Wer im Schweizerischen Basel nach einem gediegenen Kaffeehaus sucht, dass sowohl klassisch, als auch zeitgemäß ist, der wird im Grand Café Huguenin am Barfüsserplatz – von den Baslern Barfi oder Seibi genannt – fündig. Damit wäre eigentlich schon alles gesagt, gäbe es nicht so viel über das Grand Café Huguenin und Basel zu erzählen.

Fangen wir mit Basel an, das wir aus dem Breisgau kommend über den Badischen Bahnhof erreichen. Dieser ist nur einer von sechs Basler Bahnhöfen, mit Sicherheit aber der deutscheste. Schließlich ist er als einer der letzten seiner Art ganz in Besitz der Deutschen Bahn, also eine Art deutsche ständige Vertretung auf Schweizer Boden. Weder Krieg noch Bahnreform konnten an diesem Sonderstatus etwas ändern. Tritt man aus dem Bahnhof heraus ist man in der Schweiz.

Hier rate ich dem unmotorisierten Reisenden zum Kauf einer Tageskarte der Preisstufe „Basel + Agglomeration“ für 9,90 Franken, die es einem ermöglicht auch Dank des guten Straßenbahnnetzes nach der „Hop on, hop off“-Methode die Stadt schuhsohlenschonend zu erkunden. So erreiche auch ich – nach kurzen Zwischenhalten in „Kleinbasel“ und an der Rheinbrücke – den Barfüsserplatz mit seinem Grand Café Huguenin.

Der Platz selbst wurde nach einem Kloster des Bettelordens der Franziskanermönche, abfällig auch als „Barfüsser“ bezeichnet, benannt und ist heute einer der wichtigsten Knotenpunkte des Tram-Netzes. Nach dem Erdbeben von 1356 diente der Klostervorplatz einige Jahre ersatzweise als Marktplatz. Auf dem Barfi wurde jahrhundertelang Holz und Kohle gehandelt, sowie Schweinehandel betrieben, und der Platz bekam dadurch den noch heute verwendeten Übernamen Seibi, abgeleitet von einem Wort für Sau, also Schweineplatz. Nach der Reformation wurden die Klostermauern abgerissen und der Platz auf seine heutigen Maße vergrößert. Seit Mitte des 18. Jahrhunderts gewann der Barfüsserplatz mehr und mehr als Markt- und Messeplatz an Bedeutung, bis er von den neuen Markthallen am großen Bahnhof abgelöst wurde.

Um das Jahr 1934 eröffnete an diesem Ort, also an einem der belebtesten Plätze Basels, das Grand Café Huguenin. In den folgenden 80 Jahren hatte das Café nur drei Besitzer, was die große Kontinuität des Hauses erklärt. Bereits in den 50er Jahren war das Huguenin der Treffpunkt am Barfi, mit goßem Salon und einem weißen Flügel, an dem Solopianisten für die entsprechende Stimmung sorgten. 1998 wurde das Gebäude komplett umgebaut, da die bis dahin bestehende Ladenpassage aufgelöst wurde und alle ansässigen Geschäfte ihre Ladenstruktur anpassen mussten. Für das Huguenin entschied man sich für eine Doppelstrategie: ein moderner und zeitgemäßer Bar-Betrieb im Erdgeschoss und ein klassisches Kaffeehaus im ersten Stock.

Nach dem Blick in die Speisekarte muss sich der Reisende erst einmal wieder sammeln: die Schweiz ist teuer! So kommen mich die Tasse Cappuccino und ein Croissant auf knappe zehn Euro – wobei: ich bekam gnadenhalber zwei Croissants, das sie etwas klein geraten waren. In der deutschen Schweiz hätten sie wohl die Bezeichnung Gipfeli verdient. Mit der Fabrikware hierzulande sind diese Meisterstücke des Bäckerhandwerks jedenfalls nicht zu vergleichen! Der Teig leicht und trotzdem kross – ein Gedicht! Seinen Kaffee bezieht das Huguenin seit Ewigkeiten von einer Rösterei aus Lugano, von Caffè Ferrini, ein Unternehmen, das seinerseits 1932 gegründet wurde.
Hier passt alles zusammen: der aromatische Kaffee, das krosse Gipfeli, die sonnenbeschienene Terrasse mit dem Blick auf den geschichtsträchtigen Platz. Hier lässt sich mit dem Liniennetz-Plan auf den Knien der weitere Tag prima planen!
Grand Café Huguenin, Barfüsserplatz 6, Basel, Öffnungszeiten: Montag – Donnerstag 07:00 – 19:00 Uhr, Freitag und Samstag 07:00 – 22:00 Uhr, Sonntag 08:00 – 19:00 Uhr.
Basel-Highlights: Café del Mundo, Markthallen, Confiserie Schiesser, Café Spitz.