Es war einer dieser Samstage während Corona: das Wetter war kalt aber sonnig, die Fahrgäste blieben aus. Ich befürchtete eine weitere finanzielle Niederlage, also ein deutliches Unterschreiten der ohnehin schon Lockdown-bedingt sehr niedrigen Erwartungen meines Chefs. Dann riss mich das klingeln des Datenfunkgerätes aus meinen Überlegungen. Der Kunde wollte zu meiner Freude nach Schleißheim. Keine Weltreise, doch die 30 bis 40 Euro Umsatz verbessern meine Bilanz dann doch.

In Schleißheim angekommen mache ich das, was ich, wenn ich schonmal da bin, eigentlich fast immer mache. Ich werfe einen Blick auf das Schloss und da dort gerade ein Parkplatz frei wurde, stellte ich mein Taxi ab. Ein kleiner Winterspaziergang kann ja nicht schaden. Allerdings war es so kalt draußen, dass es mit meiner Mütze nicht getan war. Im Gegenteil: ich brauchte zusätzlich meine Kapuze und die musste ich auch noch möglichst winddicht verschließen. So gewappnet drehte ich meine Runde.

Schloss Schleißheim besteht aus drei Schlossbauten: dem alten Schloss, dem neuen Schloss und Schloss Lustheim. Während die ersten beiden sich gegenüber stehen, findet sich letzteres am Ende einer Parkanlage. Die Bauten wurden im 17. und 18. Jahrhundert von den bayerischen Kurfürsten als Sommerresidenz errichtet. Der beeindruckenste der drei Bauten, das Neue Schloss Schleißheim wurde im Auftrag des Kurfürsten Max Emanuel erbaut. Der bayerische Herzog konnte sich an der Wende zum 18. Jahrhundert Hoffnungen auf die Kaiserwürde machen und versuchte, seinen Status mit einem Residenzbau nach französischem Vorbild zu unterstreichen.

Ich drehte also meine runde um das Neue Schloss, hinter dessen Rückseite sich der Park erstreckt. In der Ferne sah man Schloss Lustheim, auf dem zugefrorenen Kanal davor tummelten sich zahlreiche Eisläufer und anderes Volk. Mir stand der Sinn nicht nach Menschenmassen, die offensichtlich nicht in der Lage sind vernünftige Abstände einzuhalten. Vom Tragen von Masken ganz zu schweigen. Außerdem wurde mir langsam kalt. Das fehlt halt zur Zeit: die Einkehrmöglichkeit zum Aufwärmen!

Zurück zum Auto. Eine liebe Freundin hatte mir einige Dosen Nescafé Express zukommen lassen. Eine davon fuhr als eiserne Kaffeereserve mit. Der Inhalt war wenig überraschend: kalter Nescafé halt. Aber ich will nicht meckern. Nach meiner Schloss-Runde war das ein willkommener und nötiger Koffein-Schub. So ging es frisch gestärkt in die Stadt zurück. Und ja, ich konnte die Erwartungen meines Chefs dann doch noch knapp erfüllen.

Quelle: Wikipedia.
Nach Schleißheim wollte ich schon lange mal, warte doch lieber bis zum Frühjahr 😉. Aber kalter Nescafe im Winter ???
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Ist meine Reserve, falls mir unterwegs mein Thermoskannen-Kaffee ausgeht…
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Sehr schöne Bilder.
Naja und als dieser Expresso auf dem Markt kam, war ich ein sehr großer Fan davon. Aber man hat wohl die Auswahl an Geschmacksrichtungen erweitert, aber auch leider die Rezeptur. So lecker wie damals ist er nicht mehr.
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Das Gefühl hatte ich auch. Da gibt es einen von Lavazza, der ganz passabel ist.
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Aha, Lavazza hat also auch was im Angebot. Bin ja eigentlich weg von dem Dosenzeugs, lieber selbst gemacht oder wo als Frischware eigeholt. Hauptsächlich wegen dem Müll. Aber so hin und wieder.
Früher hatte ich immer wo Dosen gebunkert. Klar auf Montage hat man sowas dabei.
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Wie gesagt: meine Reserve für Koffein-Notfälle…
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Ich denke mal, Du dürftest gar keinen anderen Beruf haben, denn die Nebenprodukte Deiner Tätigkeit, erfreuen die Leserschaft. Ansonsten wünsche ich Dir, dass „die da oben“ mal ernsthaft in Erwägung ziehen, das Taxigewerbe zu subventionieren, um Taxifahrten für mehr Menschen wieder bezahlbar zu machen – statt sich zu überlegen, ob man nicht nach dem gleichen Prinzip der City-Roller, über die ich überall gestolpert bin, auch City-Cars anzubieten, und damit nicht nur dem Taxigewerbe noch mehr Kunden zu entziehen, sondern auch noch ein paar Autovermietungen in den Ruin zu treiben – von allen anderen unerquicklichen Begleiterscheinungen ganz abgesehen.
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Die Roller und die Autovermietungen sehe ich gar nicht als vorrangiges Problem. Immer weniger Leute schaffen sich ein eigenes Auto an, zumindest in der Großstadt. Während man sich früher eher auf eine Transportart festgelegt hat, wechseln die Leute heute eher durch. Leute, die kein eigenes Auto haben, nehmen sich mal einen Leihwagen, mal fahren sie mit Bus und Bahn, mal cruisen sie mit dem Roller durch die Stadt – und mal fahren sie mit dem Taxi. Schwieriger ist es da mit Uber, CleverShuttle und Co. Die machen entweder klassischen Taxiverkehr zu Dumpingpreisen und ohne die lästigen und teuren Pflichten, wie Uber, oder werden – weil sich das Angebot nicht rechnen kann – subventionier, wie Clever-Shuttle oder eines der vielen ÖPNV-Taxi-Hybriden, wie sie viele Städte gerade „erfinden“.
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Ja, in Berlin ist so ein ÖPNV-Verschnitt auch gerade wieder im Gespräch. Die Meldung ist natürlich schnell im Corona-Test-Chaos untergegangen. Da war schon so einiges: Ich erinnere mich daran, dass mal zu bestimmten Uhrzeiten (nachts) Taxis zum BVG-Tarif fuhren, natürlich nur auf der Busstrecke und nicht vor die Haustür. Und – noch viel schräger – erinnere ich mich auch dunkel an jede Menge Privatwagen, die als Taxi fahren durften. Ich war damals noch recht jung, und als junge Frau musste man wirklich aufpassen, zu wem man sich da ins Auto setzte.
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Richtig: Dabei macht gerade Uber eine sehr gründliche Medienarbeit. Geht es um einen hippen, digitalen, innovativen Fahrdienst, dann ist es Uber, bestellt eine Junge Frau ein Uber über die App und steigt zu einem unbekannten Mann in ein nicht gekennzeichnetes Fahrzeug und wird daraufhin belästigt, dann war’s ein Taxi…
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Dann hat der Tag für dich doch noch eine gute Wendung genommen. Sehr schön!
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Man darf sich nicht unterkriegen lassen…
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Amo✨✨
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Muito obrigado!
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Grata por você estar aqui 🙏🌸
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Estou ansioso para vê-lo lá!
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✨🙂
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So so, Taxifahrer, hm? 😉 Jetzt verstehe ich, warum du Kaffee so magst, das muss ja bei dem Job bereits zu den Grundnahrungsmitteln zählen 🙂
Schöne Fotoimpressionen!
Liebe Grüße
Kasia
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Ich bin jetzt viele Jahre zweigleisig gefahren: als Taxifahrer und Journalist. Beide Berufe sind für mich ohne Kaffee undenkbar…
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Als Journalist? Ein reizvoller, aber gefährlicher Job. Ich habe mal mit dem Gedanken gespielt, aber nach der toten Journalistin auf Malta dachte ich mir, nein, ich bin glücklich da wo ich bin… 🙂
Stimmt es, dass Journalisten vorwiegend auf selbständiger Basis arbeiten?
Liebe Grüße
Kasia
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Ja, das war 2017 die Kollegin Daphne Caruana Galizia, Journalistin und Bloggerin. Die allerdings war investigativ unterwegs und das kann durchaus mal sehr gefährlich werden, vor allem dann, wenn man über die „falschen“ Leute recherchiert. Auslands- oder Kriegsberichterstatter hätte mich vielleicht auch gereizt, aber dafür bin ich zu spät eingestiegen. Allerdings war ich mehrmals zur Recherche auf dem Balkan, siehe hier: https://wp.me/p8O5tv-2kV . Die meisten Journalisten arbeiten hingegen weit weniger gefährlich im Inland. Und ja, viele Kolleginnen und Kollegen sind Freiberufler. Schon deshalb war es nicht verkehrt zweigleisig zu Fahren. Zur Zeit läuft beides nicht so toll, dafür habe ich aber noch meinen Blog hier…
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