Samiotisches Kaffee-Tagebuch: Kloster des Heiligen Johannes des Theologen

Ein Bollwerk des Christentums gegen den Islam: das Kloster des Heiligen Johannes des Theologen ist ein von Weitem sichtbare Zeichen der orthodoxen Kirche. Zweifelsfrei ist es das bedeutendste Gebäude auf der Insel, Symbol der Verbindung einer spirituellen Welt mit der materiellen Erde und Denkmal des Widerstandes gegen die osmanische Oberhoheit.

Das Wissen um Patmos, Insel der apokalyptischen Vision, blieb das erste Jahrtausend über bestehen. 1088 gründete der selige Christodoulos auf Patmos auf den Ruinen eines antiken Artemis-Tempels ein kleines Kloster nahe des Berges Latmos nieder. Er errichtete mehrere Mönchszellen. Danach wandte sich an den byzantinischen Kaiser Alexios Komninos I und bat diesen um Hilfe, da er auf der fast unbewohnten Insel ein noch größeres Kloster errichten wollte.

Der Kaiser erlaubte er Christodoulos das Kloster zu bauen und stattete ihn mit stattlichen Ländereien aus. Der Kaiser tat das nicht aus religiösen Gründen, sondern weil die Türken in Kleinasien die Christenheit bedrohten. Viele christliche Flüchtlinge fanden auf den Inseln nahe der türkischen Küste Zuflucht. Alexios wusste, hätte die Insel mehr Einwohner, wäre es für die Türken es nicht so leicht diese zu erobern.

Christodoulos begründete, das große dem Ioannis Theologos geweihte, Kloster. Durch seine predigten, erlangte die Insel den Ruf der heiligen Insel. Nach seinem Tod wurde der Abt selig gesprochen. 1132 durften die Siedler, die bislang weit vom Kloster weg wohnten, die Chora gründen und von nun an dort wohnen. Die Chora bildete sich wie ein Schutzgürtel um das Kloster. Tatsächlich sind die Gassen und Durchgänge wie ein Labyrinth angeordnet, in dem sich ein unbedarfter Angreifer durchaus verirren kann – oder ein kaffeedurstiger Reisender.

Der Klosterkomplex mit dem Erscheinungsbild einer polygonalen Burg dominiert die Insel. Das Wahrzeichen der Christenheit ist schon von Weitem zu sehen. Die alte Siedlung Chóra, die eng mit dem Kloster verbunden, ja verschmolzen ist, beherbergt zahlreiche religiöse und weltliche Gebäude. Sie ist eine der am besten erhaltenen und ältesten Siedlungen der ägäischen Chóra.

Die ältesten Elemente, die aus dem 11. Jahrhundert stammen, sind das Katholikón, die Hauptkirche des Klosters, die Panagía-Kapelle und das Refektorium, der „Ort der Erquickung“, also der Speisesaal des Klosters. Gemeinsame Mahlzeiten waren schon immer ein zentraler Punkt im Tagesablauf des klösterlichen Lebens.

Die Nord- und Westseite des Hofes sind von den weißen Mauern der Klosterzellen gesäumt, die Südseite wird von der Tzafara gebildet, einem zweistöckigen Arkadengang aus dem Jahr 1698, der aus behauenen Steinen errichtet wurde, während der äußere Narthex des Katholikón die Ostseite bildet. An diesem heiligen Ort wurden mehrere kleine Kirchen, Kapellen und Klosterzellen errichtet, die ein interessantes architektonisches Ensemble bilden.

Das Kloster des Heiligen Johannes des Theologen und die umliegende Chora, der Ort, der das Kloster umgibt, wurden im Jahr 1999 zum Weltkulturerbe der UNESCO erklärt. Wenige Jahre später, 2006, wurde das „Informationszentrum für orthodoxe Kultur“ eröffnet, ein überaus wichtige Anlaufstelle für Wissenschaftler, Theologen, Pilger und Reisende. Die Klosterburg wurden weder von den späteren byzantinischen Kaisern noch von den Franken, Genuesen und Venezianern, ja nicht einmal von den osmanischen Sultanen und der Hohen Pforte je angetastet. Daher der nahezu unverfälschte Erhaltungszustand von Chora.

Die Straße, die mich schon zur Höhle der Apokalypse gebracht hatte, führt weiter hinauf nach Chora. An einem Parkplatz ist für alle motorisierten Fahrzeuge Schluss. Ab hier geht es nur zu Fuß weiter. Dezente Wegweiser zeigen die richtige Richtung. Ohne sie könnte man, die Silhouette des Klosters vor Augen, ewig nach dem Eingang suchen. Ob das Zufall oder Berechnung ist kann ich nicht sagen. Einige Dörfer an der Küste verwendeten das als Taktik, um angreifende Seeräuber zu verwirren. Offene Spitzbögen bilden auch den Narthex der Klosterkirche, ihre Säulen und Kapitelle stammen aus der Antike und dem frühen Mittelalter. Ob sie auch von dem Artemis-Tempel stammen, auf dessen Mauern das Kloster errichtet wurde, ist allerdings nicht bewiesen.

Im Kloster leben noch heute einige Mönche, weshalb es in einen besuchbaren und einen privaten Bereich unterteilt ist. Im öffentlichen Bereich kann ich mich aber frei bewegen. Vom Toreingang gelange ich in einen sehr reizvollen Arkadenhof aus dem Jahr 1698. Von diesem Hof zweigen mehrere Türen ab und führen zum einen in die Klosterkirche, in das Refektorium und auf das Dach des Klosters, wo ich mir einige Glocken aus der Nähe ansehen kann. Einige der Glocken werden nicht mit Klöppeln zum Klingen gebracht, sondern die Mönche schlagen sie mit Hämmern in einem bestimmten Rhythmus, ein einzigartiger Klang.

Das Johanneskloster hat eine der bedeutendsten Bibliotheken mit Manuskripten, Ikonen, liturgischen Kunstwerken und Gegenständen der orthodoxen Kirche. 330 Manuskripte sind hier untergebracht. Der berühmte Codex Clarkianus mit Platons Werken wurde 1803 nach England entführt, und auch von dem kostbaren Markusevangelium verblieben nur 33 Blätter. Die herrlich saubere Handschrift in Gold und Silber auf Purpurpergament stammt wahrscheinlich aus dem kaiserlichen Skriptorium Justinians und sind über 1.500 Jahre. Das Kloster hat unter seinen zahlreichen Reliquien auch den Schädel des Apostels Thomas.

Nach dem Besuch des Klosters streife ich noch ein wenig durch das Labyrinth der Siedlung. Und tatsächlich verlaufe ich mich, zumindest beinahe. Die weißgekalkten Häuser, die einen eindrucksvollen Kontrast zu den im Lauf der Jahrhunderte geschwärzten Klostermauer bilden, strahlen die Hitze der Mittagssonne ab. Es ist wie in einem Backofen mit Hitze aus allen Richtungen. Zeit, für einen Kaffee, denke ich mir, als ich aus dem Gewirr von Wegen, Durchgängen und Treppen herausfinde. Meint Ihr nicht auch?

Quellen: Wikipedia, griechenland.de, Griechenland aktuell, insel-rhodos.de, Griechenland Travel, hisour.com.

2 Gedanken zu “Samiotisches Kaffee-Tagebuch: Kloster des Heiligen Johannes des Theologen

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