So trinkt man Kaffee in Finnland

Im Finnischen gibt es für alles einen eigenen Begriff. So ist das finnische Wort für „sich zu Hause in Unterhosen betrinken“, nämlich „Kalsarikännit“. Das Wort beschreibt das gemütliche Betrinken allein in der eigenen Unterwäsche, ohne die Absicht, das Haus zu verlassen, und ist mit einem Gefühl der Freude und Entspannung verbunden. Man könnte es auch als Entspannungstechnik bezeichnen. So verwundert es auch nicht, dass die Finnen für Kaffeetrinken verschiedene Worte kennen. Der Morgenkaffee heißt „Aamukahvi“, der am Vormittag „Aamupäiväkahvi“. Nachmittags gibt es „Iltapäiväkahvi“ und nachts sogar den „Yökahvi“. Nicht zu verwechseln mit der „Kaffeepaussi“ oder „Kahvetauko“, die Kaffeepause während der Arbeit mit Kollegen. Die ist den Finnen so wichtig, dass sie ihnen sogar gesetzlich zusteht: täglich zweimal 15 Minuten.

(c) Jussi Hellsten

Meist konsumieren die Finnen helle Röstungen, auch Khavi genannt und trinken ihn schwarz. Manchmal auch mit einem Schuss Milch oder einem Würfel Zucker im Mund. Wobei in den vergangenen Jahren auch Milchkaffeespezialitäten wie Cappuccino und Latte Macchiato immer beliebter werden. Kaffee wird so wie auch bei uns in Deutschland gern zusammen mit Kuchen verzehrt. Und hier bekommt er wieder einen eigenen Namen: „Kakkukahvi“. Und wenn man die in Finnland beliebten Hefebrötchen, Pulla genannt, zum Kaffee nimmt, dann wird daraus schnell der „Pullakahvi“.

Der Kaffee setzte sich erst sehr spät in Finnland durch. Über Russland und Schweden bahnte er sich seinen Weg gen Norden. Erst nur als Getränk für die Oberschicht fand er schließlich seinen Platz in der ganzen Gesellschaft. Dank heller Röstung konnten die Kaffee­bohnen recht günstig in großen Mengen hergestellt werden. Viele Finnen kaufen Light Roast Kaffee­bohnen, um sie zu Hause selbst zu rösten und zu mahlen, wodurch sich vielleicht der bis heute hohe Kaffeekonsum in Finnland erklären lässt.

Denn in keinem anderen Land auf der Welt ist der Kaffeekonsum so hoch wie in Finnland. Der Pro-Kopf-Verbrauch liegt bei sagenhaften 12 Kilogramm im Jahr und damit bei doppelt so viel wie in Deutschland, wo im Durchschnitt etwa 5,5 Kilogramm Kaffee pro Jahr und Kopf aufbrüht werden. Selbst Italien, von vielen Menschen als das Kaffeeland schlechthin betrachtet, kommt auf „nur“ 6 Kilogramm Kaffee pro Kopf und Jahr. Gut 90 Prozent des finnischen Kaffeemarktes beliefert die Traditionsrösterei Paulig, die bereits 1876 von dem Deutschen Gustav Paulig gegründet wurde und wohl maßgeblich an der Verbreitung des Kaffees beteiligt war. Heute gibt es zusätzlich viele kleine finnische Röstereien, die stets und gern von Finnen genutzt werden oder man röstet nach wie vor daheim.

Und Gelegenheiten Kaffee zu trinken gibt es viele. Und da wären wir wieder bei den Bezeichnungen. „Läksiäiskahvi“ nennt sich der Abschieds-Kaffee und „Mitalikahvi“ ist der Kaffee, den man trinkt, wenn jemand beim Sport eine Medaille gewonnen hat. Es gibt auch den Reisekaffee „Matkakahvi“ und den Wahlkaffee. Das ist der Kaffee, den man sich holt, nachdem man in der Wahlkabine war. Der heißt dann „Vaalikahvi“. Und da die Finnen gern überall ihren Kaffee trinken, ist es nicht verwunderlich, dass sie ihn in der freien Natur beim Camping oder Spazierengehen genießen. Das Outdoor-Kaffeetrinken nennt sich dann „Kuksa“ und dafür gibt es natürlich eigene Kuksa-Tassen. Die sind aus Holz. Man kann sie kaufen, aber die meisten Finnen schnitzen sie sich lieber selbst.

Ob der Kaffeekonsum letztlich auch dafür verantwortlich ist, dass die Finnen schon sein Jahren den Glücks-Index anführen, das ist reine Theorie. Trotzdem darf hier ein Zusammenhang vermutet werden. Oberste Regel in Finnland ist, dass man sich für seinen Kaffee Zeit nimmt und man einen angebotenen Kaffee nicht ablehnt – vor allem von einer älteren Person. Außerdem sollte man die Tasse natürlich immer schön austrinken. In einer größeren Runde wird jeder warten, bis wirklich alle mit ihrem Kaffee fertig sind. Allerdings kann das eine Weile dauern…

Bildrechte: Visit Finland, Bild 4 (c) Jussi Hellsten. xx.6.2014. . jussihellsten.com & visithelsinki.fi; Quellen: wild-kaffee.com, coffee-perfect.de, happycoffee.org.

13 Gedanken zu “So trinkt man Kaffee in Finnland

  1. Das die Finnen Kaffeetrinker im allgemeinen sind wusste ich natürlich,
    meine ehemalige finnische Schwiegermutter in Spe.
    Trinkt nur Tee.
    Ich kann mich überhaupt nicht an Kaffee bei Ihr erinnern.
    Finnisch ist eine interessante Sprache.
    Und das die Finnen fur Saufen in Unterwäsche ein eigenes Wort haben war dich klar.
    Wusste ich auch irgendwie schon mal wo Du es so schreibst.😃

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      1. Da bist Du bei mir leider falsch.
        Ich kann nur
        „Rakastan sinua“ richtig aussprechen und schreiben.
        Das heißt „Ich liebe Dich.“ Mehr brauchte ich in den 9 Jahren mit nem Halbfinnen nicht.
        Und mit meiner finnischen Ex-Schwiegermutter habe ich gott sei Dank nichts mehr am Hut.
        Das war in dem Moment vorbei, als ich meinen Mann tod auffand.
        Ich bin froh drum,
        dass ich mit dieser Familie egal wem nichts mehr zu tun haben muss.😉

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          1. Im Nachhinein betrachtet,
            bin ich da ganz heil rausgekommen und ganz froh dass Wir 2005 nicht geheiratet haben wie wir es ursprünglich vor hatten und ich bin noch froher drum,
            dass wir keine Kinder hatten.
            Ich wäre diese Familie ja nie losgeworden wenn es da Enkel gegeben hätte.

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