Steuer auf Kaffeebecher

Sie verschandeln unsere Städte, sie belasten unsere Umwelt und sie vernichten Ressourcen: Einwegbecher für Kaffee! Trotzdem greifen immer mehr Menschen zum Pappbecher für ihren Kaffee to go. Die Nutzung des Bechers erstreckt sich in den meisten Fälle auf ganze zehn Minuten. Dann wandert der Becher aus Pappe, Polyethylen und Plastik für den Deckel bestenfalls schnurstracks in den Müll. Oder der Einfachheit halber auf den Boden. Ein sträflicher Umgang mit Rohstoffen und eine Belastung für die Abfallbeseitiger.

Dabei gäbe es genügend Alternativen. Es gibt inzwischen zahlreiche schicke Modelle von Mehrwegbechern. Viele Kaffeeköche bieten sogar einen Nachlass von zehn Cent, wenn man seinen eigenen Becher mitbringt. Oder man bekommt die erste Füllung gratis. Oder man greift auf einen Becher von ReCup oder einem ähnlichen Kaffeebecher-Pfandsystem zurück. Einfach und hygienisch. Aber offenbar ist der geringe finanzielle Anreiz für das Gros der Kundschaft noch zu gering.

Das könnte sich bald grundlegend ändern. Vorreiter ist Tübingen, Universitätsstadt im Herzen Baden-Würtembergs mit knapp 90.000 Einwohnern und einem grünen Oberbürgermeister. Boris Palmer will auf Einwegbecher, Pizzakartons und Nudelboxen eine kommunale Verbrauchssteuer von 50 Cent bis einem Euro erheben. „Die Steuer soll steuern, sie soll die Einwegverpackungen wirtschaftlich unattraktiv machen. Sie soll also keine Erträge bringen, sondern Müll verhindern“, sagt Palmer gegenüber der Bildzeitung.

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Im kommenden Jahr soll eine Satzung erarbeitet werden. Der Startschuss könnte bereits zum ersten Januar 2020 fallen. Betroffen sind Cafés und Imbissbetriebe, die ihre Speisen und Getränke auch „außer Haus“ anbieten und dafür Verpackungen bereitstellen. Eine Ausnahme soll es geben für Lieferdienste. Dem könnte eine Initiative der Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) zuvor kommen. Sie bemüht sich um ein Verbot von Einwegbechern aus Styropor. „Freiwilligkeit allein reicht nicht. Auf Grundlage der neuen EU-Richtlinie gegen überflüssige Wegwerfartikel werden wir zunächst Styropor-Becher verbieten“, so Schulze in der „Rheinischen Post“.

Umweltverbände sehen das ähnlich. So forderte die Deutsche Umwelthilfe DUH im Herbst 2018, auf Kaffeebecher solle ein Aufpreis erhoben werden: „Die Wegwerfbecher aus Pappe und Kunststoff verbrauchen wertvolle Rohstoffe und verschmutzen Parks und Gehwege. Doch nicht die Becher allein sind das Problem: Damit nichts daneben geht bekommen sie meist noch einen Plastikdeckel als Verschluss und wer gleich mehrere von ihnen transportieren möchte, bekommt dafür noch mal extra „praktische“ Halter. Doch entgegen dem, was die Händler gern behaupten, ist der Einweg-Becher längst nicht mehr so beliebt. Viele Menschen wollen durchaus etwas ändern.

Laut einer repräsentativen Umfrage des Forschungsinstituts TNS Emnid im Auftrag der DUH sind 75 Prozent der Berliner dafür, dass Wegwerfbecher etwas kosten sollen. Bereits ein Aufpreis von 20 Cent könnte zu einem veränderten Kaufverhalten führen und die Nutzung von Mehrweg-Bechern attraktiver machen. Beispielhaft für den potenziellen Erfolg einer solchen Abgabe sind die Erfahrungen bei einer Abgabe auf Plastiktüten. In verschiedenen europäischen Ländern hat diese zu einem erheblichen Rückgang der Stückzahlen geführt.“

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Wir empfehlen ein anderes Konzept zur Umgehung der Becher-Steuer. Es kommt aus den USA und ist total hipp und neu. Es heißt Coffee to stay. Dabei wird der Kaffee nicht im Pappbecher sinnfrei durch die Gegend getragen, sondern in einem vom Kaffeezubereiter leihweise zur Verfügung gestellten Porzellangebinde vor Ort verköstigt. Dass die meisten Cafés zufälliger Weise auch über eine Bestuhlung verfügen, kommt dem Trend entgegen.

 

Bildrechte: Sascha Krautz/DUH, Coffeenewstom (2x), Quellen: Bild, Rheinische Post, Welt, Deutsche Umwelthilfe.

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