Café Cubano: El Floridita (Reblog)

Streng genommen kein Café. Aber: mein Blog – was kümmern mich meine Regeln? Außerdem: ein Besuch im El Floridita muss einfach sein, wenn man in Kuba ist. Denn das ist keine Bar, es ist die Bar. Vor 201 Jahren eröffnete an diesem Standort eine Bar, die zwischendrin Al Florida hieß und heute als El Floridita Weltruhm genießt. 1953 wurde sie von der Zeitschrift „Esquire“ als eine der sieben berühmtesten Bars der Welt bezeichnet. Im Jahre 1992 gewann die Bar den Five Star Diamond als Beste der Besten. Und Hemingway trank hier vor allem seinen Lieblingscocktail, den Daiquiri.

DSC_0439

Der Daiquiri wurde um 1900 vermutlich von zwei amerikanischen Minen-Ingenieuren in der kleinen kubanischen Stadt Daiquirí zum ersten Mal gemixt. Er besteht aus weißem Rum, Limettensaft und Rohrzuckersirup, klassisch im Verhältnis 5:3:2. Dauerbrenner im El Floridita ist der Frozen Daiquiri, der in dem ständig überfüllten Lokal von fachkundigen Barkeepern im Minutentakt gemixt wird. Eine kleine Live-Band mit Sängerin gibt der Bar im Regency-Stil das unverwechselbare Flair.

DSC_0458

Hemingway soll seine eigene Variante des Daiquiri bevorzugt haben, mit doppeltem Rum und ohne Zucker – der Schriftsteller und Nobelpreisträger war Diabetiker. Von ihm stammt der Spruch „My Mojito in La Bodeguita, my Daiquiri in El Floridita“.  Hier soll er auch an seinem Bestseller „Wem die Stunde schlägt“ geschrieben haben. Er ist heute immer noch hier. Nicht nur als Geist. Eine Bronze-Statue zeigt den Schriftsteller in Lebensgröße und an seinem Stammplatz sitzend. Und die Barkeeper stellen ihm jeden Tag ein frisches Glas mit seinem Lieblingsgetränk hin.

DSC_0447

Von der Bar sind es nur wenige Schritte zum Parque Central, dem innersten Herzen von Havanna. Hier spielt den ganzen Tag Musik und es finden sich immer zahlreiche Tänzerinnen und Tänzer, die zu Salsa oder Merengue ihre Hüften kreisen lassen. Zum einen ist das Ausdruck der Lebensfreude, zum anderen gibt es für die Einheimischen sonst wenig andere Möglichkeiten, sich zu vergnügen.

DSC_0368

Wohnraum ist knapp. Üblicher Weise leben die Menschen auf engstem Raum miteinander. Da ist wenig Platz um mit dem Freund oder der Freundin etwas Zeit im stillen zu verbringen. Natürlich ist es romantisch, wenn sich Liebespaare nachts am Malecón, an der Uferpromenade küssen. Doch wo sonst? Die Bars sind für Einheimische meist zu teuer und die Wohnungen sind ohnehin überfüllt und ohne Klimaanlage.

DSC_0387

So ist das Tanzvergnügen im Parque Central und unter den Statuen der Helden der Revolution staatlich Organisiert. Trotzdem kann man sich den Rhythmen und der Leidenschaft kaum entziehen. Und so lange man hier nach karibischer Musik tanzt, kann man sicher sein, dass das Herz Havannas noch schlägt.

Obispo 557 Ecke Monserrate, Habana ViejaHavanna 10100, Kuba, Öffnungszeiten: täglich 11:00 – 00:00 Uhr.

11 Gedanken zu “Café Cubano: El Floridita (Reblog)

  1. In jungen Jahren hab ich zwei Bücher von Hem gelesen, darunter auch „Wem die Stunde schlägt“. Da gibt es auch eine Szene in einer Bar, wo Daiquiri getrunken wird. Schade, dass der Dichter schon früh damit begonnen hat, seine Gesundheit mit Alk zu ruinieren (ich darf eigentlich nichts sagen). Als er 60 war, durfte er nicht mehr trinken und ohne die Inspiration (Hem schrieb immer unter Alk-Einfluss) durch das Feuerwasser, konnte er nicht mehr schreiben, und schreiben war sein Leben. Er war sehr Suizid-gefährdet und man nahm ihm alle Waffen weg. Aber er ließ sich von seinem nichtsahnenden Stamm-Waffenhändler ein neues Jagdgewehr vorführen und das war sein letzter Schuß im Leben. Hem war ein Macho, aber unter der harten Schale schlug ein weiches Herz. Als er einmal eine seiner vielen Katzen erschießen musste, weil sie unheilbar krank war, liefen dem großen starken Mann die Tränen. Danke für die schöne Erinnerung an einen gediegenen Trinker, der noch das Worte „Ehre“ kannte und keinem Faustkampf auswich. Hat mich berührt ..

    Gefällt 1 Person

    1. Es gibt eine Anekdote, dass Hemingway, nachdem ein Pariser Journalist geschrieben hatte, er sei kein Mann, plötzlich in der Redaktion erschien, sich sein Hemd aufriss, dass die Knöpfe flogen und seine stark behaarte Brust präsentierte. Dann verprügelte er den Redakteur und schrie dabei unablässig „Bin ich ein Mann oder bin ich es nicht?“

      Gefällt 1 Person

      1. Super. Das wusste ich noch nicht und ich find es typisch für Hem, der Kinder hatte und einen Sohn auf dramatische Weise verloren hat. Aber er besuchte auch mal eine Bar mit seinen Kindern und bestellte für sie alle auch ein alkoholisches Getränk, aber nur zum Spaß, um den Barkeeper zu verunsichern. Er trank dann alle hochprozentigen Getränke selbst. Muss ein super Typ gewesen sein.

        Gefällt 1 Person

      2. Das erinnert mich an Poe, der sich einen gewissen Grisworld vornahm, der ihn als Alkoholiker darstellte. Poe ging in die Redaktion und fragte, ob man Zweifel an seiner Nüchternheit habe und forderte Grisworld heraus. Aber Grisworld lehnte ab.
        Das war der gleiche Grisworld, der später Poe Alkoholismus unterstellte.

        Gefällt 1 Person

      1. Ich habe einige Biographien von Humphrey Bogart gelesen. Trotz seiner Krebserkrankung hat er bis zum bitteren Ende verdammt viel Haltung bewiesen und jeden Abend seine besten Freunde zu einem Umtrunk empfangen. Er war schon eine bemerkenswerte Persönlichkeit, genau wie seine Frau Lauren Bacall.

        Gefällt 2 Personen

  2. Interessant an den Kommentaren ist, dass es eigentlich über den Einstiegstrinker Hemingway nur noch über Alkololika und Alkoholiker geht, getanzt wird da nicht mehr. Man nehme sich ein Beispiel an den Kubanern! Wobei ich bei allen lateinamerikansichen (wir lassen jetzt mal die Yankees außen vor) Regime, die mit viel Unterdrückung und Gewalt agieren, ich denke dabei auch an Venezuela, jüngst Brasilien oder die Batista – Dikataur, die Militärregime in vielen dieser Staaten, die dann auch für Geistesverwandte Zufluchtsorte waren und sind, und den Bildern von tanzenden, feiernden Menschen, die sich das nicht nehmen lassen, immer an Tim und Struppi denke. Ist das Heft bekannt, in dem Tim mit einem Mal die uniformierte, ordenbehängte rechte Hand eines solchen Diktators wird? Und statt der Marschmusik die Soldaten Guitarre spielen läßt. Während zunächst ein schwerer Fall von Wehrkraftzersetzung vermutet wird – was Tims Absicht war – erzeugen die neuen Kläge fatale Begeisterung!
    Ach, man will lieber über Hemingway lesen? Der Kopfschmerzen hatte, nachdem er in einem regellosen Kampf gegen die Flugzeugtür gewonnen hatte? Die er mit dem Kopf aufstieß, nachdem das Flugzeug eine Bruchlandung hingelegt hatte. Oder über Hemingway, der, kriegserlebnislüstern, an der italienischen Front sein Vergnügen suchte (und z.B. über Vergewaltigungen schrieb. Ohne unnög viele Worte, sein Stil, ohne unnötige Wertungen – es ist, wie es ist). Dabei sich, sprachgewandt, auch auf italienisch unterhielt, und erklärte, dass diese Sprache und ihre Grammatik ja so einfach sei. Worauf ihn ein italienischer Offzier fragte: „Wenn die Grammatik so einfach ist, warum benutzen sie sie dann nicht?“

    Gefällt 1 Person

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..