Auf geht’s zur Vorwiesn!

Der echte Münchner geht nimmer auf die Wiesn. Er geht auf die Vorwiesn. Vorwiesn ist dann, wenn die Arbeiter die Zelte und Fahrgeschäfte aufstellen, denn dann gehört die Wiesn noch ganz uns, ohne die Heerscharen von Touristen aus aller Herren Länder oder die Firmen aus ganz Deutschland, die ihre Kunden, weiß der Himmel warum, unbedingt aufs Oktoberfest einladen müssen und dafür ganze Zelte durchreservieren. Jetzt geht es noch gemütlich zu, doch bald ist es mit der Ruhe vorbei!

Wenn es nämlich wieder heißt: Ozapft is! Schweinshaxn, Riesenrad und jede Menge Bier. Für die Feierwütigen bedeutet das zwei Wochen Dauerparty, Trachtenwahnsinn und Bier. Für die Einheimischen bedeutet es zwei Wochen Dauerstau rund ums Festgelände, Trachtenwahnsinn und vom Bier Betrunkene aus allen Nationen dieser Welt im Suff vereint. Doch der echte Münchner fängt schon vor dem Anstich an. Vorwiesen heißt das oder schlicht „Wieseln“. Doch wo? Natürlich in Münchens geheimsten Biergarten!

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Traditionell wird das Wetter eh zur Wiesn niemals mehr so schön, wie während des Oktoberfest-Aufbaus und außerdem gehört die Vorwiesn wenigstens noch den Münchnern. So schmecken Bier, Schweinsbraten und Brathendl auch vor der Wiesn und schließlich ist die Augustiner Kantine viel günstiger als später dann am Volksfest. Die Halbe Hell – sogar das begehrte Augustiner alkoholfrei! – kommt dieses Jahr auf unter fünf Euro und der ofenfrische Schweinsbraten gibt es für vergleichsweise kleines Geld. Wechselnde Tagesgerichte sind nochmal billiger. Da ist die Tasse Kaffee mit drei Euro schon fast teuer. Wer trinkt schon Kaffee?

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Bereits seit Mitte Juli wird auf der Theresienwiese für das Oktoberfest 2025 gewerkelt: Zelte und Fahrgeschäfte werden aufgebaut, Rohre verlegt, Leitungen installiert und Buden aufgestellt. Seit Jahren findet der Aufbau hinter verschlossenen Toren statt, mal ganz allgemein gesagt aus Gründen der Sicherheit. Was die ursprünglich nur für die Bauarbeiter gedachte Augustiner Kantine zwang, wollte sie weiterhin auch für die zugänglich bleiben, für die sie eigentlich nicht gedacht ist, für die ganz normalen Bürger, die sich mit dem Hammer höchstens auf den linken Daumen hauen können. Das tut zwar furchtbar weh, qualifiziert einen aber nicht zum Handwerker für den Oktoberfest-Aufbau.

Natürlich geht sowas ja eigentlich gar nicht: eine Betriebskantine, die von Nichtbetriebszugehörigen besucht wird! Zumindest wurden in der Vergangenheit auch schon einmal der Aufsteller-Ausweis verlangt, mal mehr, mal weniger beharrlich. Inzwischen wurden ja auch andere Betriebskantinen erfolgreich fürs gemeine Volk geöffnet und es gibt keinen Grund mehr für die Augustiner Kantine dem nicht gleich zu tun.

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Reibereien keimten auf, als sich der Bauzaun zwischen Volk und Kantine schob. Seit dem Umzug bleiben derlei Schwierigkeiten aus. Und so wird täglich aufgekocht für die Arbeiter und allerlei anderes Volk. Mein Programm besteht meist aus dem Klassiker, dem Schweinebraten mit Knödel und Soße und einem Beigetränk, also entweder Augustiner-Bier oder Spezi. Allerdings gibt es in dieser Kantine, wie oben bereits erwähnt, auch Kaffee.

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Und da sitzt der Münchner im Schatten der Bäume am U-Bahn-Ausgang zur Theresienwiese und betrachtet wohlwollend den Aufbau des größten Volksfestes der Welt. Kurz vor Ende des Aufbaus muss dann die Kantine den nachdrängenden Buden weichen. Also verschwindet er in einen langen Winterschlaf um dann im Juli ein Jahr später wieder aufzutauchen. An einem geheimen Ort. Der dann regelmäßig von den Redakteuren der Lokalredaktionen ausgeplaudert wird. Aber nicht von mir! Wer also nächstes Jahr zur Augustiner Kantine will, der muss halt suchen. Sonst wär’s ja kein geheimer Biergarten mehr!

Übrigens: heuer ist die Augustiner Kantine um eine Attraktion reicher. Die Stadt hat sich nämlich nicht lumpen lassen und den Kindern einen riesigen und absolut sehenswerten Spielplatz direkt neben der Kantine spendiert. Das Publikum im Kantinen-Biergarten wurde dadurch schon merklich verjüngt. Schadet nicht. Der Spielplatz soll auch während der Wiesn geöffnet bleiben – entsprechendes Sicherheitspersonal eingeschlossen. Nur die Kantine ist dann weg. Eigentlich schad!

Wiesn Kantine Augustiner, Theresienwiese Nähe U-Bahnausgang, München; Öffnungszeiten: Montag – Sonntag 10:00 – 19:00 Uhr (bis hier Fahrgeschäfte aufgestellt werden).

6 Gedanken zu “Auf geht’s zur Vorwiesn!

  1. Ein kleiner Blick in die Statistik sei erlaubt, um den Eindruck zu revidieren, echte Münchner verschmähten die Wiesn. Demnach kommen rund 50% der Gäste aus München, zählt man das Umland dazu sind es schon rund 75%. Auf über 77% kommen wir mit ganz Bayern, dazu 4% aus den anderen Bundesländern und 19% aus dem Ausland.
    Will sagen: Auch Münchner*innen rennen in Scharen zur Wiesn und das sind nicht nur zugroaste Isarpreißn.
    Aber ich stimme Dir vollkommen zu, dass ein Wiesnbesuch schon lange nicht mehr schön ist. Ich war auch seit Jahren nicht mehr dort. Auf den Volks- und Herbstfesten im Umland allerdings auch nicht mehr. 🙂

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  2. Lieber Tom
    Danke für den treffenden Bericht
    Auch ich war vor 10, 15 Jahren freitags oft auf der „ Vorwiesen“ oder zum Weißwurstessen am späten Vormittag
    So gemütlich- in Vorfreude schwelgend
    Die Kantine- eigentlich f die Arbeiter gedacht, war zumindest vor langer Zeit, ein echter Geheimtipp
    Das Besuchsverhalten der Münchner hat sich sicher verändert
    Aber: einmal hat der Münnchner eine Reservierung mit der Firma, einmal hat ein Spezl zum Stammtisch eingeladen
    Der Franzl hat jedes Jahr im Winzerer Fähndl einen Tisch – der kennt die Bedienung scho 30 Jahre
    Einmal m d Besuch Ente essen
    Mei , ich hab noch soviel Biermarken treffen wir uns in der Ochsenbraterei am letzten Sonntag
    Da hat der Michi immer eine Box
    Ja, einmal muss man auch mit den Mädels ins Weinzelt
    So sieht’s aus
    Statistik hin oder her
    Übrigens s meinen Beitrag .., „ die wahre Lust am Lebem…“
    Die Wiesn 2026 wird nicht weniger besucht
    Ihr wisst doch:“ a bisserl wos geht immer!“
    Ich freue mich
    Hoffentlich lässt uns das Wetter nicht im Stich
    Die Wiesenwirte waren ja b der schwarzen Madonna i Altötting
    Werd scho
    Lg
    Meggie

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