Direkt neben dem Zappeion-Garten liegt das Panathinaiko-Stadion, ein Schnittpunkt der Geschichte, an dem sich Antike und Neuzeit treffen. Hier stand schon vor etwa 2.350 Jahren das Stadion, in dem alljährlich die Panathenäen, die Panathenischen Spiele, ausgetragen wurden. Schon der mythische König Erechtheus soll Athenäen gestiftet haben; Theseus verwandelte, nachdem er die attischen Flecken zu einer gemeinschaftlichen Stadt verbunden hatte, das Fest in Panathenäen („Fest für alle Athener“). Zwischen 140 n. Chr. und 144 n. Chr. erhielt das Stadion bei weiteren Ausbaumaßnahmen durch den Mäzen Herodes Atticus sein endgültiges Erscheinungsbild. Bei den Athenern hat die Anlage bis heute den Spitznamen Kallimarmaro, was so viel wie „schöner Marmor“ bedeutet.

Ernst Ziller war 1869 an den Ausgrabungen des Stadions beteiligt und legte die Ruinen frei. Die Athener hatten sie über Generationen hinweg als Steinbruch missbraucht, die ursprüngliche Form ließ sich aber erahnen. So hatte das antike Stadion die Form eines Hufeisens mit einer Laufbahnlänge von 204,07 Meter und einer Breite von 33,35 Metern. Nach heutigen Schätzungen fasste das antike Stadion 50.000 Zuschauer. Kurz nach seiner Ausgrabung fanden in dem provisorisch hergerichteten Stadion 1870 die zweiten und 1875 die dritten Olympien vor rund 25.000 Zuschauern statt. Angesichts der Durchführung der ersten Olympischen Spiele der Neuzeit wurde das Stadion 1895 von Grund auf erneuert und der entwendete Marmor ersetzt. Da jedoch am Ende die Zeit zu knapp wurde, mussten Teile der Struktur aus Holz gebaut und architektonisch möglichst gut versteckt werden. Das Panathinaiko-Stadion wird nur noch selten für Veranstaltungen genutzt. Aktuelle Bestimmungen fordern eine stark verringerte Anzahl an Eintrittskarten, was eine Nutzung aus Sicht der Veranstalter meist unwirtschaftlich macht. Die Veranstaltungen verwenden meist nur einen kleinen Teil des Stadions.

Links daneben das Olympieion mit dem Tempel des Olympischen Zeus, der größte antike Tempel im griechischen Mutterland – ein rechteckiger Bau mit mehr als 100 Metern Länge und fast 50 Metern Breite. Der Tempel geht auf das 6. Jahrhundert v. Chr. zurück, wurde aber erst unter dem römischen Kaiser Hadrian im 2. Jahrhundert n. Chr. vollendet. Er wurde um 515 v. Chr. unter Peisistratos dem Jüngeren auf den Fundamenten eines kleineren Tempels angelegt. Die meisten der 104 Säulen wurden eingerissen oder zerstört, da der Tempel im Mittelalter als Steinbruch diente. Im 15. Jahrhundert standen nur noch 20 Säulen. Heute gibt es dort noch 15 aufrecht stehende und eine umgestürzte Säule.

Der Tempel wurde unter Kaiser Hadrian vollendet, der das Heiligtum mit Statuen füllte, die ihn selbst darstellten und ihm von Städten unter seiner Herrschaft geschenkt wurden. Es markiert den Eingang zum Athener Olympieion und wurde zu Ehren Hadrians zu dessen Besuch in Athen im Jahr 132 eingeweiht. Streng genommen war es daher einst kein Stadttor, sondern ein Ehrenmonument. Ein weiterer Schnittpunkt der Geschichte: wer einen Schritt zurück geht landet in die griechische Antike, wer einen vorwärts, nach Westen, geht, landet im römischen Athen. Rätselhaft bis heute die Inschriften auf beiden Seiten: Auf der zur Akropolis gewandten Seite steht „Dies ist Athen, die alte Stadt des Theseus“, und auf der anderen „Dies ist die Stadt des Hadrian und nicht des Theseus“. Einige Forscher glauben, dass die Inschriften die Grenze zwischen der alten Stadt des Theseus und der von Hadrian angelegten Neustadt markierten, während andere sie als Zeichen für die Erweiterung der Stadt interpretieren.

Eigentlich wollte ich hier einen Kaffee trinken. Idealer Weise mit Blick auf das Olympieion und das Hadrianstor. Allerdings fegte der Wind über das Feld und blies einem unbarmherzig den Sand der Geschichte ins Gesicht. Ein griechischer Kaffee, wie er mir jetzt vorschwebte, hätte so nur noch mehr Satz bekommen. Außerdem war das „Café“ auf dem Gelände eher ein überteuerter Kiosk, der nur wenig Schutz vor dem Unbill des Windes bot. Es hilft nichts – ich muss weiter und meinen Kaffeedurst woanders stillen!
Quellen: Wikipedia, thisisathens.org.
Elegantly expressed
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Thank you!
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Das mit dem Kaffee nimmt allmählich dramatische Züge an. Griechenland ohne Kaffee – in der Neuzeit kaum vorstellbar! Wir suchten einst auf den Inseln Wasser. Ich weiß nicht mehr, wie sie hieß, aber wir ernteten nur verständnislose Blicke, bis uns der örtliche Geistliche auseinandersetzte, dass wir gern Wein haben könnten. Aber Wasser, nein, er bedaure – das Wasserschiff käme erst nächste Woche wieder.
Was freilich auch Auswirkungen auf den Kaffee hatte und hat.
Jedenfalls lese ich hier, dass ich viel zu selten in Griechenland bin. Und bisher eindeutig zu insellastig. Aber heuer wird das nichts mehr.
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Es gibt in Griechenland ein Gesetz, dass die Höchstpreise für normales Flaschenwasser festlegt. Dadurch bekommst Du praktisch überall den halben Liter Wasser für maximal einen Euro. Ausnahmen gibt es immer wieder, zum Beispiel den Kiosk an der Akropolis in Athen. Seine (was das Wasser betrifft illegalen) Getränkepreise sorgen regelmäßig für Aufregung im Netz. Offenbar nimmt er die Geldstrafen in Kauf. Ich habe mir angewöhnt insbesondere an heißen Tagen viel Wasser zu trinken.
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Die Reise mit dem Zug, gefolgt von Fähren ist einige Jahrzehnte her und selbst hierzulande wußte noch niemand etwas mit einem Euro anzufangen. Und die Insel war nicht sehr groß (irgendwie hab ich Milos im Kopf, aber ich glaube nicht, dass sie das war, das war praktisch nur ein Dorf an einem Hang – wie gesagt, seither ist einige Zeit vergangen). Das Wasserproblem gab es übrigens auch an den hier und da zur Verfügung stehenden Duschen am Strand!
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Wasser ist auf vielen griechischen Inseln ein Problem. Und der Massentourismus verschärft die Lage auch noch.
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