Die Eduscho-Story

Ein Kofferwort: Eduscho. Es setzt sich zusammen aus dem Vor- und Nachnamen von Eduard Schopf, dem Bremer Kaffeehändler und -Röster, der den Kaffeemarkt in Deutschland erheblich mitgeprägt hat. 2024 wird die Marke Eduscho 100 Jahre alt. Ein Grund sich einmal das Leben und Wirken von Eduard Schopf genauer anzuschauen.

Geboren wurde der Eduscho-Gründer als Sohn eines Kohlenhändlers und Gastwirts 1893 in Hockenheim. Sohn Eduard erlernte den Beruf des Kaufmanns bei der Volksbank Hockenheim, bevor er von 1916 bis 1918 am Ersten Weltkrieg teilnahm. Nach Kriegsende arbeitete er bei einer Baufirma in Rastatt. Hier lernte er auch Friedel Hildebrandt kennen, die er 1922 heiratete. In Bremen begann er seine berufliche Karriere als Kaufmann mit einem Brennstoff- und Baumaterialhandel. Später beteiligte er sich dann an einem kleinen Lebensmittelversandgeschäft in Bremen. In Bremen produzierte er seit den 1920er Jahren Röstkaffee, der ausschließlich per Post direkt an die Endkunden verschickt wurde.

Er erkannte im Direktversand von typisch bremischen Importprodukten wie Kaffee, Kakao und Tee eine Marktchance. So belieferte er die Konsumenten mit Kaffee, welcher vorher von Lohnarbeitern geröstet wurde. Zunächst war sein Unternehmen ein Einmannbetrieb, wobei er selbst in der Waschküche seiner Mietwohnung die Versandpakete schnürte. Schopfs Kundenorientierung war beispielhaft, so lieferte er seinen Kaffee selbst in entlegenste Ortschaften. Dadurch gelang ihm ein rascher Aufstieg seines Unternehmens. 1924 gründete er seine eigene Kaffeerösterei, wobei er seine Vertriebsstrategie des ausschließlichen Postvertriebs beibehielt und keine Filialen gründete.

Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgte die Neugründung und die Fortsetzung der Direktbelieferung. In den 1950er Jahren übernahm Sohn Rolf das Unternehmen. Noch in den 1980er und 1990er Jahren war Eduscho einer der führenden Kaffeeanbieter im Kooperationssektor mit kleinen, ortsansässigen Bäckereien. Diese als Depots bezeichneten Läden im Laden – Shop-in-Shop-Prinzip – bekamen im Zuge der Kooperation ein Kaffeeregal, regelmäßig auszutauschende Schaufensterdekorationen für Aktionsware, wie Bekleidung, Elektroartikel und Haushaltswaren, sowie eine beleuchtete Eduscho-Außenwerbung. So konnten die Kunden der Bäckerei gleichzeitig Backwaren, Aktionswaren und Kaffee kaufen. Später kamen eigene Filialen mit integriertem Kaffeeausschank dazu – ab 1969 auch in Österreich. Von den sogenannten Depots oder Verkaufspunkten gab es in den 90er Jahren etwa 17.000.

In den erfolgreichsten Jahren des Unternehmens verkaufte Eduscho in großem Stil und zu sehr günstigen Preisen Güter des täglichen Bedarfs, die normalerweise im entsprechenden Fachhandel vertrieben wurden. Dieses Vertriebskonzept wurde oft kopiert, auch in anderen Branchen. In den Köpfen der Kunden hat sich bis heute die Idee gehalten, hier besondere Schnäppchen machen zu können. In den 80er und 90er Jahren war der Kaffeemarkt zwischen Bremen und Hamburg aufgeteilt. Neben Eduscho gehörten die Kaffeesorten von Tchibo, Jacobs Kaffee – mit Onko und Hag – und die Eigenmarken der ALDI-Handelskette zu den marktbeherrschenden Markenkaffees. Eduscho hielt sich auf Platz vier.

Allerdings gingen die Umsätze für Kaffee Ende der 90er Jahre bei Eduscho zurück, was vermehrt durch Angebote im Non-Food-Bereich ausgeglichen werden. Was auf Dauer misslang, nicht zuletzt deshalb, weil der damalige Hauptkonkurrent Tchibo im Gegensatz zu Eduscho direkt mit Super- und Lebensmittelmärkten zusammenarbeitete. Gleichzeitig setzte Aldi Kaufanreize durch einen besonders niedrigen Kaffeepreis, die Eduscho-Filialen leerten sich zusehens. Das hatte auch andere Gründe: Die Preise von Eduscho waren zu hoch und die Sortimente zu wenig attraktiv, außerdem fehlten die Mittel für intensives Marketing.

Es kam, wie es kommen musste: Mit Wirkung zum 1. Januar 1997 verkaufte Rolf Schopf, der Sohn des Firmengründers, Eduscho an seinen Hamburger Hauptwettbewerber Tchibo. Es folgte eine tiefgreifende Umstrukturierung des angeschlagenen Konzerns. Im Laufe der 2000er Jahre wurde dann Eduscho als eigenständige Marke aufgegeben. Alle eigenen Verkaufsstellen in Deutschland wurden auf das Tchibo-Design umgestellt, doppelte Standorte geschlossen. In Österreich allerdings blieb die Marke Eduscho parallel zu Tchibo erhalten. In den letzten Jahren fand die Marke Eduscho auch wieder in Deutschland Verwendung. Die Erfolgsgeschichte geht also weiter. Jetzt wird Eduscho 100 Jahre alt – Coffeenewstom gratuliert!

Bildrechte: Logo gemeinfrei, Bilder 1 und 2 von Sir James auf Wikipedia/gemeinfrei, Grafik Tchibo; Quelle: Wikipedia,

19 Gedanken zu “Die Eduscho-Story

  1. Ja, in Österreich können wohl viele mit dem Namen ‚ Eduscho‘ etwas anfangen. In Deutschland eher unter ‚Tchibo‘ bekannt. Aber vielleicht setzt sich ‚Eduscho‘ wieder durch.Danke für den ausführlichen Beitrag.

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