Der Abend senkt sich über die Insel. Die Fähren mit den Tagestouristen haben abgelegt und sind in den Sonnenuntergang davongefahren. Jetzt kommen langsam die Einheimischen aus den Häusern zusammen mit den Touristen, die zumindest über Nacht bleiben. Jetzt ist die Zeit gekommen um sich eine schöne Taverne fürs Abendessen zu suchen. Dabei sind wir nicht alleine. Es ist Karfreitag und es sind viele, die sonst außerhalb von Patmos leben, für die Ostertage heimgekehrt.

So schlendern wir durch die Gassen und über die kleinen Plätze der verwinkelten Altstadt. Wir lassen uns treiben und stehen schließlich vor der Taverne Pantelis, eine Traditionelle Taverne nahe der Hafenpromenade. Auch, wenn uns der Tag mit Sonne verwöhnt hat, für ein Abendessen im Freien ist es noch etwas zu frisch. Unsere Wahl für den Starter fällt auf traditionelle kleine mit Käse gefüllte Teigtaschen. Den griechischen Namen habe ich mir wohl nicht notiert oder ich weiß nicht mehr wo.

Nicht verfügbar war leider der Wein von der Insel. Ein sehr rares Gut und offenbar noch nicht geliefert – wir befinden uns ja unmittelbar am Saisonstart. Ein alternativer Wein ist schnell gefunden, schließlich muss ich ja heute nicht mehr fahren. In Skala kann man wirklich alles zu Fuß erledigen. Waren noch die Hauptspeisen zu wählen. F. konnte sich für den fangfrischen Fisch begeistern, ich selbst entschied mich, trotz Karfreitag, für Soutzoukakia, Hackfleischwürstchen in Tomatensauce.

Dazu natürlich der unvermeidliche griechische Salat. Doch damit war der Abend noch nicht am Ende! Wir schlenderten nach vollendetem Mahl noch durch die Altstadt und bewunderten die hübschen Auslagen der Geschäfte. Besonders ein Schaufenster mit leckerem Nachtisch hat es uns angetan. Die Verführung war auch einfach zu verlockend!

Eigentlich waren wir schon auf dem Weg zurück nach Hause, als ich auf das Treiben vor und in einer Kirche aufmerksam wurde. Hier bereitete man sich offensichtlich auf die Periforá, die Karfreitagsprozession vor. Dabei wird das Epitáfio als Symbol für den Sarg Christi feierlich um die Kirche getragen – unter großer Anteilnahme der Gemeinde. Wir betraten die Kirche und versanken für einige Zeit den den Lithurgien der orthodoxen Gesänge. Es war ein einziges Kommen und Gehen, Kerzen wurden angezündet und Gebete gesprochen. Auch einige Uniformierte waren zu sehen: Feuerwehleute, Polizisten und Soldaten. Es schien, als wäre die ganze Gemeinde hier versammelt. Nach diesem Moment der inneren Einkehr ging dann alles ganz schnell: einige Männer hoben das Epitáfio an und trugen es aus der Kirche, allen voran die Priester gefolgt von den Gläubigen.

Wir schlossen uns der Prozession an und folgten ihr wortlos für einige Zeit. Diese führte zum Hafen und verweilte dort für einige Zeit. Ein schöner und weihevoller Moment. Das Epitáfio wurde zurück in die nun leere Kirche getragen, die Menge zerstreute sich und auch für uns wurde es Zeit um nach Hause zu gehen. Eine schöne Einstimmung auf das folgende Osterfest an einem ganz besonderen Ort, nämlich auf der heiligen Insel Patmos.
Taverna Pantelis, Skala, Patmos, Griechenland; Öffnungszeiten: täglich 12:00 – 23:00 Uhr.
Ich hätte auch den Fisch genommen. NIcht nur wegen des Tages – siehe mein Kommentar zu den Orten, aber eben auch den Sitten, die anrühren, würdig erscheinen – sondern auch, weil er lecker aussieht. Wenn man schon am Meer ist! Doraden!
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Unbedingt!
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Was für ein aufregender Abend! Das findet man in keinem Reiseführer. 😃
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