Kretisches Kaffeetagebuch: Hotel Erofili, Agia Galini – ganz nah bei den Göttern

Nach diesem ganzen gefakten „Hippie-Vibes“ in Matala, begegnen wir doch noch einem echten Hippie. Zumindest vermuten wir das. Unser Gastgeber sieht nämlich ein bisschen nach Hippie aus, fährt ein ultracooles Karmann-Wohnmobil im Hippie-Style, ist anscheinend Musiker und betreibt eine „Jazz und Blues Bar“. Das Hotel ist bunt und weltoffen, man ist laut Inschrift ganz nah an den Göttern, auf dem Zimmer stehen Rosinen mit Honig und Raki zur Begrüßung und der Blick vom Balkon ist sensationell!

Lassen wir noch einmal John Bowman zu Wort kommen: “ Verschiedene Wege führen nach Ajia Galini, dem kleinen, idyllischen Fischerhafen an der Südküste, der keine besonderen Sehenswürdigkeiten zu bieten hat, dessen hübsche Lage und stille Abgeschiedenheit – die ajia galini ist übersetzt die heilige Stille – den Besucher auch sicher nicht enttäuschen wird. Die weißgetünchten Häuserkuben des malerisch am Hang aufgebauten Dorfes erinnert an die Inseldörfer der Ägäis.“

An dem, was 1962 galt, hat sich bis heute nicht viel verändert, nur die Zahl der Übernachtungsmöglichkeiten und Tavernen ist deutlich gestiegen. Es zeigt sich dass das Hotel Erofili genau die richtige Wahl war. Nachdem wir in Matala ja auf jeglichen Konsum – und damit auch Kaffee – verzichteten, kam mir die Möglichkeit auf dem Zimmer auf die Schnelle einen Kaffee aufzugießen gerade recht. Ich setze mich auf den zum Zimmer gehörenden Balkon mit Meerblick und einer unschlagbaren Aussicht über Dorf und Hafen.

Dann rufen mich meine Freunde Ratri und Martin. Es gibt Rosinen mit Honig und eine kleine Flasche Raki als Willkommensgruß des Hauses. Heute werden wir eh nicht mehr fahren und genießen nun zu dritt die tolle Stimmung und den unvergleichlichen Blick. Ein Spaziergang ins Dorf steht an, was in Agia Galini vor allem bedeutet Treppen zu steigen. In unserem Fall hinunter, was bedeutet, dass wir das mit vollen Bäuchen später wieder hinaufsteigen müssen. Doch erst decke ich mich noch mit Gewürzen ein. Verglichen mit dem Kräuterladen, in dem wir heute waren, ein Schnäppchen. Wir trinken noch ein Bier direkt am Hafen, dann machen wir uns auf die Suche nach einer Taverne – eine zu finden ist keine Kunst – und landen einen Volltreffer.

Erofili , auch Erophile geschrieben, ist keine psychiatrische Diagnose, sondern die berühmteste und am häufigsten aufgeführte Tragödie des kretischen Theaters, benannt nach ihrem Haupt-Protagonisten. Sie wurde um 1600 in Rethymno auf dem damals von Venedig kontrollierten Kreta von Georgios Chortatzis geschrieben und erstmals 1637 in Venedig veröffentlicht , wahrscheinlich nach Chortatzis‘ Tod. Erofili stellt den Höhepunkt der kretischen Renaissanceliteratur dar. Es wurde in mehreren griechischsprachigen Regionen zu einer beliebten Lektüre und Teile davon wurden sogar mündlich von Generation zu Generation weitergegeben.

Hotel Erofili, Agia Galini, Kreta. Quellen: Wikipedia, John Bowman, Kreta – Ein Reise- und Kunstführer, Flamberg Verlag, 1962, Globetrottel.net. Bild 5 von Martin Völkel, Globetrottel.net.

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