Kretisches Kaffeetagebuch: auf der Halbinsel Rodopou

Der Plan war, hier einige besondere Orte zu besuchen, die Abseits der üblichen Touristenströme liegen. Denn im Gegensatz zu heute war die Gegend hier von der Antike bis zur Zeit der Venezianer besiedelt. Meine Recherche ergab, dass es hier – in etwa dort, wo heute der Menies Beach liegt, ein Hafen gewesen sein muss.

Wir nehmen die Nationalstraße von Kissamos bis kurz vor Kolimvari. Dann geht es über eine Seitenstraße nach Rodopos und von dort weiter an die Nordspitze der Halbinsel, an den Mennies Strand und zum Kap Spatha. Auf dem Weg liegen die Überreste eines St. Georg-Klosters mit dem gleichnamigen Turm. Der Turm, die markanteste Ruine auf der Halbinsel, stammt noch aus byzantinischer Zeit. Die Mönche hielten hier tapfer aus und verteidigten sich gegen häufige Piratenangriffe, die sie aber zur Zeit der venezianischen Besetzung der Insel dennoch zum Verlassen des Klosters zwangen.

Nicht weit vom Strand befinden sich die Grundmauern eines Tempels zu Ehren der Diktynna. Das Diktynnaion war der wichtigste Tempel der Göttin, die auch unter dem Namen Britomartis bekannt ist. Diktynna war die jungfräuliche Göttin der Jagd und wurde im Westen Kretas als Schutzpatronin der Jäger und Fischer verehrt. Der Name Diktynna könnte mit dem Berg Dikte in Verbindung stehen, doch der griechische Historiker Strabo berichtet, dass er sich von dem Wort diktyon ableitet, was so viel wie Netz bedeutet.

Der Legende nach floh die Nymphe vor dem lüsternen König Minos, der sie verführen wollte, und sprang ins Meer. Sie wurde in den Netzen der Fischer gefangen und in die Sicherheit der Insel Ägina gebracht. Diktynna war auch als Britomartis bekannt – „süße Jungfrau“ aus den altgriechischen Wörtern britos und martis – und wurde eng mit der Göttin Artemis identifiziert. Auf Kreta selbst behielten Artemis, Britomartis und Diktynna jedoch in kultischen Zusammenhängen getrennte Identitäten.

In der Antike soll von Polyrrhenia bis zum Heiligtum eine gepflasterte Straße geführt haben, von der bei Rodopos noch Reste zu sehen sind. Auch am Kap Spatha zu sehen sind die Fundamente von zwei Geschützen aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges. Hier standen zwei Kanonen der deutschen Wehrmacht, die wohl die Vorlage für die „Kanonen von Navarone“ gegeben haben. Nur sollten wir so weit nicht kommen, denn die geteerte Straße endete in Rodopos.

Wir versuchten es auf der Piste, die aus Rodopos herausführt und schafften auch einige Kilometer, als sich die Qualität des Weges aber zusehens verschlechterte, kamen wir überein den Wagen nicht länger zu strapazieren und umzukehren. Nicht ohne zuvor diese ganz besondere Landschaft auf uns wirken zu lassen. Verkarstete Hügel, Machia und Phyrgana, wie wir das schon kennen, mit dieser typischen, würzigen Luft, ein kleines, fruchtbares Tal, eine Schafherde die dort friedlich weidet, dahinter die Weißen Berge“, die Lefka Ori, linker Hand der Blick auf Chania und die Halbinsel Akrotiri, in der Ferne und halb im Dunst versunken. Wir genießen diesen Moment und machen uns ohne Bedauern auf den Rückweg nach Rodopos.

Quellen: cretanbeaches.com, followinghadrian.com, ww2wrecks.com.

5 Gedanken zu “Kretisches Kaffeetagebuch: auf der Halbinsel Rodopou

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..