Das nächste Ziel führt uns hoch hinauf! Hier ist schon fast der Weg das Ziel, denn schließlich ist schon der eindrucksvoll genug. Verlassen haben wir den Trubel an der historischen Ausgrabungsstätte der antiken Stadt Korinth. Kaum hat man das Dorf Archea Korinthos verlassen, verwaist die Landschaft. Je höher man kommt, desto unwirtlicher wirkt die Szenerie.

Und es geht auf 575 m hohen Tafelberg. Hier scheint es krallen sich die Mauern unterschiedlichster Zeiten tollkühn in den nackten Fels. Wie ein Adlerhorst in schwindelerregender Höhe. Schweift der Blick vom dicht besiedelten Küstenstreifen ab, dann gleitet er über einen menschenleere Ödnis. Wie ein Zacken ragt der Nachbarfels in die Höhe und auch hier lassen sich die Zinnen einer Festung im Nachmittagsdunst erahnen.

Eine scharfe Linkskurve, eine lange gerade und vor einem erscheint in der goldenen Sonnte das untere Torhaus der Festung, unwirklich wie eine Gralsburg oder eine Fata Morgana. Fast erwartet man gleich in die grimmigen Gesichter geharnischter Krieger zu blicken, starr von Waffen und mit blitzenden Helmen und Speeren. Doch zu unserem Glück ist die Festung verlassen. Müssten wir uns den Weg erst freikämpfen, dann wäre das ein unmögliches Unterfangen.

Die strategisch günstige Lage machte man sich vermutlich schon in der Jungsteinzeit zu nutze. Außerdem sichern Quellen die Frischwasserversorgung auf dem Hochplateau. Vom Akrokorinth aus konnten der Isthmus von Korinth und dessen fruchtbare Ebenen überwacht werden. Die Wahl dieses Standortes stellte sich als hervorragend geeignet heraus, da die später ausgebaute Festung der Bevölkerung und ihren Herrschern bis ins späte Mittelalter diente.

Die ältesten Funde kamen im Bereich des Aphrodite-Tempels zum Vorschein. Sie datieren auf das 14. vorchristliche Jahrhundert. Die ersten Befestigungen von Akrokorinth gehen auf die Zeit der tyrannischen Herrscher der Familie der Kypseliden zurück (657/6–582/1 v. Chr.). Aus dieser Zeit stammt auch das älteste Gebäude, dass unter dem Tempel der Aphrodite nachgewiesen werden konnte. Im 4. Jahrhundert v. Chr. wurde die Befestigung weiter ausgebaut.

Wegen der großen strategischen Bedeutung gaben sich die Burgherren bald die Klinke in die Hand: Makedonen, Ptolemäer, Achaier, Heruler, Westgoten, Byzantiner, Normannen, Kreuzfahrer, Franken, Osmanen, Arvaniten und am Ende wieder Türken. In seiner über 2.500 jährigen Geschichte hat Akrokorinth viele Weltreiche und Herrscher kommen und gehen gesehen. Und jeder der Besitzer hat wieder etwas neu, an oder dazu gebaut, oft unter Verwendung bereits vorhandenen Baumaterials, so dass es heute schwer ist die verschiedenen Bauabschnitten voneinander zu trennen.

Die Anlage umfasst zwei Gipfel des 575 m hohen Felsmassivs. Zwischen diesen entspringen kleine Quellen, die die Siedlung mit Wasser versorgten. Das relativ große Areal konnte durch kluges Verbinden der Lagevorteile mit den Wallsystemen ideal verteidigt werden. Es gibt praktisch nur einen Zugang im Westen der Festung, der durch eine dreifache Verteidigungsmauer mit drei starken Toren befestigt wurde. Vor dem ersten Tor befindet sich ein tiefer, ungleichmäßiger Graben. Das markante Mauersystem mit einer Gesamtlänge von fast zwei Kilometern zeigt, wie gut die Erbauer sich dem Gelände des Berges angepasst und ihn in ihre Verteidigung eingebunden haben.

Akrokorinth; Öffnungszeiten: täglich 08:30 – 15:30 Uhr. Quelle: Wikipedia.
Schöner Bericht!
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Danke Dir und schönen Sonntag!
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Sehr poetisch geschrieben. Die Gralsburg scheint wirklich auch eine Wüstenburg zu sein. Hier ein Schauplatz vielleicht für eine unbekanntere Karl-May-Verfilmung. Ja, wir Buben lieben diese alte Architektur, diese alten Burgen und Festungen, weil sie unsere Fantasie anregen, geheimnisvoll und mystisch und doch zugleich geschichtlich real und wieviel Tote tragen diese Mauern?
Wahnsinn, sie heute gefahrlos begehen zu können. Toller Bericht. Danke.
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Vielen Dank lieber Sven.
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