9-Euro-Ticket-Tours: die Burgruine Hohenfreyberg

Zwei Burgen so nah beieinander, dass man eine – zugegeben recht lange! – Wäscheleine dazwischen spannen könnte? Das gibt es meines Wissens nur noch bei Manderscheid in der Eifel, wo sich die Oberburg und die Unterburg praktisch in Steinwurfweite voneinander entfernt befinden. Oder eben hier im Allgäu auf dem Eisenberg.

So sind es nur wenige Schritte von der einen Burg zur anderen. Oder besser gesagt: zu dem, was die Zeit davon übrig gelassen hat. Doch wie kam es zu dieser Festungsdichte auf einem einzigen Berg? Waren es gestiegene Grundstückspreise oder, wie in der Eifel, eine lange dauernde Fehde zwischen zwei Familien?

Mitnichten! Der Bauherr der Burg Hohenfreyberg ist einer der Söhne des Burgherren der Burg Eisenberg aus dem Geschlecht der Herren von Freyberg-Eisenberg, edelfreie schwäbische Reichsritter, deren Wurzeln bis nach Rom zurück verfolgbar sein sollen. 1418 begann Friedrich von Freyberg zu Eisenberg, der älteste Sohn des gleichnamigen Herren der Burg Eisenberg, mit dem Bau einer Festung, die als eine der letzten ihrer Art aus der Zeit des Deutschen Mittelalters gilt.

Der Bauherr griff hier bewusst auf den – eigentlich anachronistischen – Bautypus der hochmittelalterlichen Höhenburg zurück, während anderen Ortes bereits die ersten Burgen verlassen oder schlossähnlich ausgebaut wurden. Die ursprüngliche Burganlage bot das Bild einer etwa zweihundert Jahre älteren, hochmittelalterlichen Gipfelburg mit einem eindrucksvollen Bergfried und zwei Palassen. Friedrich von Freyberg wollte offenbar in Zeiten des ritterlichen Niederganges und des Aufstieges des Bürgertums ein Symbol erschaffen, ein Manifest ungebrochenen adeligen Machtanspruches. 

So verwundert es im Nachhinein auch nicht, dass manche strategische Gesichtspunkte hinter den ästhetischen zurücktreten mussten, was spätere an und Umbauten unumgänglich wurden, wollte man die Festung auch militärisch nutzen. Es entstand eine hochmittelalterliche Höhenburg mit zwei Türmen und hochaufragenden Mauern. Ein vergleichsweise winziger Burghof wurde von zwei Palassen und einem Altan. Die Palasse dienten hauptsächlich Wohnzwecken,. der Altan der Repräsentation.

Im Westen lag eine kleine Vorburg mit Wirtschafts- und Gesindehäusern. Ursprünglich führte der Burgweg – anders als heute – an der gesamten Nord- und Ostseite der Festung entlang. Das erklärt auch die exponierte Lage des großen Rundturms, der diesen Bereich deckte. Schon in der ersten Bauphase musste aufgrund verbesserte Wehrtechnik umgedacht werden. Die Mauern wurden ertüchtigt, um Artilleriebeschuss besser standhalten zu können, der Burgweg wurde an die Südseite verlegt und durch ein Geschützrondell besser geschützt.

Noch Anfang des 17. Jahrhunderts wurde die Festung mit neuen Geschützen und Wehrgängen modernisiert. Sie gehörte inzwischen der Tiroler Landesregierung, da die Kosten der Baumaßnahmen inzwischen die Möglichkeiten derer von Freyberg zu Eisenberg deutlich überstiegen und sie zum Verkauf zwang, unterstanden ihnen doch zu dieser Zeit nur noch etwa 40 Höfe, die außerstande waren diese Imponierburg zu finanzieren.

Im 30-jährigen Krieg teilte die Festung Hohenfreyberg das selbe Schicksal, wie die Nachbarburg Eisenberg nebst der nahegelegenen Höhenburg Falkenstein: die wurde vorsätzlich in Brand gesteckt, um nicht den herannahenden Schweden in die Hand zu fallen. Besonders bitter war es, dass die Schweden inzwischen ihre Marschroute geändert hatten, das Opfer der drei Festungen – wie so oft im Krieg! – völlig sinnlos war.

Gelohnt hat sich hingegen mein Ausflug zu den beiden Festungen. Und das, obwohl es bisher kaum Kaffee gab. Von der lauschigen Bank zu Füßen der Festungsmauer wird noch zu berichten sein. Und morgen geht es weiter mit der Schlossberg-Alm…

4 Gedanken zu “9-Euro-Ticket-Tours: die Burgruine Hohenfreyberg

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