Die große 9-Euro-Ticket-Tour: Ulm I

Auf der „Zu-erledigen-Liste“ ganz oben: die letzte 9-Euro-Ticket-Tour. Zur Erinnerung: die Bundesregierung bescherte uns drei Monate voller Glückseligkeit mittels eines verbilligten Fahrscheins mit dem man praktisch überall hinfahren konnte. Coffeenewstom nutzte diese Gelegenheit um sich einmal das schöne Bayern anzuschauen, zum Beispiel Ingolstadt, Regensburg, die Walhalla oder Füssen. Die letzte Tour sollte mich durch vier Städte in zwei Bundesländer führen und zwei Tage dauern. Von München ging es erst nach Mindelheim und zur Mindelburg, dann nach Memmingen und von dort über Ulm nach Biberach. Hier übernachtete ich bei guten Freunden, mit denen ich mir am nächsten Morgen die Stadt ansehen durfte. Nun fehlt noch Ulm, die letzte Station der Tour vor der Rückfahrt nach München. Es ist an der Zeit diese Lücke zu schließen!

Nicht weit vom Bahnhof liegt das Fischer- und Gerberviertel. In diesem im Mittelalter vorwiegend von Handwerkern besiedelten Quartier am Donauzufluss der Blau finden sich noch viele aus dieser Zeit stammende und auf sie verweisende Bauten. Eines der bekanntesten Gebäude im Fischerviertel ist das Schiefe Haus. Das ursprüngliche Fachwerkhaus aus dem 14. Jahrhundert hat nach mehrfachen An- und Umbauten 1443 sein heutiges Aussehen eines fünfgeschossigen Hauses erlangt. Genutzt wurde es von den Schiffsmeistern von Ulm. Mit seinem südlichen Fundament direkt an der Blau gelegen, ragt das Haus ab dem ersten Stockwerk dank schräger Verstrebungen teilweise über den Fluss. So konnten dort Boote geschützt anlegen.

Von dort ist es nicht weit zum historischen Rathaus von Ulm. Das Ulmer Rathaus zählt nicht zuletzt wegen der Fassaden-Wandmalereien und einer astronomischen Uhr zu den herausragenden Baudenkmälern der Stadt. Seine komplexe Baugeschichte – es besteht aus drei verschiedenen Bauteilen – begann im 14. Jahrhundert. Sein jetziges Aussehen geht im Wesentlichen auf die Frührenaissance zurück.

Von 1898 bis 1905 wurde das mittlerweile teilweise heruntergekommene Ulmer Rathaus eingehend renoviert und teilweise umgestaltet. Die ursprüngliche Bemalung der Südfassade war nicht erhalten. Dort wurden bis 1905 Wandmalereien mit historistischen Themen angebracht. Im Südgiebel ist eine Ulmer Schachtel abgebildet, darüber sind die Wappen der Städte und Länder aufgereiht, mit denen Ulm in Handelsbeziehung stand. Im unteren Bereich ist die Heimkehr der siegreichen Ulmer von der Plünderung des Heerlagers des Belagerers Kaiser Karl IV. im Jahr 1376 dargestellt.

Jetzt werfe ich noch einen Blick auf die Stadtmauer am Donauufer. 1480 im „reißenden Wasser der Donau“ gebaut, wurde die Stadtmauer als Bollwerk gegen feindliche Armeen errichtet. Tatsächlich reichte der Fluss damals bis an die Stadtmauer heran. Heute kann man vor der inzwischen wohl gezähmten Donau auf der Wiese flanieren.

Ein Spaziergang auf der Stadtmauer ist ein Muss für Ulm-Erkunder. Es gibt in ihrem mittleren Abschnitt viel zu sehen, hübsche Gärten auf der einen Seite, die an sonnigen Tagen viel frequentierte Donau-Wiese auf der anderen. Der Tummelplatz für Treff und Erholung ist ein Glücksfall für die Stadt, zentral gelegen, anziehend auf die Jugend wie auf jung Gebliebene.

Ein Vergleich der heutigen Stadtansicht mit der von 1493 aus der berühmten Schedelschen Weltchronik offenbart, was sich seither alles verändert hat. So fällt auf, dass die Türme – bis auf den Metzgertum – heute fehlen. Daran ist Napoleon schuld. Er befahl im Jahr 1800 die Schleifung der Festung. Nur der untere Teil der Mauer durfte als Hochwasserschutz stehen bleiben, nicht aber ihr oberer Wehrgang.

Der Metzgerturm ist ein heute noch erhaltenes Stadttor. Bei einer Höhe von etwa 36 m ist der Metzgerturm um 2,05 m nach Nordwesten geneigt, was einer Neigung von 3,3° entspricht. Zum Vergleich: Schiefer Turm von Pisa: 3,97°. Ursache ist eine nachträgliche Bodensenkung des sumpfigen Untergrundes. Mit diesen Eindrücken im Gepäck mache ich mich wieder auf den Weg in die Altstadt. Doch davon morgen mehr.

Quellen: Wikipedia, Tourismus Ulm, schwaebischealb.de.

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