Kretisches Kaffeetagebuch: Moni Toplou

Das Wetter ist wenig versprechend. Dicke Wolken treibt der Wind über uns her, als wir uns auf den Weg in den äußersten Nordosten der Insel Kreta machen, einer kargen und verlassen wirkenden Landschaft. Die Nordost-Spitze ragt wie ein Dorn ins Meer hinein. Im äußersten Zipfel verbirgt sich noch der kleine Kyriamadi-Nationalpark. Westlich und südlich davon erstrecken sich einige Strände, von denen sich die meisten im Sommer großer Beliebtheit erfreuen. So früh im Jahreslauf liegen sie einsam da.

Etwas abseits der Straße Sitia-Paleokastro in einem ansonsten menschenleeren Teil des Ostens, liegt das Kloster Toplou. Wie eine mittelalterliche Burg steht dieses Kloster inmitten einer Landschaft, die eher an die Western von Sergio Leone erinnert, als an Griechenland. Wehrhaft waren die Klöster auf Kreta schon immer. Über Jahrhunderte hinweg galten sie als Keimzellen des Widerstandes gegen die zahlreichen Besatzer, egal ob Byzantiner, Genueser, Venezianer, Türken oder Deutsche.

Dieser Widerstand wurde auch bewaffnet geleistet. Davon kündet schon der Name des Klosters. Toplou stammt aus dem türkischen toplu und bedeutet so viel wie „ein Gebäude, das über eine Kanone verfügt“. Eine kleine Ausstellung im Kloster zeigt ein ganzes Arsenal an Waffen, wie Gewehre, Pistolen und Säbel, aber auch gleichzeitig die Crux des Widerstandes: die Waffen waren oft schon lange veraltet, wenn sie im Kampf gegen die Besatzer eingesetzt wurden, ein Kampf mit ungleichen Mitteln.

Im Laufe der wechselvollen Geschichte wurde das Kloster mehrmals zerstört und wiederaufgebaut. Heute zeigt sich das Kloster als aufwändig rekonstruiert und präsentiert sich den zahlreichen Besuchern als kleines Schmuckstück. Vor langer Zeit waren die Mönche des Klosters Selbstversorger, eine restaurierte alte Windmühle im äußeren Hof zeugt davon. Heute noch wird hier Wein und Olivenöl nach Bio-Standard erzeugt. Ein ausgeprägter Devotionalienhandel ergänzt das Angebot. Dabei sind die Waren hier oft teurer, als anderswo. Den Wein aus dem Kloster, den wir gestern schon in der Taverne Zorbas genossen haben, haben wir hier deshalb auch stehen lassen. Rückblickend betrachtet zum Glück, denn jeder Mini Market bot die Tropfen 20-25% unter dem Preis an, der in Toplou aufgerufen wurde.

Das Kloster von Toplou oder das Kloster von Panagia Akrotiriani, wie es in religiösen Kreisen genannt wird, ist aufgrund seiner Lage im östlichen Teil von Kreta eines der bekanntesten und wichtigsten Klöster der Insel. Für die Einheimischen ist es schlich das „Große Kloster“. Gegründet wurde es wahrscheinlich bereits im späten 14. Jahrhundert, als das ursprüngliche Katholikon errichtet wurde, das der Geburt der Theotokos gewidmet war. Das Kloster erhielt seine befestigte Form nach der systematischen Plünderung durch türkische Piraten, die Ende des 15. Jahrhunderts Ostkreta überfielen.

Der Wiederaufbau ist traditionell mit den venezianisch-kretischen Familien der Kornaroi und der Metzoi von Sitia verbunden. Wichtige Ikonen, Manuskripte, frühe gedruckte Bücher und Stiche, die einen langen Zeitraum vom 15. bis zum 19. Jahrhundert umfassen, sind in den beiden angrenzenden Räumen des Kellergeschosses des Klosters ausgestellt, die als Museum eingerichtet sind. Berühmt ist das Kloster für sein Ikonen-Museum, in dem die Großikone Megas ei Kyrie – „Allmächtig bist Du, oh Herr“ – ein Werk des damals 25 Jahre alten Malers Joannis Kornaros aus dem Jahr 1770, aufbewahrt wird. Diese Großikone zählt zu den bedeutendsten sakralen Kunstwerken der orthodoxen griechischen Kirche und bringt heute zahlreiche Kunstinteressierte ins Kloster.

Das Kloster wird mit einer 10m hohen Mauer befestigt, die es vor feindlichen Angriffen schützte. Es erstreckt sich über eine quadratische Fläche von 800 Quadratmetern und verfügt über drei Etagen mit 40 Zimmern, einem 33m hohen Glockenturm. Nach der Tradition hat es 100 Türen, aber nur 99 von ihnen wurden gefunden. In der Mitte des Klosters gibt es einen Brunnen mit Wasser, der die Mönche während der verschiedenen Belagerungen durch die Türken und die Piraten sicherstellte. Gegenüber dem Brunnen befindet sich eine zweischiffige Basilika, die der Jungfrau Maria und Johannes dem Theologen gewidmet wird.

Wir haben uns für das Kloster gut Zeit genommen. Gerade als wir uns wieder auf den Weg machen wollten, legte der Regen erst richtig los. Deshalb kehrten wir für einen Tasse griechischen Kaffees in der kleinen Taverne Kamarōtó ein, die direkt am Kloster liegt. Hier schien man von den exorbitanten Preisen der Mönche nichts gehört zu haben, den hier kostete alles moderat. Kaum hatten wir unseren Kaffee getrunken, da hörte auch schon der Regen auf und wir konnten uns wieder auf den Weg machen, noch tiefer in diesen verlassen Winkel der Insel hinein.

Quellen: Wikipedia, maps.adac.de, kreta.com, cretanbeaches.com, orthodoxcrete.com, globetrottel.net. Taverna Kamarōtó, Epar.Od. Monis Toplous – Vai, Palekastro, Kreta, Griechenland; Öffnungszeiten: täglich 10:00 – 22:00 Uhr. Kloster Toplou; Öffnungszeiten: täglich 09:00 – 17:00 Uhr.

9 Gedanken zu “Kretisches Kaffeetagebuch: Moni Toplou

  1. I landed in Greece on transit and stayed a night in a remote hotel. I saw wonderful views that suggest the holiness of the beautiful island of Tikrit, but as I mentioned, prices are still high in Greece in general.

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