Zügig ging es nun zurück Richtung Vathi. Timing ist ja bekanntlich alles, aber in diesem Falle hatte ich mehr Glück als Verstand. Die Sonne neigte sich gerade gegen den Horizont, als wir die Höhe über Vathi erreichten. Die kleine Hafenstadt gönnte sich diese letzten Strahlen noch, die das Meer stahlblau und die Häuser weiß erscheinen ließen. Die blaue Stunde.

Der Wind trieb die Geräusche der Stadt nach oben zu uns, das Gehupe der Autos, das Brummen der Schiffmotoren und die Fetzen mancher tiefgreifender Gespräche, nun vermengt in einem sonoren Ton-Brei, eine Melange aller Klänge eines Hafens, manche davon frisch, andere abgestanden oder von einem langen Tag übriggeblieben und letztendlich doch von den vom Frühling noch warmen Wänden der Häuser zurückgeworfen oder von den Wellen, die sanft ans Ufer schlagen, reflektiert, ein langsam verstummendes Echo des Lebens.

Die Sonne versteckt sich hinter den Ausläufern eines Berges. Ein kurzes, intensives Auflodern noch von Gelb bis zu einem zarten Rosa, die als Reflexe noch die sich kräuselnden Wellen sichtbarer machen, ein Glühen, dass sich entlang des Meeres erstreckt, das – wie der Tag – seine Kraft verliert, aufgeben muss und sich schließlich dem Dunkel der aufziehenden Nacht ergibt. Vorbei.

In Ireon zurück erwartet uns schon unsere Taverne. Die Plätze auf der Terrasse sind in goldenes Licht getaucht, wie auf einem Gemälde von van Gogh. Es gibt Kaninchen mit Kitharaki, zubereitet vom Chef selbst „für Verwandte und Freunde“, wie er sagt. Offenbar zählen wir heute noch dazu und sind noch keine Gäste. Ein schöner Ausklang eines ereignisreichen Tages.
💙🧡💜💛
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Stellar post
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Es gibt diese Stunden, in denen die zurückfallenden Geräusche nur ein Nachhall sein können, ähnlich dem Hintergrundrauschen des Universums. Aber selten sind sie udn unwirklich.
So eine Taverne, in der man willkommen geheißen wird, hat was. Und erinnert ein wenig an die Szene aus Asterix auf Korsika („Bring uns die Wurst. Aber nicht von dem Zeug für die Gäste!“). Gastfreundschaft zum genießen!
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