Morgens in der Altstadt von Sarajevo. Während die Händler ihre Waren rausstellen haben auch schon die ersten Cafés geöffnet. Darunter auch das Caffe Oryent, das bereits um sieben Uhr für seine Kundschaft bereit ist. In der Gasse hängt noch der Rauch der Shishas vom Vorabend, der Friseur gegenüber entriegelt seine Ladentür, aus den Bäckereien strömt der Duft von Burek und Baklava.

Es ist schon früh heiß heute. Darum macht sich das große Glas Wasser mit Eiswürfeln besonders gut als Beigetränk zum bosnischen Kaffee. Den kann man übrigens nicht schnell trinken, wie beispielsweise den Espresso. Für bosnischen Kaffee muss man sich Zeit lassen. Einschenken – Vorsicht! – damit nicht gleich der ganze Satz in der Tasse ist. Zucker dazu. Umrühren. Warten bis sich der Kaffeesatz am Boden gesammelt hat. Dann ein paar Schluck trinken. Einen Schluck Wasser dazwischen. Nachfüllen. Zuckern. Warten. Wiederholen so lange man Kaffee, Zeit und Muße hat.

In Bosnien sollte man eh nicht hetzen. Fahrpläne gibt es. Sie haben nur etwas unverbindliches. Busse fahren am regelmäßigsten, Züge eher nicht. Der Bus nach Srebrenica ging statt um 7:10 erst um 7:50 Uhr. Der Bus zurück ging von Bratunac und nicht von Srebrenica und um 16:45 Uhr und nicht, wie der Fahrer auf der Hinfahrt versicherte erst um 17:00 Uhr. Ich habe sie nie wieder gesehen. Bei Zügen fehlen gerne einmal Waggons. Oder die Lock, was schlimmer ist. Und das ist nur die Abfahrt. Wann Züge oder Busse ankommen ist noch etwas ganz anderes.

Überhaupt sollte man sich nicht auf Fahrpläne verlassen und besser etwas eher vor Ort sein. Und lieber noch einen Kaffee trinken. Der kostet zwischen einer und anderthalb Mark, umgerechnet also 50 bis 75 Cent. Richtig gelesen: Mark. Die bosnische Währung ist die Konvertible Mark, kurz KM. Eine Mark sind 100 Fenning. Auch wieder richtig gelesen: Fenning. Mit der orthographisch korrekten Übernahme von Fremdwörtern tut man sich hierzulande schwer. Aber das ist schon ein anderes Thema und mein Kaffee ist alle…

Caffe Oryent, Trgovke zwischen der Mosche Baščaršijska džamija und der Shisha-Bar U prolazu, Sarajevo, Bosnien und Herzegowina.

Vom ersten Kaffee auf bosnischem Boden wird hier erzählt.

Mehr über Bosnien als Brücke zwischen den Kulturen steht hier!