Athener Kaffee-Tagebuch: Griechische Agora – Hephaisteion – Kerameikos – Lykavittos

Zurück in die Antike: Die Agora in Athen war in der griechischen Antike ein Versammlungsplatz der Polis und wurde für die Heeres-, Gerichts- und Volksversammlungen der freien Bürger genutzt. Er existiert seit etwa dem 5. Jahrhundert v. Chr. und bildet einen Gegensatz zum kultischen und politischen Machtzentrum der archaischen Burganlage der Akropolis. Daher stellt die Agora einen bedeutenden Schritt in der Entwicklung der attischen Demokratie dar.

Ein zentraler Bau der Agora ist die Stoa des Attalos. Eine Stoa von vielen: 1970 wurde in der Nordwestecke der Agora eine kleine Stoa ausgegraben. Durch zwei Inschriften wissen wir, dass es sich bei der Stoa um die Stoa Basileios handelt, die dem Archon basileus, dem zweithöchsten Archonten, der für Kulthandlungen verantwortlich war, als Amtssitz diente. Nordöstlich der Stoa Basileios wurden Teile einer weiteren Stoa ausgegraben, der Stoa Poikile. Zusammen bilden die Stoen die Nordwestecke der Agora. Südlich der Stoa Basileios befand sich eine weitere Stoa. Diese Stoa war Zeus Eleutherios geweiht. Die Stoa des Attalos allerdings war die größte der Stoen auf der Agora.

König Attalos II. Philadelphos, Herrscher von Pergamon ließ diese Stoa im 2. Jahrhundert v. Chr. über dem Peristyl-Hof bauen und schenkte sie laut einer Inschrift dem athenischen Volk. Mit einer Größe von 115 × 20 m und zwei Stockwerken handelt es sich um ein sehr großes Gebäude. In beiden Stockwerken gibt es jeweils eine doppelte Säulenreihe, hinter der sich 21 Räume befinden. Es gab sowohl dorische als auch ionische Säulen, deren Abstand größer war als in der Antike üblich: Nur unter jeder dritten Triglyphe befindet sich eine Säule. Alle Räume der Stoa dienten als Ladengeschäfte. Damit wurde dem Handel in Athen ein repräsentatives Gebäude gegeben, das mit heutigen Einkaufszentren vergleichbar ist.

Die Stoa wurde im Jahre 267 von den Herulern zerstört, Teile des Baues wurden in einer Befestigungsmauer wiederverwendet, die bis heute erhalten ist. In den Jahren 1952 bis 1956 wurde das Gebäude durch das New Yorker Architekturbüro W. Stuart Thompson & Phelps Barnum unter Federführung der American School of Classical Studies at Athens rekonstruiert. Gefördert wurde die Errichtung durch einen bedeutenden finanziellen Beitrag John D. Rockefellers, Jr. In der Stoa befindet sich seitdem ein Museum, das die Funde der amerikanischen Ausgrabungen von der Agora präsentiert.

Der Wiederaufbau der Stoa war nicht unumstritten, handelt es sich ja praktisch um einen Nachbau. Allerdings verdeutlicht er auf sehr bildhafte Weise, wie die Gebäude jener Zeit ausgesehen haben müssen. Das Museum im Inneren ist überschaubar, weshalb ich mir den Besuch auch gönne. Viele der Stücke sind Vorbilder für Kunstwerke bis in die Moderne hinein – ein weiteres Beispiel dafür, wie sehr uns die griechische Zivilisation bis heute prägt.

Die Stoen waren aber bei weitem nicht die einzigen Gebäude auf der Agora. Von den übrigen sind – bis auf eine Ausnahme – nur Grundmauern und Bruchstücke aus verschiedenen künstlerischen Epochen erhalten. Darunter ein Brunnenhaus, das Odeion des Agrippa, die Pantainos-Bibliothek, eine römische Basilika, mehrere Altäre, der Tempel des Apollon Patroos und der Ares-Tempel, um nur die wichtigsten zu nennen. Doch beherbergt die Agora noch ein ganz besonderes Highlight: das Hephaisteion, der Tempel des Hephaistos.

Der Tempel ist auch unter den Namen Theseion oder Theseum bekannt, da man in byzantinischer Zeit glaubte, die Gebeine des legendären griechischen Helden Theseus seien hier begraben. Anhand von Bauinschriften und zahlreichen Funden des Metall verarbeitenden Gewerbes in der näheren Umgebung konnte der Tempel dem Hephaistos zugewiesen werden, dem Gott der Schmiedekunst.

Im Gegensatz zum Parthenon verfügt das Hephaisteion noch über alle Säulen, und selbst das Dach, das keine Korrelation zwischen Säulenachsmaß und Sparrenabständen besaß, ist weitgehend intakt. Die Friese und anderen Verzierungen wurden jedoch durch Bilderstürmer, Kunstliebhaber und Plünderer im Lauf der Jahrhunderte stark beschädigt.

Der Tempel blieb erhalten, da er im fünften Jahrhundert in eine christliche Kirche umgewandelt wurde, die dem Heiligen Georg gewidmet war. Diese Umwandlung ging jedoch zu Lasten des antiken Inneren, das entfernt und durch christliche Ergänzungen ersetzt wurde. Insbesondere stammt die Gewölbeeindeckung des Inneren aus dieser Zeit.

Während der Jahrhunderte unter osmanischer Herrschaft in Griechenland blieb der Tempel die wichtigste griechisch-orthodoxe Kirche in Athen. Als der erste König des unabhängigen Griechenlands, König Otto I., im Jahr 1834 die Stadt betrat, wurde hier die Messe zur Begrüßung abgehalten. Ludwig Ross etablierte zu dieser Zeit das „Theseion“ als erstes archäologisches Museum Athens. Heute ist er einer der am besten erhaltene antike Tempel Griechenlands.

Neueren Datums, nämlich aus dem 10. Jahrhundert, ist die Kirche des heiligen Apostels von Solaki. Man errichtete sie kurzerhand auf den Grundmauern des antiken Nympheums. Die Kirche erinnerst an den Apostel Paulus, der die Stadt besuchte und zu den Athenern predigte. Das ganze fand nur wenige Schritte von hier statt, auf dem Areopag.

Mit lahmen Füßen schleppte ich mich noch zur nächsten Sehenswürdigkeit, Kerameikos, dem antiken Friedhof der Stadt. Allerdings befindet sich der Eingang auf der anderen Seite. Jetzt stellt sich ein denkwürdiger Moment ein: ich habe genügend Steine gesehen, zumindest für heute. Also mache ich mich auf den Weg zurück nach Monastiraki. Die Agora-Etappe beschließe ich mit einem Cappuccino freddo mit Blick auf die Stoa des Attalos – ein würdiger Abschluss.

Doch ganz am Ende des Tages bin ich noch nicht. Mit der Metro fahre ich nach Evangelismos. Von dort mache ich mich auf den Weg zur Seilbahn, die mich auf den Lykavittos bringen soll – laut Reiseführer der beste Ort um den Sonnenuntergang zu betrachten. Was der Reiseführer allerdings verschwieg, ist der Umstand, dass man zur Seilbahn zu Fuß über zahlreiche Treppen gelangt – als hätte ich davon heute nicht schon zur Genüge gehabt. Das schwindende Licht des Tages beflügelt mich aber.

Die Seilbahn ist zwar nicht gerade günstig, allerdings schaffe ich keinen weiteren Schritt bergauf mehr aus eigener Kraft. Am Gipfel befindet sich eine Kirche, ein Restaurant mit großer Terrasse und ein Imbiss, von dem man aber leider keinen Blick auf den Sonnenuntergang hat. Von der menschenleeren Terrasse des Restaurants hätte ich den. Allerdings will man mir hier keinen Kaffee servieren, da ich 1. keine Reservierung habe und 2. nur Dinnergäste bewirtet werden. Mit großer Genugtuung sehe ich, dass sich bis zum Einbruch der Dunkelheit noch kein Gast auf der Terrasse eingefunden hat. Den Sonnenunterganskaffee, um den man mich gerade gebracht hat, hole ich wann anders nach.

Bleibt mir der Sonnenuntergang vom Gipfel des Lykavittos aus. Unfreiwillig werde ich zum Statisten einer griechischen Seifenoper, die dort gerade gedreht wird. Wer weiß, vielleicht ruft mich bald Athen an und meine TV-Kariere beginnt? Bis dahin genieße ich die letzten Sonnenstrahlen eines ereignisreichen Tages…

Quellen: Wikipedia, Reise Know-How City-Trip Athen.

2 Gedanken zu “Athener Kaffee-Tagebuch: Griechische Agora – Hephaisteion – Kerameikos – Lykavittos

Hinterlasse eine Antwort zu coffeenewstom Antwort abbrechen

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..