Samiotisches Kaffee-Tagebuch: an Bord der Kalymnos

Kaum hatte ich meinen Kaffee am Hafen getrunken, näherte sich schon die Kalymnos dem Hafen. Dieses Schiff ist zwar nicht so schnell und luxuriös wie die Dodekanisos Pride von der Hinfahrt, aber trotzdem zuverlässig, sicher und pünktlich. Überhaupt hat diese gemächliche Art des Reisens ihre Vorteile. Man kommt zur Ruhe, wird entschleunigt und hat auf einmal wieder mehr Zeit und Muße für Details.

Zum Beispiel für die Details meiner Verpflegung. Ich habe nämlich durchaus für die längere Überfahrt vorgesorgt. Um keinesfalls zu entkoffeinieren gehörte eine Dose Kaffee zu meinen Vorräten. Nichts für Feinschmecker, aber durchaus genießbar.

Anders dagegen zwei Backwaren, die ich mir in einer traditionellen Bäckerei in Skala auf Patmos gekauft hatte. Dazu gehörte ein Stück Pougia, eine süße, lokale Variation eines Gebäcks, dessen Ursprung wohl auf Rhodos liegt – sehr lecker.

Herzhaft hingegen der klassische „Käsekuchen“ von Patmos. Dieser „traditional Cheese Pie of Patmos“, wie ich in der Bäckerei lesen konnte, ist eine inseltypische Köstlichkeit, für die das Eiland in ganz Griechenland berühmt ist. Für Inselbesucher ein Muss!

Und schließlich habe ich mir an Bord noch einen griechischen Kaffee besorgt. Seit es günstige Kaffeemaschinen für griechischen Mokka gibt, entfällt dieses unwürdige Aufbrühen durch Wasser aus der Dampflanze der Espressomaschine.

So sitze ich also gut versorgt an Deck. Da die Kalymnos nicht so schnell unterwegs ist, ist es auch nicht so frisch an Bord. So genieße ich die würzige Seeluft und das gemächliche Vorüberziehen der Inseln und bewundere die waghalsigen Wendemanöver an den Anlegestellen entlang der Route. Und noch eine Sache konnte ich überprüfen: man kann tatsächlich die Hera-Säule auf Samos vom Meer aus sehen, denn der Sage nach wies sie schon venezianischen und genueser Seeleuten den Weg nach Pythagorio. Und das scheint augenscheinlich zu stimmen.

Schon schiebt sich der Hafen von Pythagorio ins Blickfeld, mit seinem jahrtausendealten Hafen. Die zur Zeit von Polykrates erbaute Hafenanlage, gilt als ältester von Menschenhand geschaffene Hafen im Mittelmeerraum. In der 16 Jahren dauernden Herrschaft von Polykrates entstanden zahlreiche solche wegweisende Bauwerke, wie Tempel, ein Palast und eine kilometerlange Stadtmauer. Aristoteles äußerte sich sehr kritisch in seinen politischen Schriften zu den Bauwerken von Polykrates. Sie dienten, so Aristoteles, nur dazu die Bevölkerung zu beschäftigen, sie jedoch arm zu halten. Trotzdem: der Blick auf Stadt und Hafen von See ist beeindruckend – und meine Reise mit der Kalymnos leider zu ende.

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