Wir lassen Ierapetra mit ihren unpässlichen Apothekerinnen früh hinter uns. Der Plan: das Frühstück wollen wir unterwegs – „on the road“ sozusagen – aufgabeln, denn heute steht einiges auf dem Programm. Die Nationalstraße führt Richtung Westen erst am Meer entlang. Erst bei Myrthos geht es dann ein Stück weit ins Landesinnere, wobei von Zeit zu Zeit eine Aussicht aufs Meer möglich ist, während der Blick auf das Psiloritis-Gebirge zur Rechten annähernd nahtlos garantiert ist.

Kostas hatte unseren ersten Stopp in Ano Viannos eingeplant, einem kleinen Bergdorf mit heute gerade noch 774 Einwohnern. Am Hang westlich von Ano Viannos befinden sich Ruinen des antiken Biannos oder Biennus. Hier sollen nach der Sage die Aloiden den Kriegsgott Ares – den Stadtgott von Biennus – gefangen genommen haben. Im 3. Jahrhundert vor Chr. prägte Biennus eigene Münzen, von denen einige heute noch erhalten sind.

In byzantinisch-venezianischer Zeit war das heutige Ano Viannos eine bedeutende Stadt mit zwei Kastellen. Im Kampf gegen die Türken wurde es 1822 und 1866 zerstört; im 19. Jahrhundert war es zeitweise Bischofssitz. Auch begegnen wir hier einem besonders unrühmlichen Kapitel der deutschen Geschichte: Im September 1943 wurde der Ort im Rahmen des „Massakers von Viannos“, bei dem mehr als 400 Menschen durch deutsche Truppen ermordet wurden, weitgehend zerstört. Nach dem Krieg wurde Ano Viannos in seiner heutigen Form wieder aufgebaut – ohne Kastelle, aber mit der Kapelle Agia Pelagia mit Fresken aus dem Jahr 1360.

Wir wären fast am Ort vorbeigefahren. Eine neue, auf der Karte noch nicht berücksichtigte Umgehung umgeht den Ort großzügig – eine Maßnahme mit Vor- und Nachteilen für den kleinen Ort. Der Nachteil: es werden sich weniger durchreisende Touristen einfinden. Der Vorteil: der Verkehr donnert nicht mehr über die schmale Hauptstraße hindurch. Wie wichtig das ist, erkenn man wenn man sich von Osten über die schmale Straße nähert. Nur über eine noch schmalere und baufällig wirkende Brücke kommt man in den Ort hinein. Und wie die Lastwagen früher durch das Dorf gebrettert sind mag man sich heute gar nicht mehr vorstellen.

Wir kommen in den Ort und fahren bis zu einem sehr idyllisch wirkenden Platz (jetzt, wo die LKW draußen bleiben!). Eine kleine Kirche, eine Bäckerei und Konditorei mit Gründungsjahr 1961 und überdachte Sitzplätze gegenüber. Hier im deutlich wärmeren Süden der Insel kommt uns etwas Schatten sehr gelegen. Von unseren Plätzen können wir den Platz gut überblicken und dem Treiben der Einheimischen zusehen.

Es ist ein Kommen und Gehen, immer wieder halten zum Teil antik aussehende und verbeulte an. Es wird etwas gekauft, etwas Brot, ein Frappé, Wasserflaschen aus dem roten Kühlschrank mit der Coca-Cola-Aufschrift an der Straße vor dem Laden und dann geht es wieder weiter. Aber natürlich nicht ohne einen Ratsch! Hier verläuft die Zeit einfach langsamer als bei uns. Und ob man jetzt fünf Minuten braucht, um das Brot zu besorgen oder eine viertel Stunde, wen kümmerts?

Wir erstehen drei verschiedene Backwaren in unterschiedlichen Formen und ebensolchen Füllungen. Jedes ist auf seine Art lecker. Und dabei auch noch sehr günstig. Dazu gibt es natürlich den obligatorischen griechischen Kaffee! Und auch frisches, kaltes Wasser darf nicht fehlen. Unser Frühstück ist trotzdem so reichhaltig, dass es einige Zeit vorhalten dürfte.

Hätten wir nicht so viel vor heute, man könnte den ganzen Vormittag hier verbringen. Doch die Straße ruft! So verlassen wir das so gastliche Café Adamis wieder. Auf dem weiteren Weg duftete der blühende Fenchel, wieder ein Aroma mehr im organoleptisch so attraktiven Kreta!

Café Adamis, Eleftherias, Ano Viannos, Kreta, Griechenland; Öffnungszeiten: täglich 07:00 – 21:00 Uhr. Quellen: Wikipedia, Globetrottel.net, waseigenes.com, Gedenkorte Europa 1939 – 1945.
Lookslike a very cozy place and bread seems delicious.
Thank’s for share.
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Thank’s for your nice comment!
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Always a pleasure, thank’s.
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