Pagondas liegt inmitten dichter Olivenhaine. Es gilt als das ladochori, das Öldorf der Insel. Das Dorf liegt ähnlich einem Amphitheater malerisch an den südöstlichen Ausläufern des Berges Bournias, der als südlicher Teil noch zum Ambelos-Gebirge gehört und bietet einen Panoramablick nach Osten über die Ebene von Chora und die angrenzende Ägäis. Früher war das Gebiet um Pagondas sehr waldreich, allerdings haben die zahlreichen Brände auf der Insel auch hier gewütet und den Baumbestand dezimiert.

Im Ort ist noch alles ruhig. Auch der Kiosk – früher Garant für steige Einnahmen – ist geschlossen. Das liegt nicht nur an der Vorsaison. Orte wie Pagondas existieren in ewiger Vorsaison und sterben langsam aus. Ich mache mich wieder auf den Weg nach Ireon. Die Straße schlängelt sich sanft hinab ist Tal und zum Meer. Nach einigen scharfen Kurven führt nach rechts ein besserer Feldweg direkt nach Ireon. Hier liegt auf halben Weg nach Ireon beschienen vom goldenen Licht der frühen Morgensonne der Turm des Sarakini, in manchen Reiseführern falsch mit Sarazenerturm übersetzt.

Mit den Sarazenen hat dieses Bauwerk nämlich nichts zu tun. Der Turm ist das älteste Gebäude aus der Zeit der Wiederbesiedelung der Insel im 16. Jahrhundert und ist benannt nach seinem ursprünglichen Bewohner Nicholas Sarakinis. Der war ein Steuermann im Dienste des ottomanischen Admirals Kilic Ali Pascha, der ursprünglich Giovanni Dionigi Galeni hieß und ein italienischer Kapitän war, der in türkische Gefangenschaft und Sklaverei geriet, es aber zum Seehelden und Berater des türkischen Großadmirals Piyale Pascha brachte. Der Admiral ankerte im Jahr 1572 in der damals so gut wie unbewohnten Bucht von Ireon und war bezaubert von der Schönheit der Insel.

Zurück in der Heimat bat er den Sultan ihm die Insel zu überlassen, eine Bitte, die dem erfolgreichen Admiral kaum abzuschlagen war. Kilic Ali Pascha hatte mehrere siegreiche Seeschlachten gegen Europäer und Piraten geschlagen. Der neue Eigentümer der Insel begann damit diese wieder zu besiedeln, lud aber fast ausschließlich griechische Christen dazu ein, in dem er ihnen Land anbot, relative Unabhängigkeit von der Kontrolle der Osmanen und andere Vorteile. Unter den Begünstigten war auch sein langgedienter Steuermann Sarakinis, der sich vermutlich von Handwerkern aus Patmos im Jahr 1577 diesen wehrhaften Wohnturm errichten ließ.

Im ersten Stock gab es zwei Kanonenluken, eine nach Norden und eine nach Süden, der zum Wohnen gedachte zweite Stock wurde mit einem Malteser-Kreuz verziert. Nachweislich errichteten die Bauleute aus Patmos 1602 im gleichen Stil, wie den Turm auch die beiden Zwillingskirchen Agois Ioannis und Agios Georgios in der Nähe. Nach Sarakinis Tod wurde der Turm an das Kloster St. Johannes auf Patmos vererbt, dem er noch heute gehört. Leider ist er der Öffentlichkeit nicht zugänglich.

Noch wenige Meter, dann erreiche ich Ireon. Mit den ersten wärmenden Strahlen der Morgensonne, die den kleinen Fischerort in goldenes Licht taucht. Das Frühstück wartet. Zumindest ein Kaffee sollte sich zu dieser frühen Stunde irgendwo auftreiben lassen. Außerdem: der erste richtige Urlaubstag liegt noch vor uns.

Quellen: Wikipedia, samosin.gr, insel-samos.net, Marco Polo.