Samiotisches Kaffee-Tagebuch: Skala

Ist der Berg mit dem Kloster und der Johannes-Höhle das geistige Zentrum von Patmos, dann ist der Hafenort Skala das weltliche! In einer lang gestreckten Bucht als idealem Naturhafen liegt die Hafenstadt der Insel, hier konzentrieren sich die touristischen Unterkünfte und Gewerbebetriebe. Auch, wenn der Tourismus auf Patmos nur ganz allmählich zum Laufen kommt, kann Skala auf eine lange und wechselvolle Geschichte zurückblicken, denn vermutlich gab es hier schon zu archaischen Zeiten einen Hafen.

In der älteren Bausubstanz an der Hafenfront finden sich venezianische Elemente. Ein Zeichen dafür, dass der Hafen zeitgleich mit dem Kloster ausgebaut wurde. So wichtig, wie das Kloster in der Höhe, so wichtig ist der Hafen am Meer, denn nur so können die heiligen Orte der Insel erreicht werden. Das ist noch heute so. Auch wenn die meisten Touristen nur für einige Stunden auf der Insel bleiben, denn zwischen Ankunft und Abfahrt bleiben oft nur Zeit für einen Besuch des Klosters und der Höhle der Apokalypse.

Nicht nur die Venezianer haben der Insel ihren architektonischen Stempel aufgedrückt, die später den Türken nachfolgenden Italiener standen ihnen in nichts nach. Bereits im April und Mai 1912 wurde der Dodekanes vor der kleinasiatischen Küste mit Ausnahme von Kastelorizo infolge des Italienisch-Türkischen Krieges durch italienische Truppen besetzt.

Die Erklärung der italienischen Regierung einer befristeten Besetzung des Dodekanes, die Vertreibung türkischer Repräsentanten durch das italienische Militär und irreführende Zusicherungen italienischer Beamter, die eine Integration der Inseln mit Griechenland vermuten ließen, führten zur Konferenz von Patmos. 

Sichtbares Zeichen der italienischen Herrschaft ist der Hafen. Während der italienischen Besatzung der Insel wurde Skala Standort von Post, Zollamt und der Militärverwaltung. Die Gebäude haben ihre Funktion bis heute beibehalten. Durch diese wirtschaftlichen und politischen Faktoren wurde der Ort – ehemals nur Treppe, griechisch Skala, zum Kloster – zum weltlichen Hauptort der Insel.

Heute prägen weiße Gebäude das Stadtbild. Natürlich reihen sich auch hier Souvenir-Läden und Tavernen aneinander, man hat nur das Gefühl, dass es hier unaufdringlicher und beschaulicher zugeht. Trotzdem hat Skale ein zwar überschaubares aber doch reges Nachtleben, dass sich auf die Straßen in Hafennähe konzentriert.

Eine Besonderheit aber ist mir noch aufgefallen. In der heißen Mittagssonne haben viele Geschäfte geschlossen. So auch der örtliche Supermarkt. Ist der Laden auch zu, so sind die Waren vor dem Geschäft aber doch frei zugänglich. Trotzdem käme keiner hier auf die Idee etwas zu klauen. Wo sollte sich ein Dieb auch verstecken? Man lebt eben auf einer kleinen Insel. Einer heiligen Insel noch dazu. Und da wird eben nicht geklaut.

2 Gedanken zu “Samiotisches Kaffee-Tagebuch: Skala

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