Besser kann man ein Kaffeehaus nicht platzieren: direkt am Linzer Hauptplatz schräg gegenüber von Rathaus und Magistrat. Trotzdem befriedigt das Kaffee Glockenspiel vor allem ein Bedürfnis, nämlich das nach Gemütlichkeit. Ein Blick an die Decke verrät das Alter des Gewölbes. Das 1485 erstmals erbaute Gebäude beherbergte früher ein Kloster. Das Haus wurde im ausgehenden 18. Jahrhundert vom Postamtsverwalter Groß von Ehrenstein neu errichtet. Bis 1790 diente es als Posthaus, daran erinnert heute noch das Wappen am Plafond in der Einfahrt.

Im Frühbarock wurde es im Stile der damaligen Zeit umgestaltet und nach seinem neuen Besitzer Feichtinger-Haus benannt. In der Mitte bekam es ein Glockenspiel aus 19 Glocken, das heute noch dreimal täglich Stücke österreichischer Komponisten spielt. Seit 1992 beherbergt es das Kaffee Glockenspiel. So erklärt sich die Einrichtung, ein ausgewogenes Verhältnis von zeitgemäßem Café-Ambiente und klassischem Kaffeehaus-Mobiliar, namentlich Holztäfelung, rote Marmortische und Thonetstühle. Das halbrunde Gewölbe aus gotischer Zeit verstärkt das Gefühl der Gemütlichkeit.

Das Café zieht vor allem Touristen an, doch auch Einheimische zählen zu den Besucher. Der Kellner war fix und freundlich und so aufmerksam, wie man es bei mir daheim in Deutschland selten findet: ein Blick genügt und er erscheint. Ansonsten lässt er einen in Ruhe. Wunderbar. Ich entschied mich für eine Stück Blaubeertorte aus der beleuchteten Vitrine und natürlich eine Melange – der Klassiker – aus einer modernen, dreigruppigen Kaffeemaschine.

Fazit: nicht ganz so klassisch, wie das Kaffeehaus Traxlmayr, aber ein schönes Café zum Verweilen. Das Glockenspielt ertönt übrigens um 11:03, 14:03 und 17:03 Uhr. Morgen besuchen wir die Konditorei Jindrak.

Kaffee Glockenspiel, Hauptplatz 18, Innere Stadt, Linz, Oberösterreich; Öffnungszeiten: täglich 08:00 – 21:00 Uhr, Sonn und Feiertags erst ab 09:00 Uhr.