„Beanz Meanz Heinz“

Was ist typischer für Großbritannien als das „Englische Frühstück“? Also Spiegeleier mit Bacon, vielleicht Kartoffeln oder modern Pommes, selten auch mit geschmorten Pilzen, aber unbedingt immer mit Baked Beans. Und die können natürlich aus keiner anderen Dose stammen, als der von Heinz! So englisch wie der Fünf-Uhr-Tee, Kricket, der König, Fish ’n‘ Chips aus der zusammengerollten Zeitung, Schweppes, schales, lauwarmes Bier und schlechtes Essen. Letzteres natürlich bis auf Fish ’n‘ Chips und English Breakfast. Dazu eine Tasse „Americano“, einem verlängerten Espresso.

Doch kaum einer weiß hierzulande, dass die gebackenen Bohnen aus dem Hause Heinz mit dafür verantwortlich waren, dass aus einem amerikanischer Ketchup-Küche ein weltweit agierender Lebensmittelkonzern werden konnte, die „H. J. Heinz Company“, beziehungsweise seit der letzten Fusion, die das Unternehmen auf Platz fünf der Lebensmittelproduzenten weltweit hievte, die „Kraft Heinz Company“. Während Heinz 1876 in den USA hauptsächlich mit Ketchup den Markt eroberte, versuchte man es bereits 1886 mit eingedosten gebackenen Dosen in England.

Das Produkt trifft den Nerv der Zeit – und das seit über 130 Jahren! Günstig, nahrhaft, sättigend, schnell zubereitet. Zuerst verbreitete sich das Bohnengericht in der Arbeiterklasse, bis es auch die höheren Schichten erreichte. Während der II. Weltkriegs klassifizierte das Ernährungsministerium Heinz Baked Beans gar als „essential food“ und nahm es in die Liste der Nahrungsmittel auf, die man über Lebensmittelkarten beziehen konnte. 1998 wurden die Bohnen von den Bürgern des Königreiches als eines von zwölf Dingen ausgewählt, die die letzten zehn Jahre des vergangenen Jahrtausends in England am besten repräsentierten.

Mein wohl englischstes Englisches Frühstück hatte ich im „The Red Lion“ im Londoner Parlamentsviertel, unter anderem Stammlokal von Winston Churchill, doch auch Charles Dickens war hier schon eingekehrt. Ich habe mich dort an das „Full English Breakfast“ gehalten: Owton’s pork sausage, Mrs Owton’s bacon, Hampshire black pudding, grilled tomato, flat mushroom, free range eggs, toast und natürlich Heinz baked beans. Stand ausdrücklich in der Karte. Zu deutsch Bratwurst, gebratener Speck, Blutwurst, Grilltomate, Pilze, Spiegelei, Toastbrot und die gebackenen Bohnen von Heinz. Wie schon zu Churchills Zeiten. Das Mittagessen kann man sich dann getrost schenken. Mit 10,95 britischen Pfund (2018!) gewiss kein Schnäppchen, aber authentischer kann kein englisches Frühstück sein. Denn „Beanz Meanz Heinz“, zumindest nach dem Werbe-Slogan von 1967.

22 Gedanken zu “„Beanz Meanz Heinz“

  1. Weiß nicht, das sieht für mich so gar nicht lecker aus… Und die Kombination! Pommes mit Bohnen mit Ei. Kein Wunder, dass die Briten nicht für ihre Gourmetküche bekannt sind 😉

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