. Viel Spaß beim Ausprobieren!

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Bildrechte: Deutscher Kaffeeverband/Bente Stachowske (Titelbild), Costa Coffee (Bild 5), übrige Bilder: CoffeeNewsTom.

10 Gedanken zu “Milchkaffee international XXL – Asien

  1. Etwas zu viel Arbeit für den morgendlichen Kaffe vor der Arbeit. Aber diese Arten der Zubereitung machen den Kaffe vermutlich zu einem wahren Genuss. Sollte ich vieleicht mal versuchen…

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  2. Hm. In meiner Wahrnehmung klopfen die Vietnamesen – eben wegen eines Mangels an Milchkühen – ein Ei in den Kaffee. Aber da mag es noch viele Varianten geben. Geschüttel oder gerührt, um auf die anderen Kommentare einzugehen. Man kann in unseren Breiten meist schon davon ausgehen, dass es Kuhmilch ist, die im Kaffee rumschwimmt.

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