Teufelswerk oder Weihnachtsgeschenk? Eines vorweg: so einfach lässt sich diese Frage nicht beantworten. Beim Duell Barista vs. Kapselmaschine gibt es Argumente für und gegen ein Kapselsystem. Daher ist ein genauer Blick auf das Für und Wider notwendig. Denn, wie bei vielen Dingen, kommt es auf die Anwendung, beziehungsweise auf den Zweck an.
Was ist dran an Kapselsystemen zur Kaffeezubereitung?
Eine Maschine für viele Kaffeespezialitäten. Ob Espresso, Café Cremè oder Filterkaffee, eine Kapselmaschine liefert auf Knopfdruck. Dabei haben gerade Kaffeetrinker, die nur für den Eigengebrauch Kaffee kochen, den Vorteil, dass sie dafür nur ein – durchaus erschwingliches – Gerät brauchen, dass sich zudem leicht bedienen lässt.

Kaffee aus der Kapsel ist ideal dosiert. Für persönliche Vorlieben lassen sich Wassermengen individuell nachjustieren. Kurze Aufwärm- und Durchlaufzeiten schonen den Zeit- und Energieaufwand. Zudem bleibt der Kaffee lange frisch und aromatisch: angestochen werden die Kapseln erst bei Gebrauch. Außerdem sind die Angebote sehr variantenreich. Mit geringem finanziellen Aufwand lassen sich verschiedene Kaffeespezialitäten ohne viel Aufwand in die Tasse zaubern.
Kapselsysteme: ja, aber…
Kapselkaffee ist vergleichsweise teuer. Wer darauf komplett umsteigt, der zahlt zukünftig deutlich mehr für sein Heißgetränk. Bei Preisen um drei Euro je zehn Tassen kommen da übers Jahr mehrere Hundert Euro zusammen. Außerdem sind die meisten Systeme so ausgelegt, dass man auf einen Hersteller angewiesen ist. Das ist zwar ideale Kundenbindung, schränkt die Wahlfreiheit beim Kaffee aber stark ein.

Die Nespresso-Studie zur Nachhaltigkeit legt zwar nahe, dass Kapselkaffee sogar umweltschonend sein kann, ob das funktioniert liegt allerdings am Verbraucher. Denn wer hat schon Lust triefend nasse Kaffeekapseln in seiner Küche zu sammeln und dann fachgerecht zu entsorgen. Das deutsche Duale System zum Recycling hat außerdem so seine Schwächen. Es stimmt zwar, dass aus dem so gewonnenen Sekundäraluminium neue Produkte, wie Fahrräder oder Fensterrahmen entstehen können, trotzdem wird wohl der weit größere Anteil der Kaffeekapseln der „Thermischen Verwertung“ anheim fallen wird.
Wer gewinnt beim Duell Barista vs. Kapselmaschine?
Für einen Barista ist eine Kapselmaschine keine Alternative. Die Bindung an jeweils einen Hersteller schränkt die Auswahl zu sehr ein. Außerdem kann ein Barista aus einem Kaffee einfach mehr rauskitzeln, als eine Maschine. Nachhaltigkeits- und Umweltgedanken kommen bei Kapselsystemen zu kurz. Denn – trotz der positiven Studie – in der Praxis produzieren sie zu viel Müll. Ein Kaffee-Profi wird deshalb in Kapselkaffee keine wirkliche Alternative sehen.
Anders der Verbraucher, der ohne viel Aufwand und Fachwissen schnell leckeren Kaffee zubereiten will. Morgens ein Café Cremè, mittags ein schönes Haferl Kaffee, abends nach dem Essen noch einen Espresso – Kapselmaschinen liefern das alles in ausreichender Qualität. Dabei drohen angebrochene Kaffeepackungen nicht auszurauchen: der Geschmack bleibt in der Kapsel lange erhalten. Viele Anbieter haben inzwischen auch Kaffeespezialitäten im Programm.

Einen Gewinner oder Verlierer kann es in diesem Duell nicht geben – nur unterschiedliche Vorlieben der Verbraucher. Ein richtiger Kaffeeliebhaber wird eher auf individuell zubereiteten Kaffee zurückgreifen. Wer nur gelegentlich guten Kaffee zubereiten will und mit normaler Qualität zufrieden ist, für den kann ein Kapselsystem das Mittel der Wahl sein. Bei nur gelegentlichem Gebrauch dürfte sich auch die Umweltbelastung in Grenzen halten, Mülltrennung vorausgesetzt. Regelmäßig entsorgter Kaffee – weil ausgeraucht oder überlagert – dürfte kaum eine bessere Ökobilanz haben. Aber das ist Theorie. In der Praxis werden viele Verbraucher die Mühen der umweltgerechten Entsorgung scheuen. Außerdem wird häufig der mühsam getrennte Recycling-Müll wird häufig eben doch der „thermischen Verwertung“ zugeführt.
Doch eines darf dabei nicht aus den Augen verloren werden: eine intensive Nutzung von Kaffee aus Kapseln verursacht vermeidbaren Müll und ist deutlich teurer als der Kaffee aus der guten alten Kaffeemaschine. Hat die auch noch einen Dauerfilter, dann ist ihre Ökobilanz verglichen mit Kapselkaffee unschlagbar. Und an eine liebevoll zubereitete Kaffeespezialität aus der Cafetiere reicht das Convenient-Produkt einfach nicht ran. Deswegen Kapselmaschinen generell zu verteufeln führe aber zu weit.
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