Kaffeereise: Havanna

Die letzten beiden Reiseziele führen uns in die Ferne. Zwei große Reisen durfte ich in den letzten Jahren unternehmen. Und mir damit zwei Träume erfüllen. Heute geht es als vorletztes Kaffeereise-Ziel deshalb nach Havanna.

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La Habana Vieja, die Altstadt von Havanna, ist an einigen Stellen restauriert und praktisch „touristenfein“ gemacht. Da zu gehört der erst in den letzten Jahren im Kollonialstil rekonstruierte Plaza Vieja. Der 1559 als Plaza Nueva angelegte Platz verlor im 19. Jahrhundert an Bedeutung und erhielt seinen heutigen Namen. Bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts wurde er als Marktplatz genutzt. Heute gilt der von Arkaden und historischen Gebäuden aus vier Jahrhunderten umsäumte Platz als gelungenes Beispiel der Altstadt­sanierung.

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Mann erreicht ihn am besten, in dem man hinter den Fährterminals in die Altstadt eindringt: Über die Oficios, vorbei an der Basilica Menor de San Francisco de Asis und der Capilla de la Santa Veracruz und dann nach rechts in die Muralla bis zur nächsten Ecke. Hier im Herzen der Stadt hat das Café El Escorial seinen Platz. Hier wird selbst geröstet und die Vielfalt der Kaffeegetränke ist achtbar. Neben den typisch kubanischen Variationen auch guten Espresso und Americano. Eine Spezialität ist der Café Escorial Helado, ein Espresso mit Likör und Eis.

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Über die Qualität der Röstung kann man nur Gutes erzählen. Selbst für gehobene kubanische Verhältnisse ist der Kaffee erwähnenswert. Perfekt die Paarung mit dem klassischen Straßencafé und den Blick auf ein Havanna, wie wir es uns zu Hemingways Zeiten vorstellen. Apropos Hemingway: ein Besuch in seinem Stammlokal, im El Floridita, muss einfach sein, wenn man in Kuba ist. Denn das ist keine Bar, es ist die Bar. Vor 201 Jahren eröffnete an diesem Standort eine Bar, die zwischendrin Al Florida hieß und heute als El Floridita Weltruhm genießt. 1953 wurde sie von der Zeitschrift „Esquire“ als eine der sieben berühmtesten Bars der Welt bezeichnet. Im Jahre 1992 gewann die Bar den Five Star Diamond als Beste der Besten. Und Hemingway trank hier vor allem seinen Lieblingscocktail, den Daiquiri.

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Der Daiquiri wurde um 1900 vermutlich von zwei amerikanischen Minen-Ingenieuren in der kleinen kubanischen Stadt Daiquirí zum ersten Mal gemixt. Er besteht aus weißem Rum, Limettensaft und Rohrzuckersirup, klassisch im Verhältnis 5:3:2. Dauerbrenner im El Floridita ist der Frozen Daiquiri, der in dem ständig überfüllten Lokal von fachkundigen Barkeepern im Minutentakt gemixt wird. Eine kleine Live-Band mit Sängerin gibt der Bar im Regency-Stil das unverwechselbare Flair.

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Hemingway soll seine eigene Variante des Daiquiri bevorzugt haben, mit doppeltem Rum und ohne Zucker – der Schriftsteller und Nobelpreisträger war Diabetiker. Von ihm stammt der Spruch „My Mojito in La Bodeguita, my Daiquiri in El Floridita“.  Hier soll er auch an seinem Bestseller „Wem die Stunde schlägt“ geschrieben haben. Er ist heute immer noch hier. Nicht nur als Geist. Eine Bronze-Statue zeigt den Schriftsteller in Lebensgröße und an seinem Stammplatz sitzend. Und die Barkeeper stellen ihm jeden Tag ein frisches Glas mit seinem Lieblingsgetränk hin.

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Von der Bar sind es nur wenige Schritte zum Parque Central, dem innersten Herzen von Havanna. Hier spielt den ganzen Tag Musik und es finden sich immer zahlreiche Tänzerinnen und Tänzer, die zu Salsa oder Merengue ihre Hüften kreisen lassen. Zum einen ist das Ausdruck der Lebensfreude, zum anderen gibt es für die Einheimischen sonst wenig andere Möglichkeiten, sich zu vergnügen.

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Wohnraum ist knapp. Üblicher Weise leben die Menschen auf engstem Raum miteinander. Da ist wenig Platz um mit dem Freund oder der Freundin etwas Zeit im stillen zu verbringen. Natürlich ist es romantisch, wenn sich Liebespaare nachts am Malecón, an der Uferpromenade küssen. Doch wo sonst? Die Bars sind für Einheimische meist zu teuer und die Wohnungen sind ohnehin überfüllt und ohne Klimaanlage.

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So ist das Tanzvergnügen im Parque Central und unter den Statuen der Helden der Revolution staatlich Organisiert. Trotzdem kann man sich den Rhythmen und der Leidenschaft kaum entziehen. Und so lange man hier nach karibischer Musik tanzt, kann man sicher sein, dass das Herz Havannas noch schlägt.

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Ein Bericht über die kubanische Hauptstadt wäre unvollständig ohne ein Ausflug ins Nachtleben. Eine Frage lässt sich leicht beantworten: soll man den Buena Vista Social Club besuchen oder den Tropicana Nachtclub? Natürlich beides. Wir empfehlen beide Veranstaltungen beim Reiseleiter oder zumindest im Hotel zu buchen. auf jeden Fall aber bei jemandem, der auch den Transport dazu organisiert. Beide Vergnügen sind nicht ganz billig, aber wie oft ist man schon in Havanna?

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Wer jetzt hofft auf die Originalbesetzung des Buena Vista Social Clubs, wie man sie aus dem Wim-Wenders-Film kennt, zu treffen, der wird zumindest teilweise enttäuscht. Das ist kein böser Wille, doch alleine die Logik sagt, dass das so sein muss. So sind mindestens zwei Garnituren ständig auf Welttournee und eine dritte hält die Stellung daheim. Trotzdem ist das Programm keine Fälschung. Alle Interpreten sind echte kubanische Musiker, manche sind alt, andere sind jung, ja, der Club sieht es geradezu als eine Verpflichtung auch jüngeren Musikern eine Chance zu geben. Und natürlich werden auch einige der Songs gebracht, mit denen diese Institution Weltrum erlangte. Der Kaffee, der dort serviert wird – neben Unmengen von Rum – ist übrigens wie das Leben der kubanischen Menschen, die in den Liedern besungen werden: heiß, bitter aber doch süß. Er schmeckt, wie das Land, erdig, aromatisch, mit Anklängen an Zuckerrohr und Tabak.

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Im Tropicana stellt sich die Kaffeefrage eher nicht. Das mag daran liegen, dass man vor Beginn der Show eine Flasche Rum vor dies Nase gestellt bekommt und dazu soviel Eis und Cola, wie man will. Der Rum ist natürlich Havana Club und nicht, der eher günstige, weiße Rum, der hierzulande die Supermarktregale füllt, sondern der braune und selbst hier nicht der billige, sondern der länger gereifte Havana Club Anejo Especial Rum. Da man während der Show die Flasche Rum unmöglich schafft, darf man den Rest gerne mitnehmen.

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Die Show selbst ist ein bunter Reigen wilder tropischer Tänze ausgeführt von schönen Menschen in gewagten Gewändern. Alles, was an Kuba-Besuchern Rang und Namen hat war hier zu Gast, wie Édith Piaf, Ernest Hemingway, Jimmy Durante oder Marlon Brando. Andere Stars traten hier sogar auf: Joséphine Baker,  Nat King Cole, Carmen Miranda, um nur die bekanntesten zu nennen. Wie auch immer, auch heute erlebt man hier eine farbenfrohe Show mit viel Tanz und ebenso viel Haut.

Morgen kommt unser letztes Reiseziel: Kenia. Dort begegnen wir Hemingway und Churchill ein weiteres mal und finden einen würdigen Ort für den Abschluss unserer Kaffeereisen.

4 Gedanken zu “Kaffeereise: Havanna

  1. Klasse! Das erinnert mich an meine eigene Reise durch Kuba in 2000. Viel zu lange her! Dein Bericht fixt mich gerade ziemlich an, wieder einmal dorthin zurückzukehren und zu schauen, was und wieviel sich verändert hat. Danke!

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