Das Aus für’s Café Wiener

Veröffentlicht am von coffeenewstom

Das Café Wiener ist ein wenig aus der Zeit gefallen. Klar, schließlich gibt es dieses Konditorei-Café schon seit 1894, seit 55 Jahren als Café Wiener. Nachdem das ehemals älteste Kaffeehaus Münchens – das Tambosi – unlängst massakriert wurde um einer Edel-Pizzeria für die Schickimicki-Gesellschaft Platz zu machen, die infamer Weise den altehrwürdigen Namen beibehalten hat, dürfte das Wiener eines der ältesten durchgehend betriebenen Cafés der Stadt sein – selbst das Café Luitpold ist nur sechs Jahre älter. Beziehungsweise: gewesen sein. Denn im Frühjahr 2022 ist Schluss.

Kunstdrucke an den Wänden, ein großer Spiegel mit Goldrahmen, ausladende Kronleuchter, gedämpftes Licht, in die Jahre gekommene Kaffeehausmöbel, das Wiener ist mit Sicherheit kein Coffeeshop. Altmodisch? Ja! Aber altbacken? Nein! Für viele ist das Café Wiener das zweite Wohnzimmer und ein Stück Heimat. Besonders traurig: hier zieht im nächsten Jahr die Bäckerei Wimmer ein. Bisher hat die Bäckerei-Kette ihre Filiale vier Häuser weiter. „Die neue Fläche ist ein bisschen größer und vom Zuschnitt her einfacher“, erklärt Martin Wimmer der Münchner TZ.

Jetzt sucht Cafébetreiber Rainer Wiener nach einem neuen Standort im Viertel. Damit es weiter geht. Damit die Stammkunden weiter kommen können. Doch erstmal wird das Café Wiener fehlen, München ein Stück Kaffeehaustradition verlieren und das Gärtnerplatzviertel wieder etwas uniformer, verwechselbarer und kommerzieller werden. Backshop statt Kaffeehaus nur wegen ein paar Quadratmetern mehr? Offenbar zählen Traditionen nicht mehr. Man sucht sich keinen neuen Standort, man sucht sich einen Platz, an dem schon jemand erfolgreich ist. Schade!

Konditorei Café Wiener, Reichenbachstraße 8, München-Altstadt, Öffnungszeiten: Montag – Freitag 08:30 – 18:00 Uhr, Samstag 08:30 – 17:00 Uhr, Sonntag 13:00 – 18:00 Uhr.

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36 Gedanken zu “Das Aus für’s Café Wiener”

  2. Ja schade, auch wenn ich das Haus nicht kenne. Ich befürchte aber, demnächst werden, nach und nach, noch viel mehr Betriebe schließen müssen. Da kommt noch was auf uns zu.

    Trotzdem noch einen netten Tag! 😉

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          1. So eine Situation kenne ich aus Bayreuth, wo unser Lieblingscafe mit dem schönsten, gemütlichen Ambiente und den besten hausgemachten Kuchen plötzlich das Gebäude räumen musste, weil nebenan eine Synagoge war und der Bürgermeister von den dortigen Leuten irgendwie dazu gebracht wurde, ihnen das Haus in dem das Café war zu übergeben. War damals ziemlich heftig und die Pächter des Cafés waren natürlich extrem verärgert zumal sie das einzige Cafe in weiterer Umgebung und noch dazu fast direkt vor dem Opernhaus waren.

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            1. Leider ist das nicht nur ein Münchner Phänomen. Wobei ich das Gefühl habe, dass München besonders sträflich mit seinen Traditionen umgeht. Das älteste Kaffeehaus wird zur Pizzaria, das älteste Kino nach über hundert Jahren ein Bürogebäude…

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