Das Kaffee-Aromarad

Vom Prinzip her ist es ganz einfach: Man probiert einen Kaffee und versucht den oder die Geschmäcker mit Hilfe eines Aromarades genauer zu bestimmen. Dabei arbeitet man sich von innen nach außen. Im innersten Kreis wird eine grobe Unterteilung vorgenommen: blumig, fruchtig, würzig, nussig, schokoladig, süß. Im mittleren Kreis wird versuch etwas genauer zu bestimmen: wenn fruchtig, dann tropisch, zitrusfruchtig oder beerig? Wenn süß, dann eher nach Vanille oder Rohrzucker? Erst im äußersten Ring wird dann versucht den Geschmack konkret zuzuordnen.  Wenn zitrusfruchtig, dann Orange, Grapefruit, Zitrone oder Limone? Wenn nussig, dann nach Mandel, Walnuss, Erdnuss oder Haselnuss?

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Diese Aromaräder helfen vor allem denjenigen Kaffee zu klassifizieren, die beruflich damit zu tun haben: Qualitätskontrolle, Einkäufer, Händler und Röster. Dabei muss der Geschmackssinn geschult und trainiert werden. Wer das beherrscht – und eine entsprechende Prüfung, zum Beispiel bei der IHK oder bei der SCA, vorweisen kann – der darf sich Kaffee-Sommelier nennen. Die Assoziation mit Wein ist berechtigt. Diese Form der Geschmacks- und Aromenbestimmung kommt ursprünglich aus der Weinverkostung.

Bei den Aromarädern kann es, je nach Herkunft, zu Abweichungen kommen. Um einen verbindlichen Standard zu kreieren hat die SCA, beziehungsweise SCAA – Speciality Coffee Association und die Speciality Coffee Association of America – ein „SCA Coffee Tasters Flavor Wheel“ entwickelt und 2016 veröffentlicht. Wer sich dafür interessiert, der finde es im Internet. Bildrechte waren dafür nicht verfügbar.

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Seit kurzem verwendet Tchibo ein stark vereinfachtes Aromarad in Verkauf und Marketing. Vom Prinzip her ist es auf den inneren Ring beschränkt und unterteilt die generellen Geschmacksrichtungen wie oben beschrieben. Es erfüllt seinen Zweck, denn für viele Verbraucher dürfte die Idee neu sein gezielt nach einer favorisierten Geschmacksrichtung zu suchen. Neue Kaffeesorten werden von Tchibo nach diesem Rad qualifiziert, was dem Kunden die Orientierung erleichtern soll.

Tatsächlich ist es eine Frage der Übung. Wein hat etwa 500 Aromen, Kaffee sogar über 800. Da lässt sich auch für Ungeübte etwas herausriechen und -schmecken. Anleitungen, wie ein richtiges Cupping, also eine Kaffeeverkostung, abläuft, finden sich im Internet. Wer will kann sich schon morgen ein Aromarad besorgen – und loslegen. Es eröffnet ganz neue Geschmacksdimensionen und beschleunigt den Prozess vom Verbraucher zum Genießer.

 

Wie ein Cupping abläuft beschreibe ich hier!

 

Quellen: Tchibo, Carabica, SCA Coffee, Bunaa, Coffee-Bike; Grafiken: Aromaster/Wikipedia.org, Tchibo.

9 Gedanken zu “Das Kaffee-Aromarad

  1. Das ist eine komplizierte Sache, da das Geschmacksempfinden von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich sein kann. Ich denke, die Aromakarten sind eher als grobe Richtlinie zu sehen. Aber als solche eine gute Idee 🙂

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    1. Bei über 800 verschiedenen Aromen im Kaffee bleibt so ein Hilfsmittel zwangsläufig eher grob. Das Aromarad kommt ursprünglich von der Weinverkostung, kann aber abgewandelt und angepasst auch für Kaffee Verwendung finden. Trotz individueller Empfindungen wird hier eine Art Vergleichbarkeit geschaffen, denn selbst wenn es unterschiedliche Vorlieben gibt, was süß, sauer, herb, bitter oder mild betrifft, so bleibt ein Apfel ein Apfel oder Zimt Zimt. Den Geschmackssinn kann man trainieren. Dafür gibt es Sets von genormten Aromen. Den bisher ist ein geschulter Geschmackssinn das präziseste Instrument zum Definieren von Aromen.

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    2. Ja das denke ich auch.
      Für einen selber ist das am genauesten.
      Aber für andere wirds schwierig.
      Aber diese Schemas sind das einzige um einigermaßen eine Komplexe Beurteilung hinzubekommen.
      Aber das muss geübt werden und mit anderen auch nicht Spezial-Kaffeekenner verglichen werden.
      Saludos.

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      1. Richtig, viele Menschen erkennen feine Nuancen und Geschmacksunterschiede nicht – und der Durchschnittsbürger trainiert das auch nicht. Viele Grüße

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          1. Ich glaube, dass fast jeder zwischen „gut“ und „schlecht“ unterscheiden kann. Trotzdem lohnt es das eigene Geschmacksempfinden zu schulen. Vor allem, wenn man die Frage des „Warum“ beantworten möchte…

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          2. Das stimmt. Bei vielen „Normalverbrauchern“ erstreckt sich das Spektrum über „schmeckt“ und „schmeckt nicht“ 😉 Das ist normal so, denke ich. Feine Nuancen ergeben dann vielleicht noch ein „hm, geht so“ oder „boah geht gar nicht“ 😉 Wie Tom sagte, man kann seinen Geschmackssinn trainieren, aber das tun die meisten nicht…

            Liebe Grüße
            Kasia

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