Unweit des Rathausplatzes liegt ein eher baufällig wirkendes Haus. Eine Inschrift an der Seite verrät, dass hier seit 1894 ein Buchdruckerhaus steht. Doch auch die Konditorei Wiedamann ist um kein Jahr jünger – zumindest behauptet das die Schrift auf dem Schaufenster. Zumindest dürfte es sich um das älteste Konditorei-Café der Stadt handeln.

Eine Internetseite aus Pfaffenhofen nennt 1929 als das eigentliche Gründungsjahr. Der Besitzer, der das Haus 1894 übernommen hatte, lies es wohl leerstehen und verkommen. 1929 verlor er beim großen Börsencrash sein Vermögen und entdeckte plötzlich sein Interesse an dem Gebäude. Da seine Gattin die Tochter eines Zuckerbäckers war, lag die Eröffnung eines Kaffeehauses nahe.

1938 übernahm der Konditormeister und Vater des heutigen Besitzers Fritz Wiedamann das Café und renovierte das Haus von Grund auf. Im Krieg geriet der Vater in Gefangenschaft, Mutter und Schwester versuchten die Geschäfte weiter zu führen, bis Haus und Backstube von den Amerikanern enteignet wurden.

Aufgeben wollte man nicht und machte deshalb im Haus gegenüber weiter, bis man genügend Geld beisammen hatte um das Stammhaus zurück zu kaufen. Der heutige Inhaber machte seine Ausbildung zum Konditormeister in München, bevor er vor über 40 Jahren das Geschäft vom Vater übernahm.

Heute besteht das Geschäft aus der Kleinen Konditorei und dem holvertäfelten Café. Zuerst mutmaßte ich, dass Café sei geschlossen, da der frühere Eingang verrammelt war, doch dann fand ich heraus, dass man das Café jetzt über den Laden betreten muss. Das Café selbst scheint aus der Zeit gefallen zu sein. Leider gilt das auch für die Möbel. Der Raum ist vollgestellt mit alten Couchen. Viele von ihnen müssten dringend neu bezogen werden, denn Polster und Teppich verströmen einen leicht muffigen Geruch.

Cappuccino gibt es heute auch keinen, da man keine Milch aufschäumen könne, so bleibe ich bei einer Tasse Kaffee ohne Schaum. Alleine die Konditorwaren sind 1-A-Handwerkskunst. Der Zustand des Cafés lässt auf einen akuten Personalmangel zu schließen, zumindest wird das in zitierten Artikel aus dem Jahr 2014 bereits angedeutet.

Bleibt zu hoffen, dass diese Oase der Ruhe einen Weg zum Überleben findet. Oder einen würdigen Nachfolger, der die Tradition weiter hochhält. Es wäre schade um das Café!
Konditorei Fritz Wiedamann, Donaustraße 2, Ingolstadt; Öffnungszeiten: Montag – Freitag 09:00 – 18:00 Uhr, Samstag 09:00 – 13:00 Uhr, Sonntag geschlossen. Quellen: Pfaffenhofen Today, Kneipendago.
Das sieht wirklich gemütlich aus, alter Kaffeehaus-Charme. Wie schön, dass es ihn noch gibt.
LikeGefällt 1 Person
Ich hoffe, dass das auch so bleibt.
LikeLike