9-Euro-Ticket-Tours: Regensburg III – rund um den Dom

„Diese schöne Stadt hat zwei Gesichter, eines aus Stein, das andere aus Wasser, nur von der Donau aus betrachtet, verschmelzen beide zu einem Ganzen“, schrieb die Regensburger Schriftstellerin Sandra Paretti. Mit dem „Gesicht aus Stein“ meinte sie die über tausend historischen Gebäude, die in der Regensburger Altstadt dicht nebeneinander stehen. Unter ihnen befinden sich auch die Paläste reicher Patrizier, deren Handelsbeziehungen bis nach Kiew und Venedig reichten. Ihren Reichtum demonstrierten sie weithin sichtbar mit ihren hoch in den Himmel ragenden Türmen.

Beginnen wir unseren heutigen Weg genau dort, wo sich Wasser und Stein begegnen: an der Steinernen Brücke über die Donau. Die Steinerne Brücke ist neben dem Regensburger Dom das bedeutendste Bauwerk von Regensburg. Mit dem Brückenmännchen – dem Bruckmandl etwa in der Mitte der Brücke – hatte die Steinerne Brücke schon sehr früh ein weithin bekanntes Wahrzeichen, dessen ursprüngliche Bedeutung umstritten war und dessen Beliebtheit sich bis heute erhalten hat. Mit der nicht umstrittenen Erbauungszeit von 1135 bis spätestens 114 gilt die komplett aus Stein erbaute Steinerne Brücke als ein Meisterwerk mittelalterlicher Baukunst und als die älteste erhaltene Brücke in Deutschlands. Von hier gibt es einen der besten Blicke auf die Silhouette der Stadt.

Am Brückenufer flanieren heute die Regensburgerinnen und Regensburger, manche sogar paarweise. Einige haben sich am Quai niedergelassen und lassen die Beine über der Donau baumeln, während der Strom gemächlich durch die Stadt des Immerwährenden Reichstags fließt, vorbei an Baudenkmälern aus bald zwei Jahrtausenden. Hier, an der früheren Stadtmauer, dürften sich auch in den heute noch bewohnten Häusern noch Mauern und Fundamente aus der Römerzeit und aus der Mittelalter befinden.

Von der Brücke aus gesehen ist der Brückturm das Tor zur Stadt. Der Brückturm in der Altstadt von Regensburg markiert das südliche Ende der die Donau überquerenden Steinernen Brücke. Er entstand als einer von mehreren Tortürmen am Ende des 13. und am Beginn des 14. Jahrhunderts bei der Errichtung der mittelalterlichen Stadtbefestigungsanlagen von Regensburg. Der Brückturm ist als einziger von ehemals drei Türmen auf der Steinernen Brücke erhalten. Nach vorläufigen archäologischen Untersuchungen von 2009 spricht vieles dafür, dass der Brückturm der Nachfolger eines früheren, weiter südlich gelegenen Torbaus ist. Das große, weiße Gebäude links neben dem Tor ist der Städtische Salzstadel, 1616 wurde zur Lagerung von Steinsalz oder von Speisesalz errichtet.

Weit überragt wird der Brückturm von den beiden Domtürmen des Regensburger Doms St. Peter, die weit in den bayerischen Himmel ragen. Der Regensburger Dom ist die bedeutendste Kirche der Stadt und die Kathedrale des Bistums Regensburg. Der Dom gehört neben dem Kölner Dom zu den bedeutendsten gotischen Kathedralen in Deutschland. Er entstand in Nachfolge eines romanischen Doms, von dem noch ein Turm, der sogenannte Eselsturm, erhalten ist. Der Bau des gotischen Doms begann 1275, wurde aber erst 1869 fertiggestellt.

Westlich des Dombaus der Goldene Turm. Der Goldene Turm in der Wahlenstraße 14, in der Altstadt von Regensburg ist einer der sogenannten Geschlechtertürme, die von reichen Patrizierfamilien im Mittelalter als Statussymbole erbaut wurden. Der Goldene Turm wurde um 1250 erbaut, wurde aber nur im 18. Jahrhundert. eingeschränkt als Wohnturm genutzt. Der Turm war mit seinen 50 Metern Höhe der höchste Hausturm nördlich der Alpen und wurde neben Dom St. Peter und Steinerner Brücke zu einem Wahrzeichen von Regensburg. Der neunstöckige Turm gehört zu einer vierflügeligen ehemaligen Stadtburg, die nach den Besitzern, einem Regensburger Patriziergeschlecht, Haymo- oder Wallerhaus genannt wurde. 

Noch ein Stück weiter im Westen liegt der Haidplatz. Der Haidplatz ist Mittelpunkt einer innerstädtischen Platzfolge, die, im Osten beginnend mit dem Alten Kornmarkt, zunächst über den Domplatz verläuft und dann weiter verläuft über Krauterer Markt, Kohlenmarkt, Watmarkt und Rathausplatz. Diese Platzfolge wird dann von der kurzen Neue Waag-Gasse an den westlichen Haidplatz angeschlossen.  Im späten Mittelalter wurde der Platz umgeben von großen mittelalterlichen Bauten und gewann dadurch eine besondere Bedeutung für öffentliche Veranstaltungen. Dominierendes Gebäude ist die Kaiserherberge Goldenes Kreuz. Bereits im 16. Jahrhundert wurde die ehemalige Patrizierburg – bzw. Geschlechterturm – auf dem Haidplatz als Gasthof genutzt, wobei in der komfortablen Herberge Kaiser und Könige, Fürsten und Diplomaten abstiegen.

Jetzt machen wir eine großen Sprung. Ein Ausflug nach Regensburg bleibt nämlich unvollständig ohne bei der Fürstin von Thurn und Taxis vorbeizuschauen. Ich nähere mich dem fürstlichen Schloss von Süden über den Schlosspark und durch das Emmeramer Tor, eines der fünf erhaltenen Stadttore der um 1320 errichteten mittelalterlichen Stadtbefestigung von Regensburg. Bis zum Jahr 1907, als das benachbarte Helenentor gebaut und die Helenenstraße angelegt wurde, war das Emmeramer Tor für die Bevölkerung von Regensburg ein wichtiger Zugang zum südlich benachbarten Bauerndorf Kumpfmühl, wo Gemüse angebaut und Mehl erzeugt wurde.

Das Schloss selbst habe ich nicht besichtigen können, der freundliche Pförtner aber gestatte mir einen Blick in den Innenhof, so dass ich dieses Foto machen konnte. Das Schloss St. Emmeram oder Schloss Thurn und Taxis ist ein Schloss des Fürstenhauses Thurn und Taxis in Regensburg, das nach Um- und Neubauten Ende des 19. Jahrhunderts aus den Gebäuden des Klosters St. Emmeram entstanden ist, nachdem das Kloster 1810 dem Fürstenhaus übereignet worden war. Übrigens Regensburgs Fotomotiv Nummer eins. Kein Wunder, bei diesem schönen Schloss unter unserem schönen bayerischen, weißblauen Himmel.

Vom Schloss habe ich es nicht mehr weit zum Bahnhof. Von hier nehme ich meinen Zug wieder zurück nach München. Natürlich mit dem 9-Euro-Ticket. Was bleibt ist die Erinnerung an einen Tag – wenn ich meinen gestrigen Besuch in Oberstauf und bei der Walhalla dazuzähle sogar zwei Tage – gefüllt mit neuen Eindrücken und Erlebnissen. Und auch mit dem einen oder anderen Kaffee-Moment.

Dabei bin ich, wie gestern berichtet, auf das älteste Kaffeehaus Deutschlands gestoßen. Ein weiterer Superlativ, dem ich Regensburg hinzufügen möchte. An kaum einem anderen Ort auf dieser Welt liegen die Zeugnisse aus zwei Jahrtausenden Geschichte so eng beieinander, wie hier, in der Domstadt, der Donaustadt, der Römerstadt. „Diese schöne Stadt hat zwei Gesichter, eines aus Stein, das andere aus Wasser, nur von der Donau aus betrachtet, verschmelzen beide zu einem Ganzen“ – so fing dieser Beitrag an. Ich möchte hinzufügen: Diese schöne Stadt hat zweitausend Gesichter. Für jedes ihrer Jahre eines. Mindestens.

Quellen: Wikipedia, Neues Deutschland (Lachender Engel und folgenreiche Notlüge, Sonja Schön, ).

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