Schon schön, unser Bayern! Gell? Der Zug eilt über unsere schönen bayerischen Felder, Wiesen und Auen. Das kann sich schon sehen lassen. Zur Erinnerung: ich sitze im Zug von München Richtung Füssen mit dem ersten geplanten Ausstieg in Weizern-Hopferau. Und schon die liebliche Landschaft im hellen Grün des Frühsommers entschädigt mich für das frühe Aufstehen.

Zum Lesen komme ich nicht, zu schön die immer neuen Ausblicke. Erst sanfte Hügel, die Berge lassen sich im Morgendunst am Horizont nur erahnen, dann werden die Erhebungen größer, gebirgiger. Ja, das Voralpenland hat unzweifelhaft seinen Reiz. Nach knapp zwei Stunden erreiche ich mein erstes Zwischenziel, ein Bahnhof irgendwo im Nirgendwo, so scheint es.

Nun geht es zu Fuß weiter! Durch den Ortsteil Pröbsch nach Eisenberg, zentrales Dorf der gleichnamigen Allgäuer Gemeinde mit zwei Dörfern, dazu einem Kirch- und einem Pfarrdorf, acht Weilern und vier Einöden, wie hierzulande Einzelsiedlungen bezeichnet werden. Nach links lohnt der Blick zu nahegelegenen Wallfahrtskirche Maria Hilf.

Schon nach wenigen Schritten im Dorf weist uns ein leicht in die Jahre gekommenes Schild den Berg hinauf. Mit jedem Meter Höhe, die wir gewinnen, wird auch der Blick vielversprechender. Ein liebliches Tal erstreckt sich am Fuße des Berges. Die gute Sicht erlaubt den Blick bis nach Füssen, ja in der Ferne lassen sich sogar Füssen und darüber Neuschwanstein ausmachen. Wie wird das erst oben am Gipfel sein?

Kleiner Wermutstropfen: die Straße im Tal wird gerne von Motorradausflüglern genutzt, die mit dem akustischen Charme von mobilen Kreissägen durch die Landschaft brettern. Der Lärm ist gerade am Anfang des Weges störend. Dabei erkennt man an den Abstufungen des Lärm, ob ein Motorrad gerade nach Eisenberg kommt oder dorthin fährt. Roahhhrr-Rooooaaaahhhhhrrr-Rooooaaaaaahhhhhrrrr-Pötsch-Pötsch-Pötsch machen die ankommenden Motorräder, Roahhhrr-Rooooaaaahhhhhrrr-Rooooaaaaaahhhhhrrrr-RRRRRROOOOOAAAAAAHHHHHHHRRRRRRR machen die Maschinen, die es verlassen.

Dann kommt eine zweite Lärmquelle dazu: ein Kind. Offenbar kann es seine Umwelt nur wahrnehmen, wenn es die jüngst gewonnenen Sinneseindrücke sofort in Sprache umwandelt. Eingeleitet werden die unverlangten Auskünfte mit „Mami…. Maaaammmmi…. MMMAAAAMMMMMIIIIII!!!!!!“, letzteres mit unverhohlener Genervtheit und werden dann ergänzt um den jeweils gerade aktuellen Sinneseindruck: ein Stein, ein Tannenzapfen, ein Käfer, ein Stock. Das beflügelt meinen Schritt!

Noch während ich überlege, welche der Lärmquellen ich weniger leiden kann, erreiche ich die Schlossberg-Alm, die ich erstmal rechts liegen lasse. Von hier aus wird es nur geringer Anstrengung bedürfen um das eigentliche Etappenziel zu erreichen: eine Zwillings-Burg-Ruine. Doch davon morgen mehr…