So süß kann Griechenland sein: kleine, runde, heiße Teigbällchen mit einer zarten Kruste getaucht in süßen Honig! Die Rede ist von Loukoumades. Loukoumades sind frittierte Hefeteigkugeln, Doughnuts oder Krapfen vergleichbar, eine Speise, wie sie in Variationen von Albanien über Griechenland und die Türkei bis weit in den arabischen Raum als Lokma bekannt ist Auf der Seite eines portugiesischen Kochs habe ich ein ähnliches Rezept gefunden, dass dort in etwa Venezianische Teigbällchen genannt wurde. Der wahre Erfinder dieser Süßspeise wird sich wohl längst aus dem Staub der Geschichte gemacht haben.

Im Türkischen werden die Bällchen als „Lokma“ bezeichnet, dies heißt übersetzt „Happen“, hier wird jedoch meist nicht so viel Zimt wie in der griechischen Variante verwendet. Aber auch sie werden im heißen Fett frittiert und danach traditionell mit Zuckersirup übergossen. Weitere Toppings sind gehobelte Walnüsse oder Pistazien, aber es gibt inzwischen auch modernere Varianten mit Füllung oder Schokoladensauce.

Natürlich reklamieren die Griechen diese kulinarische Erfindung für sich. Angeblich hat sie sogar schon Aristoteles in seinen Werken erwähnt, was zwar immer noch kein Beweis ist, aber zumindest als Beleg dafür gehandelt wird, dass die Loukoumades-Tradition hier schon lange beheimatet ist. Und so ist es auch denkbar, dass schließlich die venezianischen Besatzer das Schmalzgebäck sozusagen als kulinarische Kriegsbeute nach Venedig entführt haben.

Während sie gemeinhin als Nachtisch gelten, werden sie in Griechenland auch mal zum Frühstück gegessen oder zu Feiertagen serviert. Loukoumades ist übrigens der Plural von Loukoumada, da aber keiner nur einen davon essen wird ist die Mehrzahl allgemein gebräuchlich. Zum Servieren werden sie meist in ein kleines Schälchen aus Pappe getan, in Zuckersirup oder Honig getränkt und mit Zimt bestreut. Gegessen werden sie dann mit einer Gabel. Eine weitere Möglichkeit ist, die Teigbällchen wie Souvlaki auf einen Holzspieß zu stecken.

Kaum ein Ort in Athen ist bekannter für seine Loukoumades, als das Lukumades in der Aiolou-Straße in Monastiraki. Neue Rezepturen holten das Nationalgericht aus der süß-klebrigen Traditionsecke und überraschen mit neuen Kombinationen, wie Mastix, Zitrone und Schokolade. Aber es gibt auch herzhafte Varianten, wie Ziegenfrischkäse aus Kreta oder Feta mit roter Paprika aus Florina. Inzwischen ist dieses Geschäft international bekannt. So berichteten die New York Times und andere über das Start-up, dass hier seit 2013 seinen festen Platz im Herzen der Athener hat. Auch Charles und Camilla sollen amused von den kleinen Bällchen gewesen sein.

An guten Tagen wird das Lukumades regelrecht von Leckermäulern belagert. Dann sind die Sitzgelegenheiten in der kleinen Fußgängerzone schnell alles besetzt, Treppenstufen, Hauseingänge und Blumenkübel eingeschlossen. Die Glücklichen, die bereits bestellen durften, haben einen Piepser in der Hand, der Alarm schlägt, wenn das begehrte Frittiergut fertig ist. Aber: Handwerk will Weile haben! Und so beneiden die Wartenden die bereits Genießenden.

Die Bällchen werden hier von Hand und ohne Konservierungsstoffe hergestellt. Das dauert im Schnitt (!) 30 Minuten. An einem Sonntag kann die Wartezeit schon einmal bei 1 1/2 Stunden liegen. Weshalb ich bei meinem letzten Athen-Besuch auch aufgesteckt habe. Diesmal probierte ich es erstens an einem Werktag und zweitens rechtzeitig genug, so dass meine Wartezeit auf 10 Minuten schmolz, wie ein Loukoumades im Mund. Natürlich habe ich den Klassiker, also mit Honig genommen. Mit einem Gerücht muss ich hier allerdings ein für alle Mal aufräumen: Loukoumades sind nicht zum Teilen!
LUKUMAΔΕΣ, Eolou 21, & Aghias Irinis Str, Athina, Griechenland; Öffnungszeiten: Montag – Donnerstag 08:00 – 01:00 Uhr, Freitag, Samstag 08:00 – 02:00 Uhr, Sonntag 09:00 – 01:00 Uhr. Quellen: Wikipedia, Glücksorte in Athen, Droste Verlag.
Mmmmh, Honigbällchen hört sich großartig an. Die müssen richtig, richtig lecker sein. Danke für diesen leckeren Hinweis.
LikeGefällt 1 Person
Sehr gerne. Für Athen-Besucher ein Muss .
LikeLike
Obwohls unterschiede gibt, dachte ich an Baklava, denn ich liebe Baklava. Kauf sie immer direkt beim Türken, wenn ich auch diese kleinen fetten scharfen Knoblauchwürstschehn kaufe. Heißen Sucuk oder so .. Fremde Küche ist gute Küche ..
LikeGefällt 2 Personen
Baklava gibt’s auch beim Griechen.
LikeGefällt 1 Person
Danke. Das hat mich schon immer gewundert, dass Griechen und Türken (als ehemalige Erzfeinde) so viel gemeinsam haben. Ich mag beide Küchen ..
LikeGefällt 1 Person
Die Küchen haben tatsächlich einiges gemeinsam, da Griechenland mehrere Jahrhunderte von den Osmanen besetzt war. Umgekehrt lebten bis zur „Großen Katastrophe“ viele Griechen auf dem Gebiet der heutigen Türkei, die sogenannten Pontus-Griechen. Und schließlich sind sie Nachbarn. Da bleibt ein kultureller wie kulinarischer Austausch nicht aus.
LikeGefällt 1 Person
Leider sind die Griechen an meinem Wohnort unterräpresentiert. Ich hab hier in der Nähe vier türkische Läden, darunter zwei Supermärkte, aber keinen griechischen Händler. Auch kenn ich nur privat einen Menschen griechischer Abstammung und das ist eine Frau namens Fulla Maragakis oder so ähnlich. Doch die ist damals umgezogen. Falls du sie kennst, sag ihr sie soll sich unbedingt bei mir melden. So einen Charakter hab ich nie wieder erlebt in meinem Leben und würd gern mit ihr in platonischen Kontakt treten ..
LikeGefällt 1 Person
Leider kenne ich diese Frau nicht.
LikeGefällt 1 Person
Refined and resonant
LikeGefällt 2 Personen
Thank you very much.
LikeLike
Very nice
LikeGefällt 1 Person
Thank you so much!
LikeGefällt 1 Person