Kaffeereise: Linz

Osterferien und wir müssen daheim bleiben – schon wieder! Mit Verreisen ist ja wohl auch im zweiten Corona-Jahr eher nichts. Aber davon lassen wir uns die Ferienlaune nicht verderben. Wenn wir nicht selbst in die Ferne schweifen können, dann machen wir es wenigstens in Gedanken. Denn die sind ja bekanntlich frei! Also verreisen Sie mit mir an einige der schönsten Kaffee-Orte! DSCN3062 Ein Streifzug durch Linz ist auch ein Streifzug durch die verschiedenen Café-Kategorien. Dafür, dass Linz nur 200.000 Einwohner hat, ist die Auswahl an Kaffeehäusern groß – typisch Österreich halt. Und Linz hat sehr viel mehr zu bieten, als das es etwa auf halbem Weg zwischen Salzburg und Wien liegt, was Reisende oft nur an den Ausfahrtsschildern auf der A1 bemerken. Hier die schönsten Plätze zum Kaffeetrinken in der Linzer Innenstadt. 20200107_142600

Das klassische Kaffeehaus – das Café Traxlmayr

Als im Jahr 2011 das „Wiener Kaffeehaus“ von der Unesco als immaterielles nationales Kulturgut anerkannt wurde, kam das Traxlmayr als bisher einziges Café außerhalb Wiens in die Liste. Da gehört es auch hin! Es ist auf jeden Fall das traditionellste Kaffeehaus in Linz. Das Haus Promenade 16, in dem sich das Café Traxlmayr befindet, ist seit 1847 ein Kaffeehaus. 20200107_131643 Weihevolle Stille, Pensionisten beim Kaffee oder Wein, immer aber mit Zeitung, Bänke und Sessel mit roten Polstern, Kaffeehausstühle – auch bekannt als Thonetstühle – und Blick auf das Linzer Landhaus, den Sitz des oberösterreichischen Landtages. Gedämpfte Schritte, leise Unterhaltung, das Klappern eines etwas zu hektisch abgelegten Löffels auf der Untertasse. Das Café Traxlmayr ist wie ein Blick in die Vergangenheit.

Das klassische Café – das Kaffee Glockenspiel

Besser kann man ein Kaffeehaus nicht platzieren: direkt am Linzer Hauptplatz schräg gegenüber von Rathaus und Magistrat. Trotzdem befriedigt das Kaffee Glockenspiel vor allem ein Bedürfnis, nämlich das nach Gemütlichkeit. Ein Blick an die Decke verrät das Alter des Gewölbes. Seit 1992 beherbergt es dieses Café. 20200107_142527 So erklärt sich die Einrichtung, ein ausgewogenes Verhältnis von zeitgemäßem Café-Ambiente und klassischem Kaffeehaus-Mobiliar, namentlich Holztäfelung, rote Marmortische und Thonetstühle. Das halbrunde Gewölbe aus gotischer Zeit verstärkt das Gefühl der Gemütlichkeit.

Das Konditorei-Café – Konditorei Jindrak

Im Erdgeschoss präsentiert sich das Café Jindrak traditionell und klassisch, nebenan kann man im Kunstcafé auf zeitgenössische Kunst blicken, im ersten Stock genießen Sie den Kaffee im stilvollen Jugendstil-Interieur. In allen drei Fällen versteht man sich als Vertreter der Wiener Kaffeehauskultur. Etwas verspielt, zwischen altmodisch und der Moderne zu Beginn des 20. Jahrhunderts, dabei immer akkurat. Die Bedienung flott und freundlich, der Kaffee von Julius Meinl und das Stück Linzer Torte natürlich lecker. 20200108_143441 Inzwischen gibt es neben dem Stammhaus mit Jugenstilcafé und Kunstcafé noch acht weitere Filialen in und um Linz. Für mich war der Besuch im Stammhaus ein gelungener Start in den Tag, denn das Jindrak ist ein Konditoreicafé par excellence.

Das legere Café – Cafe Meier

Nicht weit vom Hauptplatz liegt der Pfarrplatz mit Stadtpfarrkirche, Dritte-Welt-Laden und einem gemütlichen und ruhigen Café mit eigener Hausrösterei: das Cafe Meier. Ruhig vor allem deshalb, weil man gebeten wird Handys auszuschalten und auf Laptops besser ganz zu verzichten. Das Cafe Meier hat zwei Eingänge, einen direkt am Pfarrplatz, einen zur Zollamtstraße hin, was bewirkt, dass sich das Café über die gesamte Hausbreite erstreckt. Auf der Pfarrplatz-Seite eröffnet sich ein großer, heller Raum im Kaffeehausstil, Richtung Zollamtstraße ein langgestrecktes Gewölbe – so in etwa müssen die ersten Kaffeehäuser ausgesehen haben! 20200108_154427 Außerdem ist der Kaffee ausgesprochen lecker hier. Das mag auch daran liegen, dass dieses Café über eine eigene Hausrösterei verfügt. Unaufdringlich laden Kaffeepackungen in einer kleinen Vitrine ein, von zufriedenen Gästen mitgenommen zu werden.

Das Bäckerei-Café – k.u.k. Hofbäckerei

Bereits 1371 wurde das Haus in der Pfarrgasse 17 urkundlich erwähnt. Es war damals das Bäckerzunftshaus und seit 1570 stets im Besitz von Bäckern. Die wunderschöne Holzfassade wurde 1889 erbaut und ist heute die älteste erhaltene in ganz Linz. Die Inneneinrichtung des Verkaufsraumes stammt aus dem Jahr 1864. Die älteste Holzfassade von Linz, das älteste bekannte Tortenrezept der Welt und zahlreiche Memorabilien aus der k. u. k.-Zeit schmücken die Wände – hier wird Tradition gelebt. 20200108_164536 Im Stammhaus ist die Zeit jedenfalls stehen geblieben. Die Bilder und Dokumente an den Wänden berichten von einer bewegten Vergangenheit und Traditionen, wie sie wohl nur hier gepflegt werden, wie einer Urkunde des Jägerbataillons 12 und des k.u.k. Dragonerregiments Nr. 15 „Erzherzog Johann“, umrahmt von Fotos aus alter und neuerer Zeit mit Herren in Uniform. Holzbänke, Thonetstühle, Marmortische, Zeitungen im Zeitungsspanner, für eine gediegene Kaffeehausatmosphäre ist gesorgt.

Das moderne Kaffeehaus – Das Bruckner Kaffeehaus

Das Bruckner Kaffeehaus am Hauptplatz versteht sich zwar als Kaffeehaus im klassischen Sinn mit ebenso klassischem Angebot, nur wird das Thema hier modern umgesetzt: helle, neuzeitliche Einrichtung mit viel Holz und große Fenster mit Blick auf den Hauptplatz. Neu interpretiert ist auch die Küche: das Kaffeehaus bietet fast ausschließlich regionale Spezialitäten weitgehend traditioneller Art an. 20200109_101037 Darüber hinaus gibt es alles auf der Karte, was man in einem Kaffeehaus erwartet, vom Frühstück über Sacher Würschtl und Wadl-Gulasch bis hin zu Strudel und Gugelhupf. Und wie gesagt: nach Verfügbarkeit regionale Produkte.

Das Restaurant-Café – Café Central Linz

Die Landstraße ist die zentrale Straße von Linz. Alle Straßenbahnen zwischen Volksgarten und Hauptplatz fahren hier durch, ansonsten gehört der Platz den Fußgängern. Als Speise-Café erfüllt das Central Linz hier eine wichtige Funktion. Es ist ein klassisches Speisecafé mit Frühstück ab 09:00 Uhr, einem mit 8,90 Euro durchaus günstigen Mittagstisch, einer reichhaltigen Speisekarte und einem großen Veranstalltungsraum. Bekannt ist das Central für das samstägliche Frühstücksbuffet von 09:00 bis 12:00 Uhr – all you can eat für 12,50 Euro. 20200109_113408 Die große Stunde kommt dann in den Stunden kurz vor Mitternacht mit der großzügig ausgestatteten Bar. Auch dürfte sich im Sommer der Schanigarten im Hof großer Beliebtheit erfreuen. Im Winter finden sich hier nur hart gesottene Raucher und Heizstrahlern ein. Hatten Sie schon einmal ein Bombolone im Schatten punischer Mauern? Morgen geht es nach Sardinien. Hier geht es zurück nach Sarajevo!
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10 Gedanken zu “Kaffeereise: Linz

    1. Ja, die k.u.k. Hofbäckerei hat etwas uriges und gemütliches. Lebte ich in Linz, ich glaube ich würde zwischen Hofbäckerei und Traxlmayr hin und her pendeln. Unterbrochen mit Stücken Linzer Torte vom Jindrak und Frühstück im Bruckner. Ach, gut dass die Woche sieben Tage hat…

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  1. Linz kenne ich bisher nur als Namensgeberin für die einschlägige Torte. Doch das sollte ich wohl ändern, nachdem ich deinen Bericht über das Städtchen und seine Kaffeehauskultur gelesen habe. Danke!

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    1. Linz wird zu Unrecht zu wenig beachtet. Für Münchner ist es irgendwo auf halben Weg zwischen Salzburg und Wien. Ich hatte mal einen Fahrgast aus Linz. Die hat mir vorgeschwärmt von den Linzer Kaffeehäusern. Zwei der besuchten Cafés waren Empfehlungen von ihr. Es war also nur eine Frage der Zeit bis ich die Probe aufs Exempel gemacht habe…

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  2. Ich kenne Linz leider auch noch nicht. Aber das werde ich ändern, sobald es wieder möglich ist. Die Kaffee-Reise ist eine hervorragende Idee, um einige Städte und ihr besonderen Kaffeehäuser kennenzulernen. Ich habe sie bisher zu wenig berücksichtigt. Danke für den Bericht, Marie

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    1. Du wirst lachen: mir geht das genauso! Ich war früher in vielen Städten und bin achtlos an Cafés und Kaffeehäusern vorüber gegangen. Und das, obwohl ich einen guten Kaffee schon immer zu schätzen wusste. Jetzt passiert mir das nicht mehr. In diesem Sinne: gern geschehen!

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