Samiotisches Kaffeetagebuch II: Ostermorgen in Ireon

Nach dem Mitternachts-Gottesdienst und der Feuerwerk und der Suppe danach, ließen wir es am darauffolgenden Ostermorgen ruhig angehen. In Abstimmung mit unseren Gastgebern verzichteten wir auch auf das Hotel-Frühstück, den erstens hatten wir ja erst in der Nacht etwas gegessen und zweitens war die Küche schon mit der Zubereitung des sonntäglichen Festschmauses beschäftigt. So kam es, dass an diesem Morgen die Sonne schon hoch am Himmel stand, als wir uns aus den Betten schälten.

Für mich ist es wichtig im Zimmer einen Kühlschrank zu haben. Traditionell wird am ersten Urlaubstag etwas eingekauft – Bier, Wasser, Chips, Kekse und dergleichen – was eine spontane Notversorgung gewährleistet. Außerdem ist mein Zimmer mit einem netten kleinen Balkon ausgestattet, ein Tisch, zwei Stühle und damit genug Platz für zwei Menschen. Nicht zu vergessen der Blick aufs Meer.

Es war also schon Vormittag, als ich eine kalte Wasserflasche und zwei Fantadosen dem Kühlschrank entnahm (Ich liebe es, wenn man im Urlaub Limonaden verkosten kann, die es hierzulande nicht gibt). Auch für Essen war gesorgt, hatten wir uns doch gestern noch auf der Insel Patmos in Sam’s Bakery verproviantiert. Das war zum einen eine ganz besondere Spezialität: der Patini Käsekuchen, auch bekannt als Patmos Cheese Pie, der sich vor allem in der salzigen Version deutlich von ähnlichen Kuchen auf anderen Inseln unterscheidet.

Zum zweiten hatten wir noch eine traditionelle, süße Teigtaschen, die frittierte Pougia. Beides kam gerade recht um in der lauen Vormittagssonne auf dem Balkon ein kleines, improvisiertes Osterfrühstück zu organisieren. Nur der Kaffee fehlte, aber darum kümmern wir uns gleich.

Das ganze Dorf schien noch in einer Art Dornröschenschlaf zu liegen. Von den Bewohnern ließ sich zumindest am Morgen noch niemand blicken. Auch die Geschäfte hatten alle zu. Ja, den Ostersonntag nimmt man hierzulande sehr ernst. Trotzdem wäre es an der Zeit sich um einen Kaffee zu kümmern.

Inzwischen macht sich ein angenehmer Duft breit. Nein, nicht Kaffee, sondern gegrillte Ziege. Denn während wir den Tag noch langsam angehen lassen, dreht sich das Tier schon über dem Feuer. Doch bis es gar ist müssen wir uns noch etwas gedulden…

20 Gedanken zu “Samiotisches Kaffeetagebuch II: Ostermorgen in Ireon

  1. Würde (allerdings erst morgen) gern auch von der Ziege probieren… Wir werden das Frühstück zelebrieren. Ausgedehnt, in der Art eines Brunch. Eingekauft ist. Und natürlich ist dabei wesentlich, dass sich jeder seine Eier selbst sucht, die müssen zuvor versteckt werden!

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      1. Ja, die LÄmmer, die Ziegen, die Opfertiere allgemein, die Hühner, die Federn resp. Eier lassen müssen – die sind alle nicht ganz glücklich drüber. Ähnlich wie an St. Martin die Gänse keinen Festtag haben. Manches ist schon unfair. Und nichts wirklich fair.

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        1. Im Leben herrscht das Gesetz des Dschungels: Fressen und Gefressen werden. So hat Gott die Welt eingerichtet. Willst du jede Fliege aus dem Spinnennetz auf dem Dachboden retten? Aber ich denke, du wolltest mir nur einen Seitenhieb auswichen auf meinen positiven Kommentar, wolltest mir die Illusion auf ein Osterfest in Respekt und Achtung nehmen. Wer hat denn angefangen, die Ziege verköstigen zu wollen, deren Opfer du plötzlich als unfair bezeichnest? Aber ich seh ein, dass ich mich von gewissen Menschen lieber fernhalte und keine Friedenssignale mehr sende. Schade.

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          1. Nein. Die Feststellung, dass die Welt unfair ist, ist alt, uralt. Nicht von mir. Und ich würde die Ziege immer noch probieren – auch wenn sie mir leid tut. Ich gehe sogar einen Schritt weiter. Ich wüßte lieber, dass das Fleisch auf meinem Teller von Nachbars Kuh Liese ist, deren Lebensumstände ich kannte. Als abgepackt aus dem Supermarkt. Das der Frieden unter den Menschen und die gegenseitige Achtung und Fairness ebenfalls ein Problem darstellt brauchen wir auch nicht zu betonen. Also – zum österlichen Friedensgruß gehört doch wohl auch, die Realität zu sehen. Und nicht so zu tun, als müßte man sie hinter einer Scheinfassade verstecken. Hm?

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