Irgendwie ist er mir ans Herz gewachsen, dieser Verkehrsknotenpunkt im Herzen Athens. Nicht zufällig habe ich ein Hotel gewählt, dass hier in der Nähe ist. ja sogar fußläufig zu erreichen. Vom Omonia kommt man im Nu überall hin, sei es der Syntagma, Monastiraki, die Akropolis, der Fernbahnhof Larissa und so weiter und so fort. Doch hat dieser Platz eine Sonderrolle.

Augenscheinlich ist der Omonia nur ein runder und verkehrsreicher Platz, umringt von Bürogebäuden und Hotels mit einem Springbrunnen in der Mitte. Wie die Speichen eines Rades zweigen die Straßen von ihm ab. eine Richtung Piräus, eine nach Korinth, eine nach Monastiraki, eine zum Syntagma, eine zum Nationalmuseum, eine nach Larissa. Ist der Syntagma den Politikern, Diplomaten, Geschäftsleuten und Touristen vorbehalten, den wohlhabenden und gebildeten Griechen, so gehört der Omonia den Athenern, den Arbeitern, den Angestellten und den verpflanzten Dorf- und Inselbewohnern.

Am Syntagma starten die Verbindungen zum Flughafen, vom Omonia aus geht die Metro in die Vororte und Arbeiterviertel. In den Restaurants am Syntagma serviert man gehobene griechische und europäische Küche. In den Tavernen wie dem Old Omonia gibt es Kebab am Spieß, Souvlaki und Gyros Pita. Auch wenn ich Tourist bin in dieser Stadt, heimisch geworden bin ich hier, wo sich nur zwei Ecken weiter hinter den hell erleuchteten und glitzernden Fassaden der Hotel-, Geschäft- und Bürogebäude eine urtümliche, düstere aber harmlose Welt versteckt.

Ungewohnt die vielen Bettler und Drogensüchtigen im Rinnstein, die pakistanischen Lebensmittelläden, die Elektronik-Ramsch-Geschäfte, fremdländische Restaurants und Cafés, die halb im Dunklen liegen. Die hell erleuchteten Hotels wirken hier wie Inseln der Zivilisation mitten im Fluss des Niedergangs. Die Krise hat Spuren hinterlassen. Und doch fühle ich mich wohl hier. Vielleicht, weil ich zu den vom Schicksal Begünstigten gehöre, die es sich erlauben können hier Urlaub zu machen. Und weil ich mir vorstellen kann hier zu leben. Weil ich will, nicht weil ich muss.

Diese und andere Gedanken gehen mir durch den Kopf, als ich hier im Café vor dem Wyndham Athens Residence meinen Cappuccino freddo trinke und die Angestellten und Arbeiter, die von der Arbeit kommen, hier Umsteigen oder auf dem Heimweg noch etwas einkaufen an mir vorbeidefilieren lasse. Es wird langsam dunkel. Die Fassaden der Kaufhäuser werden beleuchtet und auch der Springbrunnen in der Mitte des Platzes beginnt sein buntes Lichterspiel. Am Weg zurück zum Hotel schaue ich mir noch einmal die Auslage von der Bäckerei Attika an. Lecker. Leider nicht nach Deutschland transportierbar.

Kurz vorm Hotel Marina hat ein orientalischer Fleisch- und Gemüseladen noch geöffnet. Es scheint, als käme dieses Viertel jetzt noch nicht zur Ruhe. Erst spät in der Nacht versinkt es in völlige Dunkelheit in einen todesähnlichen Schlaf, nur um am nächsten Morgen doch wieder zu erwachen. Doch auch für mich ist noch nicht Schlafenszeit. Denn ein Highlight habe ich mir für heute noch vorgenommen. Doch dafür muss ich zurück nach Monastiraki.

Αντίο Ομόνοια, auf Wiedersehen Omonia.
Inspiriert von Nicholas Gace „Hellas, ein Portrait Griechenlands“.
Beautiful Omania 🙄
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I love that place!
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It’s beautiful.
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Indeed!
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Du schilderst das so lebhaft und bunt, dass ich beim Lesen das Gefühl hatte, mitten drin zu sein.
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Vielleicht weil ich mich so lebhaft an diese Momente erinnere.
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Interessantes Viertel. Was du darüber geschrieben hast, erinnert mich an die Vororte von Paris, in denen ich mich – ungeachtet dessen, was erzählt wird – auch wohl gefühlt habe.
Es gibt sicher griechische Bäckereien in Deutschland. Aber ich denke, man müsste Athen selbst an die Bäckerei anhängen, damit es dasselbe ist 🙂
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Leider findet man griechische Bäckereien in München eher selten. Ich mach mich mal auf die Suche und werde berichten.
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Ich habe bei uns im Umkreis lange nach einem griechischen Lebensmittelgeschäft gesucht, das Melomakarona führt. Gar nicht so einfach. Ich verstehe dein Leid 🙂
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Solche speziellen Dinge zu finden ist schwer. Ich kenne hier zwei griechische Supermärkte, die schon recht vieles haben. Bei besonderen Backwaren wird es allerdings schwierig…
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