Peloponnesisches Kaffeetagebuch: antikes Korinth II

Korinth war früher nicht nur eine pilsierende Stadt, sie war auch ein geistiges und philosophischen Zentrum, weshalb sie beim Apostel Paulus auch als „Stadt der Philosophen“ auftaucht. Nach der Zerstörung der antiken Stadt wurde sie erst 44 v. Chr. von Julius Cäsar wieder aufgebaut und zwar als römische Bürgerkolonie unter dem Namen Colonia Laus Iulia Corinthiensis. Paulus hatte das Evangelium fast zwei Jahre lang in Korinth gepredigt (siehe Apostelgeschichte 18:1-18) und dort einen Zweig der Kirche gegründet. Schon im 2. Jahrhundert n. Chr. wurde Korinth Bischofssitz.

Doch zurück zu unserem Rundgang. Denn auch auf dieser Seite gibt es noch einiges zu bestaunen, darunter die korinthischen Säulen eines Oktavia-Tempels, eine Ladenzeile mit Treppe, ein Hera-Tempel, eine Basilika und zahlreiche weitere Gebäude. Vieles geht allerdings weniger in die Höhe, sondern mehr in die Tiefe. Mit am beeindruckendsten aber dürften die Ruinen der großen Agora mit der Stoa im Hintergrund sein.

Nicht vergessen werden darf die Erwähnung des Brunnenhauses der Quelle der Peirene, die für ihr klares Wasser berühmt war. Peirene war eine Najade. Die Najaden sind Nymphen in der griechischen Mythologie, die über Quellen, Bäche, Flüsse, Sümpfe, Teiche und Seen wachen. Als ihr Sohn Kenchrias versehentlich durch einen Pfeil der Artemis getötet wurde, weinte Peirene so sehr, dass aus ihren Tränen die Peirene-Quelle entstand.

Diese Quelle existierte über 2.000 Jahre weiter. Noch im Zweiten Weltkrieg konnte man hier schwimmen. Zu Zeiten der Griechen bestand die Anlage aus drei Becken, die in den Fels gehauen waren. Die überhängenden Felsen hatte man mit Ionischen Säulen abgestützt. Später wurde das Gebäude großzügig verziert. Übrigens fließt hier unten auch heute noch frisches Quellwasser. So lässt sich gut verstehen, warum die Götter und Helden der Antike bis heute so tief in den Seelen der Griechen verankert sind, begegnet man ihnen doch buchstäblich auf Schritt und Tritt.

Schritt- und trittfest ist bis heute die Lechaion-Straße, eine Prachtstraße, die zum Hafen führte. Lechaion war einer der bedeutendsten antiken Häfen am Golf von Korinth. Auf dem mit Kalksteinplatten gepflasterten Abschnitt der Lechaion-Straße, die vom Propylon zum Stadttor führte, gab es eine Reihe von Geschäften, in der Händler ihre Waren feilboten. Interessant ist, dass sich auch noch Teile der Gehsteige und der dazugehörigen Rinnsteine erhalten haben. 

Direkt oberhalb der Prachtstraße gibt es eine griechische Taverne – to Tavernaki tou Gabrou. Da ich fast der einzige Gast war, konnte ich mir einen Platz direkt am Gitter und damit über der antiken Straße sichern. So konnte ich mein Feta-Saganaki mit Blick über diese historische Stätte genießen. Und wäre ich zu Zeiten der Römer hier gewesen, die Aussicht und der Genuss hätten nicht besser sein können.

ΤΟ ΤΑΒΕΡΝΑΚΙ ΤΟΥ ΓΑΜΠΡΟΥ, Korinth, Griechenland; Öffnungszeiten: unbekannt. Öffnungszeiten historische Stätte: täglich 08:00 – 20:00 Uhr. Quellen: Wikipedia, Peloponnes – Michael Müller Verlag, kavalierstour.de, Führer durch das klassische Griechenland – Insel Taschenbuch.

3 Gedanken zu “Peloponnesisches Kaffeetagebuch: antikes Korinth II

  1. Die Jünger Jesu trennten sich in Jerusalem. Wie also kam Paulus nach Korinth? Direkt über den Seeweg als armer Bettelprediger ohne Heiermann? Oder übers Land zu Fuß, was mehr als 3000 Kilometer bedeutet? Und wieso gerade Griechenland und ohne unterstützende Gefährten? Da bist du doch allen Tagdieben ausgeliefert, dich dich im Schlaf ausrauben oder gar töten. Darf ich mal Zweifel an der Bibel anmelden, ohne dass ich mich bei manchen Ultra-Katholiken in die Hölle versetzt sehe?

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    1. Paulus begann seine zweite Missionsreise in Antiochia und reiste dann durch Kleinasien und Griechenland ursprünglich nach Athen. Von dort dann ging es weiter nach Korinth, wo er 18 Monate blieb. Paulus, geboren in Tarsus und ausgestattet mit römischem Bürgerrecht, gehörte als griechisch gebildeter Jude und Pharisäer zur jüdischen Oberschicht. Eine Reise wie diese konnte er sich also durchaus leisten. Außerdem bekam er die Unterstützung von Exil-Juden aus Rom. Namentlich bekannt sind Aquila und Priszilla.

      Warum gerade Griechenland? Bevor Rom diese Position übernahm war Griechenland das kulturelle Zentrum Europas. Als gebildeter Jude aus griechischem Siedlungsgebiet sprach er natürlich auch Griechisch, die damalige Hochsprache für Philosophie und Wissenschaft. Gerade Korinth gehörte zu den geistigen Zentren der damaligen Zeit.

      Alle historischen Quellen zu Paulus sind christlichen Ursprungs. Die frühsten und wichtigsten Quellen finden sich im Neuen Testament. Außerchristliche Quellen zu Leben und Werk des Paulus sind nicht bekannt.

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