Byebye Munich!

Als ich kurz vor Ostern entschlossen durch die Münchner Residenzstraße schritt, da wollte ich bei Eilles einen Osterkaffee kaufen. Vor drei Jahren hatte ich mir hier „Amore mio“ besorgt, einen fein aromatisierten Kaffee mit Tiramisu-Geschmack. Schon damals habe ich mich darüber geärgert, dass das Kaffee- und Teegeschäft aus dem ehemaligen Stammhaus in der Residenzstraße 13 ausgezogen war – schließlich wurde hier 1873 das Unternehmen gegründet.

Umgezogen war man in die nahe Hausnummer 22. Hier hatte man deutlich mehr Raum zur Verfügung. Was fehlte waren die originalen und handbemalten Delfter Kacheln im Stammhaus. Aber was sind schon 150 Jahre Tradition. Doch diesmal ging ich auch hier leer aus. Der Laden verschwunden. Dafür eröffnet hier demnächst der nächste Flagship Store. Und München ist um ein Traditionsgeschäft ärmer. Schade! Hier gab es nicht nur gute Bohnen, sondern auch guten Kaffee im Ausschank!

Ich bin ja grundsätzlich kein Feind des Fortschritts. Wie schluderig wir allerdings mit unseren Traditionen umgehen, das entsetzt mich. Dabei verschwinden nämlich nicht nur Geschäfte und Cafés, sondern auch Rezepte und Geschmäcker. Die Osterröstung von Eilles gibt es in diesem Jahr auch online nicht mehr. Was noch im Handel verfügbar bleibt, ist die Massenware. Ein Trauerspiel, hatte man doch letztes Jahr noch versucht mit Traditionsröstungen wieder Boden zu gewinnen. Aber Traditionen zählen wohl nicht mehr. Euch trotzdem eine schöne Osterzeit!

9 Gedanken zu “Byebye Munich!

  1. Leider, immer die wirklich guten, Traditiongeschäfte- quer durch alle Branchen
    Verschiedene Gründe kommen da zusammen
    Jetzt merken langsam auch die Internetkäufer. Bestimmte Dinge, Zutaten, Köstlichkeiten kann man eigentlich nur vor Ort kaufen und erleben
    Manchmal – folgt allerdings auch Neues Gutes und bereichert die Stadt
    Derzeit ist dies allerdings in der Kaufingerstr (Fußgängerzone) nicht der Fall
    Lg Meggie

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  2. Wenn ich schon lese „Flagship store, opening soon“ – dann langts mir schon!
    Nicht nur dass die materiellen Traditionen verschwinden, die Sprache verschwindet auch immer mehr. Alles wird immer mehr „08/15“!
    VG
    Christa

    Gefällt 1 Person

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