Die Idee ist ja nicht schlecht: gibt man gebrauchte Aluminiumkapseln wieder in den Recycling-Kreislauf, dann ließen sich daraus Fahrräder und Fensterrahmen machen. Außerdem würde Kapselkaffee nur „on demand“ gebrüht werden. So bleibt am Ende kein Kaffee übrig, der weg gegossen werden würde. Auch ausgerauchter Kaffee wird vermieden, denn die Kapseln konservieren das Aroma. So die Argumente der Kapsel-Hersteller. Anbau und Zubereitung sei wichtiger für eine positive Umweltbilanz als die Verpackung. Außerdem ist unter Kaffeeproduzenten gerade dieses Segment sehr beliebt. Verständlich. Bringt doch der Kaffee in der Kapsel das Drei- bis Vierfache an Umsatz gegenüber der gleichen Menge Bohnenkaffee.
Kapselkaffee ist im Kommen. Noch macht er nur knapp 6 % unter den in Deutschland verkauften Kaffeeprodukten aus, doch der Anteil steigt stetig. Das wachsende Interesse bleibt nicht ohne Folgen: Bei jährlich über zwei Milliarden verkauften Kapseln allein in Deutschland entsteht nach Berechnung der Stiftung Warentest schon eine Müllmenge von mehr als 5000 Tonnen allein durch die Alu- und Plastikdöschen. Laut dem Deutschen Kaffeeverband ist der Anteil an Kaffeekapseln in den letzten zehn Jahren von 800 auf 17.750 Tonnen angestiegen.

Die Deutschen verbrauchen pro Jahr schätzungsweise mehr als drei Milliarden Kaffeekapseln. Inzwischen kämpfen mehr als zwanzig Nachahmer, darunter auch Discounter wie Aldi und Lidl, um Anteile auf dem rasch wachsenden Kapsel-Markt. Selbst Tee und Milch gibt es in Kapseln. Und die Deutsche Umwelthilfe rechnet vor: „Auf sechs Gramm Kaffee kommen circa drei Gramm Aluminium oder Kunststoff für die Einzel-Verpackung und noch mal zwei Gramm Papier für die Umverpackung. Das macht also auf sechs Gramm Kaffee stolze fünf Gramm Verpackung. Ganz schön viel.“
Unterstellt man den typischen Käufern von Kaffeekapseln kein besonders großes Umweltbewusstsein, dann sollte man auch nicht davon ausgehen, dass sie sich intensiv am Recycling beteiligen. Experten gehen von einer Rate von maximal 50 % aus – aus der anderen Hälfte werden keine Fahrräder oder Fensterrahmen. Auf den Balearen werden deshalb ab 2020 nur noch solche Kaffeekapseln erlauben, die biologisch abbaubar sind. Anderes gilt nur, wenn Hersteller und Händler die Kapseln zurücknehmen und selbst recyceln. Das Recycling-Argument hat sich damit aber erledigt. Unterm Strich kippt damit die schöngerechnete Ökobilanz.
Es gibt auch Argumente für den Kaffee aus der Kapsel. Auf die Gelegenheits-Genießer, die vielleicht alle paar Tage einmal Kaffee trinken, mögen die Argumente der Kapselhersteller zutreffen. Auf Kaffeetrinker, die regelmäßig oder in größeren Mengen Kaffee trinken, eher nicht. Denen sei geraten Kaffee bei einer Rösterei ihres Vertrauens zu kaufen. Kleine regionale Kaffeeröstereien bieten oft sehr gute Qualitäten, die oft auch in Mehrwegbehältnissen gekauft werden können. Wer dabei auch noch auf ökologischen Anbau und fairen Handel achtet, der kann damit seine persönliche Öko-Bilanz deutlich verbessern.
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