Samiotisches Kaffeetagebuch II: Nacht am Meer

Ich beginne mit einem Bekenntnis: ich neige zum Schnarchen. Nicht dramatisch oder gar Schlafapnoe, aber F. hat nun mal einen leichten Schlaf. Weshalb wir auch in getrennten Zimmern schliefen, zumindest in Deutschland. Im Urlaub dachten wir uns, das wird schon irgendwie klappen in einem Zimmer. Spoiler: das tat es nicht. Im Nachhinein bedauere ich das nicht wenigstens einmal ausprobiert zu haben. Jedenfalls bedauere ich dieses Versäumnis.

Um es kurz zu machen: irgendwann in dieser Nacht zog ich mich wieder an und aus dem gemeinsamen Zimmer vorübergehend aus. Nur, wohin in einem Ferienort, in dem – weil gerade erst Saisonstart – in der Nacht einfach gar nichts geöffnet hat? Also fand ich mich in unserem Mietauto wieder. Würde ich da bis morgen früh warten, dann könnte ich gleich aktiv zum Dorfklatsch beitragen. Also wohin? Da fiel mir ein, dass die Straße, über die man zum Heraion kommt, daran vorbei bis zum Meer führt. Und da fuhr ich hin und fand einen hübschen Platz am Strand.

Nun rächte sich mein Geiz, hatte ich doch den billigsten und damit kleinsten Mietwagen mit Automatik gewählt. So wollte einfach keine wirkliche Gemütlichkeit aufkommen. Außerdem wurde es – gerade erst Anfang Mai – auch richtig frisch in der Nacht. Trotzdem umgab diesen Ort, so nahe am antiken Tempelbezirk der Göttin Hera, eine weihevolle Stimmung, der ich mich nicht entziehen konnte. Dazu das sanfte Rauschen des Meeres. Eigentlich ganz romantisch. Und unter Heras Schutz.

So erklärt sich auch eine Wahrnehmung, die ich mitten in der Nacht hatte. Mir war als sähe ich Lichter, ein Haus oder Autos vielleicht und zahlreiche Menschen, deren Stimmen ich hörte. Tatsächlich gab es aber in diesem Ort tatsächlich nichts und niemanden. Ich hatte mich wohl getäuscht. Nichts desto trotz, bei Sonnenaufgang gab ich meine Schlafversuche fürs erste auf. Entweder bekommen wir ein zweites Zimmer, oder ich bekomme ein größeres Auto! Um wieder warm zu werden fuhr ich erst einmal ins nahe Pagondas. Dort hatte allerdings noch alles geschlossen. Also wieder zurück nach Ireon. Alleine für diesen Sonnenaufgang hat sich dieser unfreiwillige Aufwand gelohnt…

9 Gedanken zu “Samiotisches Kaffeetagebuch II: Nacht am Meer

  1. Du bist aber ein ganz toller Partner! Das muss man wirklich sagen. Wer würde das schon machen? Ich schlafe immer mit Ohrstöpseln gegen einrollende Flugzeuge (vom Arbeitgeber 😉) , weil ich weiß, dass ich nachts alles höre.

    Gefällt 1 Person

  2. Diese unheimlichen Lichter hätten mich jetzt durchaus interessiert. Vielleicht haben die Einheimischen eine heimliche Party am Strand gefeiert, derer du im Halbschlaf Zeuge wurdest?

    Mein Freund schnarcht auch. Aber das macht nichts. Diese Wachsohrstöpsel sind wirklich gut 😉

    Gefällt 1 Person

  3. Es war ein Umzug der Mänaden. Aber zum Glück stand der einsame Parker unter Heras Schutz! –

    Nun, das Schnarchproblem kennen wir hier auch. Man behilft sich halt und ich habe normalerweise einen guten Schlaf. Nur in den Morgenstunden ist es manchmal zu viel, aber oft stehe ich ohnehin früh auf. Dann gibt es eben Frühstück!

    Kreta, das interessiert mich jetzt schon. Immerhin waren wir da auch schon. Wenn ich auch die direkteste Begegnung mit dem Minotaurus an der Nordsee hatte. Ein kleines Museum in Schleswig – Hostein (ich bin nicht mehr ganz sicher, aber ich glaube, dass es auf Amrum war. Oder doch Festland…?) mit Objekten mir unbekannter Künstler. Einer davon hatte einen winzigen stierhäuptigen Mann geformt, der mich auch zu der entsprechenden Geschichte anregte.

    Im großen Museum zu Heraklion habe ich unter den uralten, antiken Dingen auch ein kleines Männchen gesehen. Der aussah, als würde er gerade… Wir nannten ihn denn auch den Kacker.

    Gefällt 3 Personen

    1. Die Mänaden musste ich doch glatt erst googeln. In Gefahr wähnte ich mich so nah an Heras Tempel in der Tat nie. Meine Berichte über Kreta findest Du weiter hinten im Blog. Gruß Tom

      Like

Hinterlasse eine Antwort zu gerlintpetrazamonesh Antwort abbrechen

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..