Kretisches Kaffeetagebuch: Menies Café in Rodopos

Rodopos, das ist das Ende der Straße. Rodopos, das ist ein kleines, langgezogenes Dorf, das in einen Talkessel hineingebaut wurde, umgeben von kahlen und staubigen Hügeln, von denen man einen Blick auf die Bucht von Chania genießen kann. In Rodopos haben die Straßen keine Namen. Es gibt ein halbes Duzend Häuser, in denen man ein Zimmer mieten kann, eine Imkerei, die Kirche des heiligen Rodopianos, die Ruinen der venazianischen Villa Senekjana aus dem 16. Jahrhundert und es gibt ein Café, dass auch gleichzeitig die Taverna am Ort ist, Menies Cafe Restaurant, direkt am weiß gentünchten Hauptplatz von Rodopos.

Nach unserer gescheiterten Suche nach antiken Tempeln auf der Halbinsel Rodopou haben wir beschlossen hier am Ende der Welt, oder am Anfang der Welt, je nachdem aus welcher Richtung man gerade kommt, unseren Koffeinspiegel wieder aufzufüllen. Also setzen wir und vor die gemütlich Taverne und das nicht nur aus Mangel an Alternativen, und genießen den Blick auf den Platz und das spärliche Dorfleben. So kommt zum Beispiel der Pflanzenhändler mit seinem mobilen Verkaufswagen vorbei. Er fährt durch jede Straße des kleinen Dorfes und quäkt dabei in ein Mikrofon und aus einem scheppernden Lautsprecher, den er auf seinen weißen Kastenwagen montiert hat.

Mir ist heiß. Deshalb bestelle ich erstmal einen Frappé – Ihr kennt das schon – und Wasser Doch als der Frappé getrunken ist möchte ich noch einen kräftigen Nachschlag in Form eines griechischen Mokkas. Also gehe ich hinein um beim Wirt meine zweite Bestellung aufzugeben, eine Übung, die ich in der griechischen Landessprache absolvieren kann. Der Wirt ist begeistert. Er ruft seinen Vater und ich muss die Bestellung noch einmal wiederholen. Beide sind ganz aus dem Häuschen. Ein deutscher Tourist, der seinen Kaffee auf Griechisch bestellt? Offenbar eine kleine Sensation.

Nicht nur, dass Vater und Sohn mir den gewünschten Ellinikos gemeinsam bringen, sie haben auch noch eine kleine Karaffe mit Schnaps dabei – unmöglich das abzulehnen! Wir können unmöglich weiterfahren, ohne nicht mindestens einmal mit ihnen angestoßen und getrunken zu haben. So scheiden wir als Freunde, die wir unvermittelt geworden sind, nicht ohne die Zusage dort wieder einmal vorbei zu schauen. Wer weiß, vielleicht gibt es ja irgendwann ein „Kretisches Kaffeetagebuch II“.

Es zeigt mir einmal mehr, wie wichtig diese kleinen Gesten sind. Im antiken Griechenland unterschied man nur zwischen Griechen und den Barbaroi, den Barbaren, also denen, die anders sprachen. Wolltest Du also dazugehören, dann musstest Du nur die Sprache etwas sprechen und verstehen können und das nicht einmal perfekt. Was das betrifft waren die Griechen schon immer nachsichtig. In Anbetracht der Kehrtwende in der Asylpolitik hierzulande vielleicht in Fingerzeig, wie es gehen könnte: integriere Dich und Du kannst bleiben. Halte Dich nicht an unsere Gesetze und Du musst leider gehen.

Wir sind jedenfalls froh wieder eine feste Straße unter unseren Rädern zu haben. Nach einigen kurvenreichen Kilometern auf der zwar schmalen aber immerhin geteerten Landstraße erreichen wir auch bald die Nationalstraße. So langsam meldet sich ein leichtes Hungergefühl bei uns. Gut, dass Kostas für diesen Fall schon die richtige Adresse in Petto hat: die vielleicht beste Taverne Kretas. Doch davon erzähle ich Euch morgen mehr.

Menies Cafe Restaurant, Rodopos, Hauptplatz, Kreta, Griechenland; Öffnungszeiten leider unbekannt. Quelle zur Villa: cretanbeaches.com.

3 Gedanken zu “Kretisches Kaffeetagebuch: Menies Café in Rodopos

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