Osterferien – und wir müssen daheim bleiben. Mit Verreisen ist ja wohl erstmal eher nichts. Aber davon lassen wir uns die Ferienlaune nicht verderben. Wenn wir nicht selbst in die Ferne schweifen können, dann machen wir es wenigstens in Gedanken. Denn die sind ja bekanntlich frei! Also verreisen Sie mit mir an einige der schönsten Kaffee-Orte Europas!
Wer meint, die Balearen-Insel ist nur gut für Ballermann, Party und Sangria aus Einern, der tut Mallorca Unrecht. Gerade Palma de Mallorca hat neben dem Tourismus – oder vielleicht sogar trotz des Tourismus – eine gut erhalte Café-Kultur. Dabei vermischt sich oft Traditionelles mit Modernem. Wie zum Beispiel in der Rösterei Arabay, ein Unternehmen in der dritten Generation, dass heute in einer Cafeteria im Stil „Third Wave“ verkauft. Oder das Hostal Cuba, ein modernes Hotel mit einer stilvollen Bar in einem historischen Gebäude aus der Zeit des katalonischen Jugendstil. Oder das Café Gran Hotel, ein lichtes und ruhiges Café in einem der Wahrzeichen der Stadt.
Es schadet nichts ein paar Brocken in der Sprache des Urlaubslandes sprechen zu können, das man gerade bereist. Im Falle eines der liebsten Urlaubsziele der Deutschen, der Baleareninsel Mallorca ist das aber nicht, wie vielfach fälschlich angenommen Spanisch oder gar Deutsch, dem Lande eigen ist ein Dialekt aus dem Katalanischen. Nennt man diesen Dialekt zusammenfassend Balearisch, dann ist das in etwa so, als fasse man Bayerisch, Fränkisch und Schwäbisch zusammen. Im Falle von Mallorca heißt die Sprache also korrekt Mallorquin und auf den Nachbarinseln entsprechend Menorquí für Menorca und Eivissenc, was auf Ibiza gesprochen wird.
Wer also abseits des Ballermann oder der All-inclusive-Hotels seinen Kaffee genießen möchte, der tut gut daran sich mit den mallorquinischen Spezialitäten vertraut zu machen. Damit es ihm nicht so ergehe, wie mir im absolut empfehlenswerten Restaurant Es Cruce in Vilafranca mit der einprägsamen Adresse Kilometer 41 und zwar an der Autobahn von Palma nach Manacor. Dort kocht man nicht nur Mallorquinisch, man spricht es auch. Speisekarten gibt es auf Katalanisch und Mallorquin, da versagt das beste Langenscheidt-Reisewörterbuch Spanisch – Deutsch.
Basis der balearischen Kaffeekultur ist der Café solo, ein Kaffee aus dunkel gerösteten Bohnen, bei dem das heiße Wasser mittels hohem Druck durch das Kaffeemehl gepresst wird. Man kann es erraten: es entspricht dem Espresso. Der Cortado ist ein Café solo mit mit etwas geschäumter oder heißer Milch, der Café con leche ist ein Café solo mit der gleichen oder doppelten Menge heißer Milch – das Standardgetränk zum Morgen!
Der Café Americano ist, wie in Italien auch, ein verlängerter Espresso. Den Namen hat er daher, dass den amerikanische GI’s der Espresso zu stark war und sie ihn deshalb mit mehr Wasser getrunken haben. Typisch für Mallorca hingegen ist der Carajillo, ein Café solo mit Schuss, üblicher Weise mit Amazona, einem hochprozentigen Rum-Likör. Der Café bonbón ist ein Café solo, der über eine Schicht gesüßte Kondensmilch gegossen wird. Gibt man dem Ganzen noch eine Haube aus Milchschaum wird daraus ein Café leche leche.
Das Richtige für heiße Tage ist der Café con hielo. Hier bringt die Bedienung meistens zwei Gläser. Eines mit dem Kaffee und eines mit Eiswürfeln. Den Kaffee kann man nach Belieben süßen und gießt ihn dann über die Eiswürfel. Analog dazu gibt es auch einen Cortado con hielo und Café leche con hielo. Eine weitere Erklärung erübrigt sich. Jetzt muss man nur noch vor sein Wunschgetränk ein „Voldria…“ setzen und den Satz mit einem „per favor!“ beenden. Und schon ist unsere Bestellung auf Mallorquin fertig. Fins un altra y adéu!
So gewappnet können wir uns auch an die Bestellung unseres Frühstücks wagen. Wie in vielen südlichen Ländern gibt es zum Café con leche gerne zu Croissant oder ein ähnliches Backwerk dazu. Typisch für Mallorca allerdings ist die Ensaimada, eine leckere, mit Puderzucker bestäubte Hefeschnecke. Die „Ensaimada de Mallorca“ ist eine Spezialität mit geschützter geografischer Angabe, „de Mallorca“, und zählt zu den Kulturgütern der mallorquinischen Küche. Die Herstellung ist aufwendig, weshalb die echten Ensaimadas de Mallorca im Ausland eigentlich nicht zu bekommen sind. – Es sei denn, man backt die Schmalzschnecke selbst. Schweineschmalz gehört übrigens zum Originalrezept. Und die gibt es vor allem in den zahlreichen Bäckereien in der Altstadt von Palma.
Einer dieser Orte ist eine Panadería, eine Bäckerei, in der Carrer de Colom 16, im Herzen der Altstadt von Palma. Das Cappuccino im Hotel Mama, das altehrwürdige Ca’n Joan De S’aigo und der Plaça Major, der zentrale Platz der Stadt, sind nur Schritte entfernt und das Can Forteza Rey, ein beeindruckendes, modernistisches Gebäude mit seiner einzigartigen Mischung aus französischer und belgischer Art Nouveau mit ihren Wellen- und Blumenformen und dem österreichischen Sezessionsstil, ist in Sichtweite.
Von außen völlig unscheinbar Forn Ca na Teresa ist ein nettes, kleines Café im Stil der 60er Jahre. Eine lange, geschwungene Holztheke mit üppiger Auslage, bestückt mit allerlei Backwerk verschiedenster Machart, eine mehrgruppige Espressomaschine, kleine Bistrotische mit marmorner Platte und dazu passenden dunklen Stühlen geben dem Raum seine Note zwischen Bäckerei und Café – eine Panadería halt. Die Bäckerei unterhält mehrere Filialen auf der Insel. Diese hier wurde 1966 eröffnet.
Ein kleines Frühstück mit Café con leche und einem Croissant oder Ensaimada gibt es hier ab 2,20 Euro, die Kuchen sehen verlockend aus und man verspürt eine große Lust sich über die heimischen Backspezialitäten durchzufressen. Hier sitzen Einheimische friedlich neben Touristen, frühstücken oder decken sich mit Backwaren ein. Bei so einem Angebot, lohnt sich das Hotelfrühstück wahrlich nicht!
Es gibt allerdings auch Palma besucher, die behaupten das beste Frühstück der Inselhauptstadt gäbe es auf der Straße, beziehungsweise in einer der drei städtischen Markthallen. Der Mercat Municipal de Santa Catalina ist zwar nicht die größte Markthalle von Palma, aber eine der schönsten.
Das umgebende Viertel entstand um die vorletzte Jahrhundertwende. Zuerst wohnten Seeleute und Fischer hier, jetzt ist hier ein wohnliches Quartier entstanden zwischen Historie und Moderne, ein lebendiges Viertel, mit Cafés, Restaurant und kleinen Tapas-Bars, dessen zum Teil verwitterten Häuser mit bröselnden, von der salzigen Seeluft zersetzten Balkonen, die einen an Havanna erinnern. 1905 kam dann der Markt dazu, um die Bewohner der Umgebung mit frischen Waren zu versorgen.
Die Markthalle ist geräumig und kühl, die Auslagen üppig gefüllt mit Obst, Gemüse, Fleisch und Fisch. Daneben Gewürze, Oliven, Öle, Alkohole in verschiedensten Variationen, geräucherte Schinken, facettenreiche Käse aus Kuh-, Schafs- und Ziegenmilch. Bester Platz für den hungrigen Besucher ist die Bar La Tapita, wo man bei Cafe con leche und Tapas das Marktleben an sich vorüberziehen lassen kann.
In der Bar Joan Frau nicht weit entfernt kann es im Sommer sogar passieren, dass der abgedankte spanische König Juan Carlos neben Euch sitzt, denn hier soll es die die beste Paella Spaniens geben. Jeder, der nicht König ist, sollte für dieses Gericht besser reservieren.
Da die Tapas der Bar La Tapita billig und lecker waren, entstand die Idee sich durch das Sortiment zu futtern, was der Barista vereitelt, indem er frisch immer neue Variationen kreierte. Gebratene Wurst, geräucherte Leber, getrockneter Schinken, immer vielfältiger wurde das Angebot. Nach einem gefühlten Dutzend pro Person und drei Tassen Kaffee geben wir dann auf. Eines der besten Frühstückserlebnisse ever!
Bevor wir Mallorca aber wieder verlassen, trinken wir noch gemeinsam eine Tasse Cappuccino am Hafen, am Meer, namentlich im Cappuccino Grand Café Passeig Maritim. Die Lage am Meer ist unübertrefflich. Der Blick aufs Meer, auf den Hafen, auf die Kathedrale. Lange war hier die Domäne des Restaurante Palma De Mallorca Maritimo und der Bar Maritimo, angepriesen in jedem gängigen Reiseführer. Bewertungsportale und Reiseseiten verminderten diesen Nimbus. Oft war von hohen Preisen und schlechter Bedienung die Rede.
Seit 1995 belebt Konkurrenz das Geschäft. Nur wenige Schritte von der Bushaltestelle Costa Azul entstand das Cappuccino Grand Café, ein Lokal mit einem ganz besonderen Konzept. Bei der Einrichtung fängt es an. Jedes Stück wird vom Firmengründer „Mr. Cappuccino“ Juan Picornell persönlich ausgesucht. Und bei Bedarf auch ausgetauscht. Einmal entdeckte er besonders schöne Papieruntersetzer. Sie wurden sofort gekauft und ins Programm aufgenommen. Jedes Detail soll stimmen. Nicht nur beim Mobiliar, sondern natürlich auch bei der Qualität der Waren, deren Präsentation und auch beim Personal, auf alles wird geachtet und der Besuch des Cafés soll für jeden Gast zum Erlebnis werden.
Während wir unseren Cappuccino in der Sonne auf der Terrasse des Cappuccino Grand Cafés trinken, wird es Zeit, hier die Jacken auszuziehen und die Ärmel der Pullover hochzukrempeln. Obwohl es erst Anfang April ist, ist die Sonne schon kräftig hier und wärmt uns. Ein Schluck Kaffee noch, dann ist es Zeit für ein zweites Frühstück!
Morgen machen wir unseren Osterspaziergang rund um den den Tegernsee und entdecken alte und neue Kaffee-Plätze. Hier geht es zurück nach Wien!
Jetzt eine Tasse Kaffee?
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War bisher einmal auf Mallorca, allerdings nicht in Palma ! Stop einmal noch auf einem Flug von Lanzarote weil das Flugzeug einen technischen Defekt hatte und wir in Palma abends notlanden mussten ! Das war es mit dem Kaffee !!!
War bisher einmal auf Mallorca, allerdings nicht in Palma ! Stop einmal noch auf einem Flug von Lanzarote weil das Flugzeug einen technischen Defekt hatte und wir in Palma abends notlanden mussten ! Das war es mit dem Kaffee !!!
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Die Insel hat deutlich mehr zu bieten, als nur Schinkenstraße und Ballermann!
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