49-Euro-Ticket-Tour: Altmühltal – Burg Wellheim

Ein Tag im Herbst 2023 – er verspricht sonnig zu werden, mindestens aber trocken. Endlich haben sie die Verkehrsminister auf die Fortführung des 9-Euro-Tickets geeinigt, allerdings ist es nun ein 49-Euro-Ticket. Für mich ist das immer noch eine Ersparnis, da meine Monatskarte zur Arbeit schon teurer währe. Für viele Bürgergeld-Empfänger ist das allerdings eine Menge Geld.

Meine erste Tour soll mich ins Altmühltal führen. Und die Anfahrt ist leicht abenteuerlich. Mit der Regionalbahn geht es über Eichstätt Bahnhof bis Wasserzell. Von dort sind es knapp 500 Meter über eine Brücke und ein Feld zur Bushaltestelle in Rebdorf. Die Altmühl liegt noch in dichtem Nebel, doch bemüht sich die Sonne nach Kräften und schon bald steigt die Willibaldsburg über der Stadt Eichstätt aus dem Nebel auf.

Ein missmutiger Kleinbusfahrer nimmt mich mit auf die vermeintlich letzte Etappe bis zum ersten Ziel des Tages – Wellheim. Doch ist die Anzeige gestört und so lande ich wider Willen im idyllischen Biesenhard, also noch über zwei Kilometer entfernt. Kurz entschlossen halte ich den Daumen raus und werde prompt schon nach wenigen Minuten von einem Handwerker mitgenommen. Er lässt mich am Dorfplatz von Wellheim raus. Von hier habe ich schon einmal einen Blick auf die gleichnamige Burg.

Wellheim, mundartlich Wölha, wurde im 12 Jahrhundert das erste Mal urkundlich erwähnt. Aus dieser Zeit stammt auch die Burg, die seit dem 18. Jahrhundert vor sich hin verfällt und die immer noch über den Ort wacht. Nach kurzem Aufstieg kann ich den tollen Blick auf den kleinen, verschlafenen Ort genießen. Dass heißt fast, denn die Burg selbst ist für Besucher gesperrt. Der Burgturm – Heimat und Brutstätte einer seltenen Fledermausart – muss renoviert werden.

Über die Burg gibt es zahlreiche Sagen und Geschichten. So soll in dem Gemäuer ein Graf von Helfenstein umgehen. Wenn der Wind um den Bergfried bläst, dann hört man des Grafen wilde und verwegene Jagd um die Burg brausen. Alle hundert Jahre soll dort auch eine weiße Frau erscheinen, die von einem Höllenhund bewacht wird. Sie kann nur erlöst werden, wenn sich einer in die die Burg wagt und den bissigen Hund erschlägt. Auch der Schlossmirl soll in den Ruinen hausen. Nachts soll er manchmal ins Dorf kommen und die Bewohner erschrecken und bedrücken. Früher drohte man Kindern, die nicht zeitig ins Bett wollen, mit dem Schlossmirl.

Auch sei die Gegend nicht geheuer. Wenige hundert Meter vor dem Markttor befindet sich der Wiggerlawerg-Felsen, in dem die Wiggerla, also Zwerge, leben sollen. Viel mehr als die Erinnerung an die Wichtel ist nicht geblieben. Begegnet bin ich zumindest keinem. Auch ist der Ort selbst heute recht still. Ein Wirtshaus oder eine Café gibt es hier nicht mehr. Dafür aber die Metzgerei Schieber. Hier bekomme ich nicht nur eine überaus leckere Bratensemmel, sondern auch ein Haferl Kaffee.

Die Metzgersleut sind so freundlich, dass ich hier sogar zweimal einkehre, einmal vor und einmal nach der Erstürmung der Burg. Vor dem Aufstieg für besagte Brotzeit, nach dem Abstieg um mich mit Wurstwaren für daheim einzudecken. Leberwurst, Blutwurst, Bauernwurst und geräucherte Leberwurst. Vielleicht hätte sie ich sie auch nach der Bedeutung dieses Schildes fragen sollen. Im Internet habe ich dazu nichts gefunden, aber vielleicht habt Ihr ja dazu eine Idee, die Ihr mir bitte in die Kommentare schreibt. Morgen geht es nach Eichstätt.

Metzgerei L. Schieber, Konsteiner Str. 5, Wellheim, Bayern; Öffnungszeiten: Montag – Freitag 07:30 – 13:00 Uhr und 14:00 – 18:00 Uhr, Samstag 7:00 – 12:30 Uhr.

12 Gedanken zu “49-Euro-Ticket-Tour: Altmühltal – Burg Wellheim

  1. Das Phänomen der Baugerüste an historischen Gebäuden, die ohne solches zu sehen man sich gefreut hat, wird wohl ewig unergründet bleiben. Wenn es nicht gerade die Geheimgewerkschaft der unsichtbaren Wesen ausheckt, sieht ja keiner.
    Die Metzgereidüfte halluziniere ich auch, da nützen gute Vorsätze, weniger fleischeslustig zu sein, überhaupt nicht. Eine Landmetzgerei mit fast ausschliesslich eigener Herstellung ist ja sogar bei uns auf dem Lande kaum noch zu finden und eine mit heisser Theke voller Leberkäs und Braten eh nicht. *Shlrp*

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    1. Ja, leider sterben die guten Landmetzgereien langsam aber sicher aus. Für leckere und womöglich auch nachhaltige Wurst- und Fleischwaren immer eine sichere Bank. So eine Bratensemmel tröstet über so ein Baugerüst schon einmal hinweg.

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