Athener Kaffee-Tagebuch: Heliaia Helliniki Kouzina

Für den meinen letzten Abend in Athen habe ich mir etwas ganz besonderes vorgenommen: ein Abendessen mit Blick auf die Akropolis. Das geht natürlich vom Kneipen- und Tavernenviertel Monastiraki. In den Tagen davor habe ich schon nach einer passenden Location gesucht und dabei schon die eine oder andere Speisekarte studiert. Ein Sofrito von der Insel Korfu hatte mein Interesse geweckt. Also ging es vom Omonia wieder zurück nach Monastiraki und hinein in das Gewühle aus Touristen und Einheimischen. Wie gesagt: es ist Sonntag.

Auf dem Weg dorthin komme ich an der „Kirche des heiligen Philippus von Vlassaros“. Vlassaros, so wird dieser Teil Monastirakis an der Stoa Poikile (die Stoa Poikile oder „Bemalter Portikus“ war eine dorische Stoa, die um 460 v. Chr. an der Nordseite der antiken Agora von Athen errichtet wurde) genannt. Der Überlieferung nach steht die Kirche an dem Ort, an dem der Apostel Philippus, der zwei Jahre lang in Athen lehrte, den Märtyrertod erlitt. Während ich mich auf die Suche nach der Taverne meiner Wahl mache, begleitet mich die melodische orthodoxe Liturgie. Ich bleibe stehen und lausche ein wenig und stimme mich so auf den festlichen Abend ein.

Als die Gebete und Gesänge verstummen gehe ich weiter. Von der Kirche sind es nur wenige Schritte bis zur Taverne Heliaia Helliniki Kouzina – schon der Name verspricht authentische griechische Küche. Von hier hat man nicht nur einen Blick auf die Stoa des Attalos und den Tempel des Hephaistos, im Hintergrund erhebt sich stolz der Burgberg von Athen, die Akropolis, die in der Nacht sehr vorteilhaft beleuchtet wird. Ich werde freundlich empfangen. Heute Abend hat es etwas aufgefrischt, weshalb der Wirt die Heizpilze angeworfen und die Plastikplanen, die vor dem kühlen Wind schützen sollen, heruntergelassen hat. Ich suche mir einen Platz mit einem unverstellten Blick auf die Akropolis. Ich beginne den Abend mit einem Mythos mit Blick auf die Akropolis…

… und setze ihn mit einem Sofrito mit Blick auf die Akropolis fort. Kerkiraiko Sofrito, dieses traditionelle Rezept fehlt in keinem korfiotischen Haushalt. Der Name kommt vom italienischen „So fritto“, was so viel wie vorsichtig geschmort bedeutet und aus der Zeit der Venezianer auf Korfu stammt. Dies sind dünne Rind- oder Kalbsscheiben mit Wein, viel Knoblauch und Petersilie. Ich habe dieses Gericht zweimal auf Korfu gegessen, bei jedem Besuch einmal. Beim ersten Versuch in der „Authentic Greec Taverna Vergina“, die in etwa so aussieht, wie die Fieberphantasien von Atlantis eines geisteskranken Innenarchitekten. Selbst der Wirt schien seinem Sofrito zu misstrauen, weshalb er es auch mit einem Sägemesser servierte. Das Misstrauen war berechtigt: es war zäh wie Leder.

Erfolgreicher war ich da bei meinem Besuch ein Jahr später in der Taverne Moukas im gleichen Ort. Doch das Sofrito hier in Athen übertraf dieses noch bei weitem. Auch die handgeschnitzten Pommes passten perfekt dazu. Meine Freude über das leckere Essen teilte ich mit dem Kellner, was diesen und den Wirt ebenfalls sehr freute. „Besser, als ich es auf Korfu gegessen habe“ war wohl das perfekte Kompliment. Mit dem Ouzo proste ich noch einmal der Akropolis zu und sauge die ganze Atmosphäre in mich auf. Du wirst mir fehlen, Athen!

Heliaia Helliniki Kouzina, Adrianou 11, Athen, Griechenland.

4 Gedanken zu “Athener Kaffee-Tagebuch: Heliaia Helliniki Kouzina

  1. Nach so einem schönen Kompliment müsste der Ouzo doch aufs Haus gehen 😉 Wenn ich nochmal in Griechenland bin, werde ich nach diesem Gericht Ausschau halten.

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