Peloponnesisches Kaffeetagebuch: Mykene

Die Liste der mykenischen Könige ist lang und liest sich wie das Who-is-Who der griechischen Mythologie: Zeus-Sohn Perseus soll die Stadt gegründet haben. Ihm folgten Herrscher mit klangvollen Namen, wie Amphitryon, dem Hesiod, Sophokles, Molière und Kleist eines ihrer Werke widmeten, Eurystheus, der Herakles zwölf Prüfungen auferlegte, Atreus, der Erneuerer der Olympischen Spiele, Agamemnon, Anführer der Griechen im Trojanischen Krieg, oder Orestes, sein Sohn und Bruder der Iphigenie.

Laut den Epen Homers lag die „wohlgebaute, breitstraßige, goldreiche“ Stadt in einer beherrschenden Lage im „Winkel des rossenährenden Argos“. Hier wurde bereits seit der Jungsteinzeit gesiedelt, ob durchgehend bleibt unklar. Unbestritten ist aber, dass der Platz, den die Mykener für ihre Stadt wählten, strategisch klug gewählt wurde. Der zwischen zwei steilen Bergen liegende Burghügel ist zwar nicht besonders hoch, aber schwer zugänglich und von Weitem zwischen den umliegenden Bergmassiven nur schwer auszumachen.

Mykene liegt zudem an wichtigen Verkehrsverbindungen und profitiert von seiner Lage am Rand der fruchtbaren Ebene der Landschaft Argolis sowie von der Nähe zum Meer – es ist nur etwa 15 Kilometer entfernt. Einer griechischen Sage zufolge wurde die Stadt nach Mykene, der Tochter des Flussgotts Inachos benannt. Nach einer anderen Überlieferung gründete Perseus die Stadt Mykene. Auf einer Reise erfrischte sich der durstige und müde Held mit Wasser, das sich im Hut eines Pilzes gesammelt hatte oder von einem Schwamm aufgenommen worden war. An diesem Ort gründete er die Stadt, die den Namen des griechischen Wortes für Pilz – mykes – in sich trägt.

Im 18. Jahrhundert, während der sogenannten Grand Tour, erlebte Griechenland eine Art Renaissance als Ziel gebildeter Reisender, die die antiken Ruinen des Landes erforschten. Diese Reisebewegung war besonders von britischen und französischen Aristokraten geprägt, die auf der Suche nach Wissen und kulturellen Schätzen waren. Der Zugang zu den mykenischen Ruinen Mykene blieb jedoch zunächst noch relativ begrenzt. Zwar waren das monumentale „Löwentor“ und das „Schatzhaus des Atreus“ bekannt, doch der wahre Wert dieser Funde und ihre historische Bedeutung wurden noch nicht vollständig erkannt. Mit diesem Schatzhaus werden wir uns morgen näher befassen. Für viele Reisende war Mykene eher eine mystische, legendäre Stätte, die aus den Erzählungen Homers entsprang, als ein realer archäologischer Ort. Trotz der vergleichsweise geringen Beachtung im Vergleich zu den klassischen Ruinen wurden die mykenischen Relikte jedoch nie vollständig vergessen.

Der venezianische Ingenieur Francesco Morosini befreite 1700 die Mauern von Mykene vom jahrhundertealten Schutt und legte das „Löwentor“ wieder frei, was einen ersten Schritt in Richtung der Wiederentdeckung darstellte. Der französische Geistliche Michel Fourmont fertigte 1729 Zeichnungen der Ruinen an, und auch der französische Ingenieur Louis Fauvel nahm in den 1780er Jahren präzise Messungen des „Schatzhauses des Atreus“ vor, um dessen Größe, Proportionen und möglicherweise auch architektonische Details zu dokumentieren. 

1876 gelang es dem deutschen Archäologen Heinrich Schliemann, bei seinen Ausgrabungen in Mykene die berühmten Schachtgräber zu entdecken, die mit wertvollen Artefakten gefüllt waren, und so das volle historische Ausmaß des Ortes zu erkennen. Besonders bekannt wurde der Fund der Goldmaske, die Schliemann irrtümlich für die des legendären Königs Agamemnon hielt. Obwohl diese Identifikation später widerlegt wurde, trugen Schliemanns Entdeckungen maßgeblich dazu bei, die mykenische Kultur als eine der ältesten und fortschrittlichsten Zivilisationen Europas anzuerkennen. Durch seine Ausgrabungen in Mykene veränderte Schliemann das Verständnis der Frühgeschichte Griechenlands und legte den Grundstein für die moderne Archäologie in der Region.

Übrigens ist der Begriff der mykenischen Kultur ebenso nachträglich und willkürlich gewählt, wie der der minoischen Kultur auf Kreta. Als mykenische Kultur wird die griechische Kultur der späten Bronzezeit des südlichen und zentralen griechischen Festlands bezeichnet, die von ca. 1600/1550 v. Chr. bis ins 11. Jahrhundert v. Chr. bestand. Sie ist die erste bekannte Hochkultur des europäischen Festlands. Sie löste die Vorherrschaft der minoischen Kultur ab und endete mit dem Beginn der „dunklen Jahrhunderte“, eine Periode des Niedergangs mit Bevölkerungsrückgang und dem Verlust des zentralisierten Machtgefüges der Palastzeit, gefolgt vom Aufstieg des antiken Griechenlands mit der Entstehung von Stadtstaaten, den Polis, der Entwicklung von Demokratie und der Gründung von Kolonien. 

Für Freunde und interessierte Liebhaber der Antike ist Mykene ein ganz besonderer Ort. Außerhalb der Burganlage wurden bisher neun Kuppelgräber mit bienenkorbartiger Form entdeckt. Man nannte sie in der Frühzeit der Archäologie Schatzhäuser und der Begriff hat sich bis heute erhalten. Man gab ihnen zudem willkürlich gewählte Namen aus der Homerischen Ilias. Das bekannteste und am besten erhaltene Grab ist das Schatzhaus des Atreus, das ebenfalls um 1250 vor Christus datiert. Artreus gilt in der griechischen Mythologie als zeitweiliger Herrscher von Mykene. Später soll Atreus aus Mykene geflohen sein. Mykene beflügelt die Fantasie. Bereits um 1700 war Mykene als wichtige antike Stätte bekannt. Ein venezianischer Ingenieur ließ das Löwentor freilegen. 

Durch dieses Löwentor betrete ich die Festung Mykene. Der eindrucksvollste Bereich dürfte hier und auf dem Festungsberg liegen. Hier finden sich auch die meisten halbwegs intakten Mauern. Betörend auch wieder die Aussicht vom höchsten Punkt der Festung. Es lässt sich leicht nachvollziehen, weshalb spätere Kulturen kaum glauben konnten, dass ihre Vorfahren zur Errichtung solcher Mauern imstande waren. Zum Teil riesige Steine, die ohne Mörtel fugenlos verbaut wurden. So entstand der Glauben, dass es Zyklopen, einäugige mythische Riesen gewesen sein mussten, die das erschaffen haben.

Quellen: Wikipedia, Wikivojage, kavalierstour.de, skr.de.

2 Gedanken zu “Peloponnesisches Kaffeetagebuch: Mykene

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