Peloponnesisches Kaffeetagebuch: Café Yiasemi im Herzen der Plaka

Vom Olymieion aus tauchen wir direkt ins Plaka ein, wie schon die Inschrift auf dem Hadrianstor verheißt: „Dies ist Athen, die alte Stadt des Theseus“. Es ist überraschend, wie schnell sich die Umgebung binnen weniger Schritte verändern kann. Die Plaka ist einer der ältesten Stadtteile Athens am Fuß der Akropolis. Der Stadtteil und seine Bausubstanz können auf eine Kontinuität bis in die Antike zurückblicken. Viele Häuser haben Grundmauern aus der Antike, wenn auch die Fassaden zumeist aus dem 18. Jahrhundert stammen. Bis zur modernen Stadtplanung des frühen 19. Jahrhunderts bildete sie den Kern der Stadt Athen. 1840 lebten noch 19.000 Menschen in der Altstadt. Danach wandelte sich die Plaka zum Tavernenviertel, das in allen gesellschaftlichen Schichten gleich beliebt war. 

Schlecht für den Auto- und Radverkehr, gut für Fußgänger wie mich: die engen Gassen und vielen Treppen lassen hier nur eine Art der Fortbewegung zu. Gerade an den Treppen haben sich viele Cafés und Tavernen angesiedelt. Die Bausubstanz ist alt, aber das macht nichts. Man lebt mit dem, wie es ist, egal wie verwinkelt und egal über wie viele Treppen man ans Ziel gelangt. Nicht gerade behindertenfreundlich und auch ältere Semester dürften bei den Stufen ins Schnaufen geraten oder sie suchen sich lieber gleich einen Platz im Parterre.

Ich aber will hoch hinaus. Erst geht es in einen kleinen Hof, dann in das verschachtelte Café. Hat man sich bis in den ersten Stock hochgekämpft, dann geht es noch über eine schmale und steile Wendeltreppe aus Schmiedeeisen bis hinauf auf die Dachterrasse. Die die freundliche Bedienung auch jedes mal erklimmen muss, womit sie sich ein Extratrinkgeld bereits mehr als verdient hat. Zahlreiche Topfpflanzen tun ihr übriges. Man wähnt sich nicht im Zentrum von Athen, sondern eher inmitten der Natur, in einer weinumrankten Mischung aus drinnen, überdacht und draußen.

Yiasemi – wörtlich „Jasmin“der Name der süß duftenden Blume, deren weiße Blüte selbst um Mitternacht leuchtet, als würde sie das glitzernde Meer der Ägäis widerspiegeln – ist das stets gut besuchte, traditionelle Café, das Sie auf den meisten Fotos des Plaka-Viertels sehen. Es ist von Grünflächen umgeben und stets voller Menschen, die draußen auf den Stufen des Mnisikleous, einem der Wege zur Akropolis, sitzen. Dies ist der ideale Ort, um einen traditionellen griechischen Kaffee zu probieren, der in einem Briki zubereitet und in espressogroßen Keramiktassen serviert wird. Lassen Sie sich nicht entmutigen, wenn Sie draußen keinen Platz finden – das Innere besticht durch antike Möbel, die von Besitzerin Mariza Kouzeli sorgfältig ausgewählt wurden, sowie eine verlockende Auswahl an Desserts, die auf einem Marmortisch präsentiert werden.

Ein Traumcafé! Die Karte verrät, dass man hier auf Nachhaltigkeit Wert legt. Die Küche ist vielseitig und nachgefragt – die Kommentare in den Medien sprechen Bände. Doch für den Moment bin ich mit meinem Kaffee gut bedient. Dieser Dachgarten ist eine der Top-Locations von Athen. Google Maps behauptet hartnäckig das Lokal sei dauerhaft geschlossen, was mich wundern würde. Die Webseite ist allerdings noch online. Vielleicht klärt mich ein Athen-Reisender demnächst einmal auf. Bis dahin gehe ich davon aus, dass es das Yiasemi noch gibt. Deshalb auch die Öffnungszeiten weiter unten, so sie mir vom Besitzer noch rechtzeitig zugemailt werden.

So, ich muss weiter. Es gibt noch etwas zu sehen heute.

Yiasemi, Mnisikleous 23, Plaka, Athina, Griechenland; Öffnungszeiten: ungeklärt. Quellen: Wikipedia, yiasemi.gr.

11 Gedanken zu “Peloponnesisches Kaffeetagebuch: Café Yiasemi im Herzen der Plaka

  1. Traumhafter Urlaub. Ich hatte heute auch schon etwas Besonderes: Von Nescafe gibt es jetzt eine Pulverkaffee „Crema“ und der ist um einiges besser, als jener „Crema“, den ich vor Kurzem aus einem Automaten gezogen habe. Ich hab das dicke Buch der „Griechischen Heldensagen“ neben dem Frühstücksei liegen und höre Nana Mouskouri „Weiße Rosen aus Athen“. Mein Laptop auf der Spüle zeigt griechische Architektur von deinem Blog. Leider kann ich nicht verreisen, bin hier leider gebunden und verbringe meinen Urlaub zu Hause. Da muss man kreativ etwas Fernstimmung verbreiten. Schöne Tage noch dir ..

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    1. Man kann es sich auch Zuhause schön machen. Manchmal muss man das sogar. Ich nehme mir deshalb immer Lebensmittel aus dem Urlaub mit. Damit kann ich mir die Griechenland-Stimmung noch etwas erhalten. Aus Nescafé kann man einen prima Frappé zaubern. Statt Nana Mouskouri kommt bei mir aktueller griechischer Pop aus den Lautsprechern – Spotify sei dank. Dir einen schönen Urlaubstag daheim!

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      1. Wenn du griechischen Pop hörst, dann ist er bestimmt gut. Spotify muss man abonnieren und monatliche Gebühren bezahlen. Da ich genug Musik zur Verfügung habe und auch über dem kostenlosen Youtube, spare ich mir die Weitergabe meiner Daten und was Spotify dazu noch in Rechnung stellt. Bin kein Schotte, aber zuviele Internetaccounts machen eine Person immer durchsichtiger. Genieß die Minuten, denn der Urlaub ist schneller vorbei, als du „hier“ rufen kannst ..

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