Ja, wann war sie wohl, die große Blütezeit der Cafés? Offenbar erkennt man sie nur an ihrem Niedergang. Regelmäßig wird der Untergang der ganzen Branche beschworen, wenn ein bestimmter Typus Kaffeehaus als kulturelles Leitmotiv ausgedient hat. So bekommt man immer, das Gefühl, für das wahre Café nur um wenige Jahre zu spät geboren worden zu sein. Ich kann Sie beruhigen. Das war schon immer so.

Dabei unterliegt der Betrachter einem großen Missverständnis. Die Betreiber gastronomischer Betriebe machen das nicht unbedingt zum Erhalt einer bestimmten Kaffeehaus-Kultur, sondern hauptsächlich um damit Geld zu verdienen. Gelingt das mit einem bestimmten Café-Modell nicht mehr – zum Beispiel weil Mieten ins unermessliche steigen und sich mit einer Tasse Kaffee pro Tag und Gast einfach nicht finanzieren lassen – dann kommt ein anderes dafür. Das mag man begrüßen oder dem Vergangenen nachtrauern. Es ändert nichts.

Wenn wir rückblickend über die Blütezeit der Kaffeehäuser reden, dann meinen wir Phasen, in denen ein bestimmter Kaffeehaustyp gerade besonders erfolgreich gab. Diese Phasen gab es zum Beispiel zur Zeit Mozarts in Salzburg und Wien, oder vor dem Ersten Weltkrieg. Hier entstanden die großen Kaffee-Paläste, die bis heute unsere Idee vom Kaffeehaus prägen. Genau genommen gab es „die Blütezeit“ allerdings genauso wenig, wie ihren vollständigen Untergang. Was es gibt ist der Wandel. Das ist mal gut, mal schlecht. Nicht mehr, nicht weniger.

Hier geht es zurück zum Kaffeekränzchen. Im nächsten Kapitel besuchen wir ein Hotel-Café!

Titelbild: „Zu den blauen Flaschen“, Altwiener Kaffeehausszene, etwa 1900, gemeinfrei. Bild „Café Griensteidl in Wien“, Druck von 1896 von Reinhold Völkel, gemeinfrei. Quellen: Wikipedia, „Das Wiener Kaffeehaus“, Birgit Schwanner, K.-M. Westermann, Pichler Verlag, „Das Wiener Kaffeehaus“, Goldmann Austriatica, „Kaffee und Kaffeehaus“, Ulla Heise, Komet.